Christlicher Hebraismus

Christlicher Hebraismus

Als Christlichen Hebraismus bezeichnet man den Rückgriff christlicher Bibel-Exegeten auf den hebräischen Urtext des Alten Testaments zur Klärung von Fragen des Textverständnisses und der Interpretation der Heiligen Schrift.

Bereits Hieronymus hatte die semitischen Sprachen systematisch gelernt, um eine zuverlässige Bibelübersetzung erstellen zu können,

Erst unter dem Einfluss des Konzepts der tres linguae sacrae im Mittelalter begannen Exegeten jedoch in größerem Umfang, entweder jüdische Thora-Experten zu konsultieren oder selbst Hebräisch zu lernen. Insbesondere die Schule von Saint-Victor in Paris scheint hebräische Texte besonders genau untersucht zu haben. Zu den christlichen Hebraisten im mittelalterlichen Deutschland zählten Heinrich von Langenstein, Stephan Bodecker, Petrus Nigri (* um 1435, † um 1483; Peter Schwartz) und Konrad Summenhart. Aus dem französischen Sprachraum ist der Lexikograph Robert Estienne zu nennen.

Seit der Reformation wurde das Studium der hebräischen Sprache und des Judentums hauptsächlich von Protestanten betrieben. Nach Johannes Reuchlin gehören Sebastian Münster und Konrad Pelikan zu den Autoritäten auf diesem Gebiet. Schließlich wurden an den theologischen Fakultäten auch Professuren für Hebräische Sprache und Exegese des Alten Testaments eingerichtet.

Siehe auch

Literatur

  • Ilana Zinguer, Abraham Melamed, Zur Shalev (Hgg.): Hebraic Aspects of the Renaissance. Brill, Leiden 2011 (Brill’s Series in Jewish Studies, 45), ISBN 9789004212558. — Aufsatzsammlung zum hebräischen Denken innerhalb des Renaissance-Humanismus
  • Hartmut Lehmann, Anne-Charlott Trepp: Im Zeichen der Krise. Religiosität im Europa des 17. Jahrhunderts. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1999 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd. 152), Ss. 301-302, ISBN 3-525-35468-1 Google Bücher
  • Bernhard Walde: Christliche Hebraisten Deutschlands am Ausgang des Mittelalters. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster i. W., 1916. Online-Version
  • Jan Ziolkowski: „Tres linguae sacrae“ / Christlicher Hebraismus. In: Fritz Graf (Hrsg.): Einleitung in die lateinische Philologie. Teubner, Stuttgart [u.a.] 1997 (Einleitung in die Altertumswissenschaft), S. 309, ISBN 3-519-07434-6. Google Bücher

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hebraismus — Der Begriff Hebraismus bezeichnet: ein deutsches Wort oder einen Ausdruck im Deutschen, das bzw. der aus dem Hebräischen abgeleitet ist, siehe Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen die Beschäftigung eines Hebraisten mit dem Hebräischen,… …   Deutsch Wikipedia

  • Tres linguae sacrae — Das christliche Konzept der tres linguae sacrae (deutsch: „drei heilige Sprachen“), tres linguae sapientales (deutsch: „drei Sprachen der Weisheit“) oder auch tres linguae praecipuae (deutsch: „drei herausragende Sprachen“) bezeichnet die… …   Deutsch Wikipedia

  • Hebraistik — Als Hebraistik bezeichnet man die wissenschaftliche Beschäftigung mit der hebräischen Sprache. Die Hebraistik als universitäre Disziplin ist heute meist Teil der Fächer Theologie, Semitistik und Judaistik. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Jüdische Literatur — Jüdische Literatur. Die I. L., die man auch, aber unpassend, Rabbinische Literatur nennt, beginnt in demselben Zeitalter, in welchem der Übergang des Hebraismus in das Judenthum (s.d.) stattfand. Auf der Hebräischen Literatur (s.d.) wurzelnd u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”