Christuskirche (Aschaffenburg)

Christuskirche (Aschaffenburg)
Christuskirche Aschaffenburg 2011

Die Christuskirche ist die erste protestantische Stadtkirche in Aschaffenburg. Sie wurde 1839 errichtet und steht in der Altstadt in der Nähe des Schlosses.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 18. Oktober 1830 ersteigerte der Fabrikant Christ den ehemaligen Stiftshof / Kurie „Zum Schelmen“ in der Pfaffengasse für die evangelische Kirchengemeinde. So hatte man ein Pfarrhaus für Dr. Johannes Georg Hoffmann, den ersten Geistlichen und Gründer der protestantischen Gemeinde in Aschaffenburg erworben. Man errichtete 1831 die protestantische Schule, eine Lehrerwohnung mit Unterrichtszimmer. Durch Abbruch von Nebengebäuden schaffte man Platz, um nach Plänen des Bayreuther Kreisbaumeisters Riedel und Karl Ludwig Louis (Bauleiter beim Pompejanum-Bau), die erste protestantische Stadtkirche in Aschaffenburg zu errichten. Kronprinz Maximilian, der gerade in der Stadt weilte, nahm an der Grundsteinlegung am 8. Juli 1837 teil. Die einschiffige Anlage war 20 m lang, 12 m breit, hatte keinen Chor und der Altar, Taufstein und Kanzel befanden sich in der Mitte. Mittel zum Bau wurden in einer Landeskollekte gesammelt mit Unterstützung von Königin Therese eine Protestantin, die zur Auflage machte, eine Loge auf Kosten der Gemeinde zu erhalten damit sie bei Ihrer Anwesenheit hier im Schloss am Gottesdienst teilnehmen konnte. Die Gemeinde zählte zu diesem Zeitpunkt 300 Mitglieder.[1] Bei der Renovierung 1883 wurde das Kirchenschiff um ein Fenster verlängert, ein Chor angebaut, der Altar wurde in den Chor gestellt, somit konnte man die Platzanzahl für die Kirchenbesucher verdoppeln. 1920 erwarb man das Casinogebäude als Gemeindehaus. Durch Luftangriffe am 21. November 1944 und am 3. Januar 1945 ragte nur noch der Turm aus einem verbrannten Trümmerfeld.[2]

Wiederaufbau nach 1945

Nach Abbruch des Pfarrhauses 1948, Aushub des Gemeindehauses wurde dieses als erstes 1950 fertiggestellt. Am gleichen Ort und unter Verwendung des stehengebliebenen Turmes und der Ostfassade, doch wesentlich vergrößert - und bei aller Schlichtheit architektonisch und liturgisch in der Innengestaltung schön und würdig - erstand 1951/52 das Gotteshaus als „Christuskirche“ neu. [3] Das Kirchenschiff war um 11 auf 30m verlängert worden. Landesbischof Hans Meiser nahm Ostern 1952 die Einweihung vor.

Altar-Taufkapelle
Steinmeyer-Orgel

1972/73 erfolgte eine Umstellung des Innenraums. Der Altar wurde auf die Längsseite in Richtung Schloss gestellt und die Bestuhlung entsprechend angeordnet. Der Chor erhielt eine Schalldecke und ein Podium für Chorsänger und Solisten und einem Orchester.[4]

Bei der Renovierung 1999/2000 unter der Leitung von Architekt Theo Steinhauser aus Gräfelfing wurde die Westwand hinter dem Altar durchbrochen und ein hell verglaster Anbau als Taufkapelle angefügt. Die neue Bestuhlung ermöglichte nun vielfältige Gottesdienstformen und kirchenmusikalische Veranstaltungen. Blickfang ist die blaue Kreuzscheibe über dem Altar, gestaltet von dem Augsburger Helmut Ulrich. Das Altarkreuz wurde unter der Empore im Eingangsbereich aufgestellt. Mit dem heutigen Bachsaal im Osten, dem Gemeindehaus, der Kirche, dem neuen Pfarrhaus und der Kurie Starkenburg im Westen hat die evangelische Kirche (Pfaffengasse 13 - 19) einen repräsentativen Platz im Herzen der Stadt.

