- Chris Harman
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Chris Harman (* 8. November 1942; † 7. November 2009 in Kairo) war ein britischer Journalist und politischer Aktivist. Er war Mitglied des Zentralkomitees der trotzkistischen Socialist Workers Party (SWP) und Herausgeber der Zeitschriften International Socialism und Socialist Worker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Harmans Familie gehörte zur Arbeiterklasse. Bereits als Oberschüler in Watford schloss er sich der trotzkistischen Socialist Review Group, dem Vorläufer der International Socialists (IS) an. Von 1962 bis 1965 besuchte er die Universität von Leeds und danach die London School of Economics (LSE), wo er bei Ralph Miliband eine unvollendet gebliebene Doktorarbeit begann. Er trug dazu bei, den Agitator, die Zeitschrift der Socialist Society der LSE, zu veröffentlichen. Im Jahre 1968 war er ein Führungsmitglied der IS und an der Vietnam Solidarity Campaign beteiligt. Dabei empörte es viele Linksradikale, als Harman bei einer Versammlung in der Londoner Conway Hall der South Place Ethical Society den vietnamesischen Revolutionsführer Ho Chi Minh anklagte, den Führer der vietnamesisch-trotzkistischen Bewegung Ta Thu Thau im Jahre 1945 nach der Niederschlagung des Aufstands der Arbeiter in Saigon ermordet zu haben.
Harman wirkte für die IS und SWP vor allem als Theoretiker und schuf eine Anzahl von Büchern und Artikeln zu einem umfangreichen Spektrum von Themen. Beinahe alle seine Schriften erschienen in den Veröffentlichungen der IS oder SWP oder in nahestehenden Verlagen wie z. B. Bookmark. Harman war 1976-1977 der erste Herausgeber von Socialist Worker und übte diese Tätigkeit erneut von 1982 bis 2004 aus, als er damit anfing, das International Socialism Journal herauszugeben, die theoretische Vierteljahreszeitschrift der SWP.
Seine Arbeit The First Last Time über den Mai 1968 in Frankreich und andere Aufstände der Arbeiter und Studenten in den 1960er Jahren ist auch von der Rockband Rage Against the Machine im Covertext ihres Albums Evil Empire der Lektüre anempfohlen worden.
Aufgrund seiner Zusammenarbeit mit der 2004 in Großbritannien gegründeten Respect-Partei, mit welcher er die positive Aufnahme des Staatsstreiches der Hamas-Bewegung im Gazastreifenteilte, ist Harman auch von Vertretern der trotzkistischen Third Camp-Strömung kritisiert worden.[1]
Harman verstarb am 7. November 2009 nach einem Kreislaufstillstand während eines Vortrags auf der Socialist-Days-Konferenz des Zentrums für sozialistische Studien in Kairo.
Werke (Auswahl)
- Education, capitalism and the student revolt, 1968
- Russia: How the Revolution Was Lost, 19671, 1974
- deutsch: Rußland wie die Revolution scheiterte 19771, 3. Auflage 1989
- mit Dave Peers: Unemployment and how to fight it (with Dave Peers), 1971
- The struggle in Ireland, 1974
- Why Labour fails, 1979
- New technology and the struggle for socialism, 1979
- The summer of 1981: a post-riot analysis, 1981
- mit Duncan Hallas :Days of Hope: The General Strike of 1926, 1981
- Gramsci versus Reformism, 1983
- Explaining The Crisis: A Marxist Reappraisal, London 1984, ISBN 0-906224-11-X
- mit Alex Callinicos: The Changing Working Class: Essays on Class Structure Today, Bookmarks, London 1987, ISBN 0-906224-40-3
- mit Peter Binns und Tony Cliff: Russia: from workers' state to state capitalism, London 1987
- Class Struggles in Eastern Europe, 1945-1983 London 1988, ISBN 0-906224-47-0
- The Fire Last Time: 1968 And After, London 1988, ISBN 1-898876-35-5
- The revolutionary paper, 1991
- deutsch: Revolutionäre Zeitung, aus dem Englischen von Stefan Bornost, Bearbeitet von Danijela Cenan, VGZA e.V., Edition aurora, Frankfurt a. M. 1998
- als Herausgeber: In The Heat of the Struggle: 25 Years of Socialist Worker, mit einer Einleitung von Paul Foot, 1993, ISBN 0-906224-94-2
- Economics Of The Madhouse: Capitalism and the Market Today, London 1995, ISBN 1-898876-03-7
- How Marxism Works, London 1997, ISBN 1-898876-27-4
- deutsch: Das ist Marxismus, 19871, 4. Auflage 1998
- The Lost Revolution: Germany 1918-23, London 1997, ISBN 1-898876-22-3
- deutsch: Die verlorene Revolution: Deutschland 1918–23, VGZA e. V., Frankfurt 1998
- Marxism And History: Two Essays, London 1998, ISBN 1-898876-31-2
- A people's History of the world, 1999
- The Prophet And The Proletariat: Islamic fundamentalism, class and revolution, 19941, London 1999, ISBN 1-898877-18-1
- deutsch: Islamischer Fundamentalismus, 2002
- Workers of the World – Die Arbeiterklasse im 21. Jahrhundert, übersetzt aus dem Englischen von Thomas Walter, Edition aurora, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-934536-08-5
- Zombie Capitalism: Global Crisis and the Relevance of Marx, London 2009, ISBN 978-1-905192-53-3
- deutsch: Der Irrsinn der Marktwirtschaft, 1999
Weblinks
- Literatur von Chris Harman im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Chris Harman’s Back Pages, Blog von Chris Harman
- Chris Harman auf Marxists.org
- Nachrufe:
- Chris Harman 1942—2009 (diverse) in International Socialism, Nr. 125, 2010
- John Molyneux: Chris Harman, The Independent, 19. November 2009
- Alex Callinicos: Nachruf: Chris Harman 1942-2009 in: marx21.de, 23. November 2009
- Michael Rosen: Chris Harman, The Guardian, 9. November 2009
- Featured articles (diverse), in: Socialist Review, Nr. 342, Dezember 2009
- Chris Harman on Ho Chi Minh, 1969, Auszug aus David Widgery (Hrsg.): The Left in Britain, 1956-68, Harmondsworth, 1976
Einzelnachweise
- ↑ Sean Matgamna: An open letter to Chris Harman of the SWP, Workersliberty, 7. November 2007,
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