Dienstekomposition

Dienstekomposition

Dienstkomposition (engl.: service composition) ist ein Begriff aus der Informatik und beschreibt die Art und Weise wie Dienste miteinander verknüpft sind. Da der Begriff meistens im Bereich der Serviceorientierten Architektur verwendet wird, ist er auch unter Web Service Composition geläufig. Es werden zwei Arten der Kompositionen unterschieden: Orchestrierung und Choreographie. Eine Dienstkomposition kann aus einer oder beiden Arten bestehen.

Inhaltsverzeichnis

Orchestrierung

Orchestrierung (engl.: orchestration, Instrumentierung, Inszenierung) ist das flexible Kombinieren mehrerer Services zu einer Komposition. Diese Komposition beschreibt einen ausführbaren Geschäftsprozess. Sowohl unternehmensinterne als auch unternehmensexterne Dienste können kombiniert werden. Der Prozessfluss wird durch einen Teilnehmer kontrolliert. Jeder Dienst hat dabei einen eingeschränkten Sichtbereich (engl. Scope) und kann für Prozesse nur innerhalb seines Sichtbereichs entscheiden. Aktivitäten hinter einem direkten Kommunikationspartner bleiben verborgen. WS-BPEL ist ein Beispiel für eine Sprache zur Orchestrierung von Web Services.

Choreographie

Bei der Choreographie (engl.: choreography) beschreibt jeder Dienst seine eigene Aufgabe in der gesamten Komposition. Es gibt keinen zentralen Punkt, der die Korrektheit und Aufgabenerfüllung kontrolliert. Der Fokus liegt auf dem Nachrichtenaustausch zwischen den Diensten. WS-CDL ist ein Beispiel für eine Choreographiesprache.

Abgrenzung Orchestrierung und Choreographie

Abgrenzung Orchestrierung und Choreographie

Die Orchestrierung enthält eine Beschreibung der Services, ihre Bedingungen zum Aufruf sowie Abhängigkeiten und Alternativen. Dabei ist der Prozess aus der Perspektive eines der „Beteiligten“ gesehen, das heißt dieser ruft andere Prozesse auf.

Im Gegensatz dazu beschreibt Choreographie, wie die einzelnen Prozesse untereinander agieren. Entsprechend dem Bild rechts ist die Orchestrierung die lokale Beschreibung eines (Geschäfts-)Prozesses (im Bild blau), wohingegen die Choreographie die Interaktion mehrerer Prozesse umfasst (im Bild rot).

Man kann den Unterschied zwischen Orchestrierung und Choreographie auch sehr schön anschaulich am Beispiel einer Straßenkreuzung erklären: Orchestrierung entspricht einer Ampelsteuerung zur zentralen Steuerung sämtlicher Fahrzeuge durch Lichtzeichen. Choreographie entspricht dagegen einem Kreisverkehr ohne zentrale Steuerung. Allgemeine Regeln im Kreisverkehr legen fest, wie Fahrzeuge in den Kreisverkehr einbiegen und diesen dann wieder verlassen.[1]

Ein weiteres Beispiel wäre die Situation in einem klassischen Orchester: Betrachtet man aus der Sicht eines Orchestermitglieds eine Einzelstimme, dann entspricht dies der Choreographie. Schaut man hingegen durch die Augen des Dirigenten auf die Partitur, dann bekommt man einen Überblick über das, was insgesamt abläuft. Folglich entspricht dies der Orchestrierung.

Beispiele

Als Beispiel für eine Orchestrierungssprache wäre WS-BPEL zu nennen. Im Gegensatz dazu wäre WS-CDL ein Beispiel für eine Choreographiesprache.

Diensteorchestrierung aus Konzeptsicht

Ein anderer Ansatz, Orchestrierung in der IT zu beschreiben, nutzt eine weiter gefasste und indifferenzierte Sicht auf die nötigen Konzeptebenen und Technologien, die bei der Zusammenarbeit von Services zur gemeinsamen Leistungserbringung relevant sind. Die Orchestrierung spielt sich hiernach in einem weiten Feld ab und tangiert u.a. folgende Bereiche:

Für diese Konzeptebenen existieren hierbei unterschiedliche Lösungen, die unterschiedliche technologische Schwerpunkte setzen.

Diensteorchestrierung in statischen Prozessumgebungen

Für verschiedene Anwendungsbereiche wurde das Zusammenspiel bestimmter Techniken auf einigen Konzeptebenen vielfach erprobt, wodurch sich gewisse Best-Practices etabliert haben. So wird in Umgebungen, die eine serviceorientierte Architektur auf Basis von Webservice ermöglichen und zusätzlich eher statische Prozesse implementieren (wie beispielsweise die Schnittstellte von Google AdWords), sehr häufig das Dreigespann WSDL, UDDI und SOAP eingesetzt. Hierbei werden sowohl die Beschreibung und Identifikation der Dienste, sowie der Etablierung und zuverlässige Durchführung der Kommunikation zwischen den Systembeteiligten ermöglicht.

Diensteorchestrierung in dynamischen Prozessumgebungen

Beim Einsatz von SOA in dynamischen Umgebungen, in denen das System sich auf flexibel ändernde Prozessabläufe und unvorhersehbare Dienst-Verfügbarkeiten einstellen muss, stößt die oben genannte Technologiekombination an Grenzen.

In solchen Umgebungen stehen zusätzlich zu den oben genannten Herausforderungen zur Dienste-Beschreibung und System-Kommunikation andere Aspekte im Fokus der SOA-Lösung. Der dynamischen Dienste-Analyse, -Generierung und -Bindung kommt dann eine besondere Bedeutung zu. Diese setzt sowohl eine semantische Beschreibung der Dienste, als auch eine Art intelligent agierender Orchestrierungsschicht voraus, die die Funktion eines rein passiven Dienste-Verzeichnisses (wie beispielsweise UDDI) entscheidend erweitert.

Solche semantischen, bzw. ontologischen Ansätze zur Diensteorchestrierung finden sich beispielsweise beim Adaptive Services Grid, wobei bislang keine Fälle von dynamischer Dienstkomposition bekannt sind. Statt semantischen Verfahren wäre auch eine einfache thematische Gliederung bzw. eine Standardisierung von Parametern innerhalb einer Plattform eine Alternative.

Einzelnachweise

  1. SOA in der Praxis, Nicolai Josuttis, 2008, S. 121

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