Orgel

Die 1961 von der Firma G. F. Steinmeyer & Co. in Oettingen in Bayern gebaute Orgel wurde am 21. Januar 1962 eingeweiht. Bestandteile des Instruments sind eine Schleiflade, mechanische und elektrische Registertraktur, angebauter Spieltisch (Tastaturen im Spieltisch), 6 Normalkoppeln (4 freie Kombinationen), Organo pleno, Register- und Jalousieschweller. Die Disposition und Abnahme erfolgte von Landeskirchenmusikdirektor Professor Friedrich Högner,[5] München[6] Unter dem Kantor und Kirchenmusikdirektor Christoph Emanuel Seitz wird die Orgel als Solo- oder Begleitinstrument bei Gottesdiensten, Musik zur Marktzeit, für die Aschaffenburger Kantorei, das Bachcollegium und die Aschaffenburger Bachtage eingesetzt. Sie gilt als Bereicherung im Aschaffenburger Musikleben.

Die Orgel hat folgende Disposition:

I. Rückpositiv C–g3 (56)
1. Bleigedackt 8’
2. Quintade 8’
3. Praestant 4’
4. Blockflöte 4’
5. Principal 2’
6. Terz 13/’5
7. Nasat 11/’3
8. None 8/’9
9. Scharfzimbel 3f. 1’
10. Krummmhorn 8’
Tremulant
II. Hauptwerk
11. Pommer 16'
12. Principal 8’
13. Rohrflöte 8’
14. Octave 4’
15. Kleingedackt 4’
16. Schwiegel 2’
17. Rauschflöte 2-4f. 22/’3
18. Mixtur 6fach 11/’3
19. Trompete 8’
III. Schwellwerk
20. Hohlpfeife 8'
21. Weidenpfeife 8’
22. Nachthorn 4’
23. Dolkan 4’
24. Ital. Principal 2’
25. Flageolett 1’
26. Gemsquinte 22/’3
27. Kleinkornett 3f. 22/’3
28. Plein jeu 7f. 2’
29. Rankett 16’
30. Franz. Oboe 8’
Tremulant
Pedal C–f1
31. Subbaß 16'
32. Quintade 16’
33. Octave 8’
34. Spillpfeife 8’
35. Gedacktpommer 4’
36. Hohlflöte 2’
37. Baßkornett 5f. 51/’3
38. Choralbaß 3f. 2’
39. Octavmixtur 3f. 2’
40. Posaune 16’
41. Trompete 8’

Glocken

Heute (2011) läuten vom Turm der Christuskirche die am 13. Februar 2009 in der Glockengießerei Rudolf Perner in Passau gegossenen, vier Glocken. Die Freudenglocke (Ton des2, Gewicht 430 kg) „Seid fröhlich in Hoffnung!“ Röm 12,12, die Trostglocke (Ton b1, Gewicht 500 kg) „Seid geduldig in Trübsal!“ Röm 12,12, die Gebetsglocke (Ton as1, Gewicht 690 kg) „Haltet an am Gebet!“ Röm 12,12, die Gedächtnisglocke (Ton f1, Gewicht 1150 kg) „Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten“ 2.Tim 2,8 [7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Evangelische Kirche
  2. Alois Stadtmüller - Aschaffenburg im Zweiten Weltkrieg - Bombenangriffe, Belagerung, Übergabe Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg i.K. Paul Pattloch Verlag Aschaffenburg 1970
  3. Curt Schadewitz - Aus der Geschichte der evangelisch lutherische Gemeinde Aschaffenburg, Aschaffenburger Jahrbuch 4 Band II Herausgegeben vom Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg i.K. Paul Pattloch Verlag Aschaffenburg 1957
  4. Alois Grimm: Aschaffenburger Häuserbuch. Band II: Altstadt zwischen Dalbergstraße und Schloß…. Geschichts- und Kunstverein e.V., Aschaffenburg 1991, ISBN 3-87965-053-5.
  5. s.a.Paul-Gerhardt-Kirche (München)
  6. Hermann Fischer: Orgeln der Region Bayerischer Untermain. Geschichts- und Kunstverein e.V., Aschaffenburg 2004, ISBN 3-87965-099-3.
  7. Christuskirche-Aschaffenburg/Glockenhistorie
49.9749589.143999

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