Konrad Kocher

Konrad Kocher

Konrad Kocher (* 16. Dezember 1786 in Ditzingen; † 12. März 1872 in Stuttgart) war ein deutscher Musiker und Komponist, hauptsächlich von Kirchenmusik.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lehrer und Ortspfarrer erkannten die Begabung des Ditzinger Schuhmachersohns, so dass der Vierzehnjährige eine Ausbildung zum Volksschullehrer erhielt. Seine Lieblingsbeschäftigung war allerdings das Orgelspielen. Unzufrieden mit seinem Hilfslehrerdasein in Esslingen, reiste Konrad Kocher 1805 zu Fuß und per Schiff nach St. Petersburg, um dort fast sieben Jahre als privater Klavierlehrer sein Geld zu verdienen. In der russischen Hauptstadt begegnete er dem Komponisten und Klavierunternehmer Muzio Clementi, der Kocher ermutigte, sich ganz der Musik zu widmen. Bei Clementis Schülern, den Pianisten Ludwig Berger und August Alexander Klengel, erhielt der Schwabe eine musikalische Ausbildung.

1811 kehrte er nach Württemberg zurück und ließ sich als Klavierlehrer in Stuttgart nieder. Jetzt begann er auch zu komponieren; zunächst einige Klavierstücke und insgesamt vier Opern, wovon zwei (Der Käficht, Der Elfenkönig) am Hoftheater in Stuttgart aufgeführt wurden. Die Vertonung von Goethes Singspiel Jery und Bätely durfte er dank der Vermittlung des Stuttgarter Verlegers Johann Friedrich Cotta dem Dichter in Weimar persönlich überreichen. Kochers erstes Oratorium Der Tod Abels wurde danach in Leipzig uraufgeführt. Von 1819 bis 1821 war Kocher zu kirchenmusikalischen Studien in Italien, vor allem in Rom, finanziert durch seinen Gönner Cotta. In Rom arbeitete Kocher eng mit dem preußischen Gesandtschaftssekretär Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen zusammen. Beide verband die Liebe zur altitalienischen Musik und der Wunsch, in Deutschland zur Verbesserung des Kirchengesangs beizutragen.

Konrad-Kocher-Schule in Ditzingen

Wieder zurück in Stuttgart veröffentlichte Kocher 1823 sein kleines Werk Die Tonkunst in der Kirche, oder Ideen zu einem allgemeinen vierstimmigen Choral- und Figuralgesange für einen kleinen Chor nebst Ansichten über den Zweck der Kunst im Allgemeinen. Darin forderte er einen Kirchengesang, der sich am Ideal der Einfachheit orientierte und auch den ärmsten Bauern zugänglich sein sollte. Kocher wirkte nun sehr engagiert und öffentlich unterstützt an der Verbesserung der Kirchenmusik Württembergs mit, u.a. durch die Gründung des Stuttgarter Kirchenmusikvereins. Zusammen mit Friedrich Silcher (Tübingen) und Johann Georg Frech (Esslingen) verfasste er 1828 das Vierstimmige Choralbuch für Orgel- und Klavierspieler. Damit sollte auch die Etablierung des vierstimmigen Gemeindegesangs vorangebracht werden,- im Rahmen der Kirchenmusikreform war dies Kochers Lieblingsprojekt, das er allerdings in den 1840er Jahren als gescheitert betrachten musste.

Konrad-Kocher-Straße in Ditzingen

Bei der Gründung des Stuttgarter Liederkranzes 1824 war Kocher, ein Anhänger von Hans Georg Nägeli und überzeugter Vertreter des Gesangs als Volksbildung, mit dabei und auch einige Jahre lang ein sehr produktiver Komponist mehrstimmiger Chorlieder für die überall in Württemberg entstehenden Liederkränze. Seit den 1830er Jahren konzentrierte er seine Kompositionstätigkeit mehr auf den kirchenmusikalischen Bereich. Kocher war 1827 zum Organisten der Stuttgarter Stiftskirche, der evangelischen Hauptkirche des Königreichs Württemberg, ernannt worden und avancierte zum anerkanntesten Kirchenmusiker Württembergs in der ersten Jahrhunderthälfte. In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm die Universität Tübingen 1852 die Ehrendoktorwürde. Auch nach seinem Ruhestand 1865 und noch fast bis zu seinem Tod 1872 war Kocher unermüdlich tätig: im Sammeln und Komponieren von Liedern, Chorälen und Orgelstücken.

Kocher war seit 1828 mit der Ulmer Pfarrerstochter Wilhelmine Neuffer verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos.

Von Kochers Kompositionen werden heute nur noch wenige aufgeführt, darunter seine anspruchsvollen Orgelstücke sowie einige seine Motetten. Das Evangelische Gesangbuch Württembergs enthält drei Lieder Konrad Kochers (Nr. 561, 631, 678).

In Kochers Heimatstadt Ditzingen sind eine Straße, eine Schule und eine Halle nach ihm benannt. [1]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Konrad Kocher als Namensgeber

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