John Corabi

John Corabi
John Corabi

John Nicholas Corabi (* 26. April 1959 in Philadelphia, Pennsylvania) ist ein US-amerikanischer Gitarrist und Sänger. Er wurde vor allem als Ersatz für Vince Neil bei der legendären Rock-Band Mötley Crüe und als Sänger und Gitarrist seiner Band Union bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Corabi wuchs mit mindestens drei Geschwistern (Anna, Janet und Todd) in Philadelphia auf, bevor er 1985 nach Los Angeles kam, um sich die Szene rund um den Sunset Strip anzusehen. Weil es eine vergleichbare Szene in Philadelphia nicht gab, beschloss er, mit seiner damaligen Frau Valerie, mit der er seit 1977 verheiratet war, nach Los Angeles zu ziehen, was er 1986 dann in die Tat umsetzte. 1987 wurde der gemeinsame Sohn Ian Karrac Corabi geboren.

Angora

Angora wurde in Philadelphia gegründet, und die Gruppe bestand aus Corabi (Gesang und Harmonika), dem Gitarristen Jimmy Marchiano, dem Bassisten Frank Scimeca und dem Schlagzeuger Robert Iezzi. Als Corabi nach Los Angeles zog, folgte ihm die gesamte Band. Es gelang Angora, einen Song in den Rock Steady-Studios in Hollywood aufzunehmen, der von Rob Cavallo produziert wurde. Der Song, Shake, Shake, erschien auf einem vom Radiosender KNAC in Los Angeles herausgegebenen Compilation-CD mit dem Titel Son Of Pure Rock.[1] Angora trat zu dieser Zeit häufig im Vorprogramm von Bands wie Racer X oder Shark Island auf.[2] Letztendlich löste sich die Gruppe jedoch auf, Jimmy Marchiano ging zurück nach Philadelphia, während Corabi, Scimeca und Iezzi in Los Angeles blieben.

The Scream

Nach dem Ende von Angora traf John Corabi auf den bei Racer X ausgestiegenen Gitarristen Bruce Bouillet. Mit ihm und zwei weiteren Ex-Mitgliedern von Racer X (John Alderete und Scott Travis) formierte er die Gruppe Saints or Sinners. Die Band erhielt einen Schallplattenvertrag, doch noch vor den Aufnahmen zu ihrem ersten Album verließ Travis die Band und wechselte zu Judas Priest. Er wurde durch Walt Woodward III († 8. Juni 2010; vormals bei der Band Shark Island) ersetzt. Die Band änderte ihren Namen zu The Scream und nahm das Album Let It Scream,[3] das auf dem Label Hollywood Records erschien, unter der Regie von Produzent Eddie Kramer auf.[4] Let It Scream erschien 1991, als Single wurde I Believe in Me veröffentlicht, außerdem erschien der Song Young and Dumb 1992 auf dem Soundtrack zum Film "Encino Man" (deutscher Titel: "Steinzeit Junior"), auf dem sich ironischerweise auch der Titel Your're Invited (But Your Friend Can't Come) von Vince Neil, dem geschassten Sänger von Mötley Crüe, befand.

In einem Interview mit "Spin"-Magazine 1992 hatte Nikki Sixx die Frage nach seinen musikalischen Favoriten damit beantwortet, dass er von "The Scream" begeistert sei, und John Corabi rief das Mötley Crüe Management am 14. Februar 1992 an, um sich zu bedanken. Nachdem er aufgelegt hatte, klingelte sein Telefon, und Nikki Sixx teilte ihm mit, dass Vince Neil die Band verlassen habe und die Crüe einen neuen Sänger bräuchte.[5] Er nahm Sixx' Einladung an, spielte am 17. und 18. Februar 1992 vor, und bekam den Job als Sänger von Mötley Crüe.

The Scream verpflichteten den Sänger Bill Fogarty als Ersatz für Corabi und nahmen ein weiteres Album (Takin' it to The Next Level) auf, das jedoch nicht veröffentlicht wurde, weil Hollywood Records den Vertrag kündigte.

Mötley Crüe

Corabi wurde erst im September 1992 als Nachfolger von Vince Neil bei Mötley Crüe vorgestellt, hatte mit der Band jedoch schon zahlreiche Songs für das nächste Crüe-Album (Arbeitstitel: Til Death Do Us Part) geschrieben.[6] Tommy Lee sagte in Interviews, dass die Stimme von John die von Vince Neil noch stark übertreffe, was auch zutraf (in der Tat sind die Stimmen beider Sänger nicht zu vergleichen). Das 1994 erschienene Album, das nun schlicht Mötley Crüe[7] hieß und von Bob Rock produziert worden war, war jedoch kommerziell nicht erfolgreich, vor allem wohl deshalb, weil die Fans der Band den Wechsel des Band-Sounds weg vom Glam und hin zu härteren, zeitgemäßen Klängen nicht abnahmen. Das Album stieg zwar am 2. April 1994 auf Platz 7 der Billboard 200 ein, landete aber nach zehn Wochen bereits auf Platz 194 und verschwand dann ganz aus den Charts.[8]

Vince Neil hatte mit seinem ersten Soloalbum Exposed[9] stilistisch den Weg fortgesetzt, den Mötley Crüe mit den Alben Dr. Feelgood und Decade of Decadence eingeschlagen hatten. Er erreichte mit seinem Debütalbum zwar nur Platz 13 der Billboard 200, konnte sich dafür aber 13 Wochen darin halten.

Während der Arbeiten an dem Album Generation Swine 1997 insistierte das Plattenlabel, dass Vince Neil aus kommerziellen Gründen zur Band zurückkehren solle. Dieser nahm, auch weil seine eigene Karriere mittlerweile im Sande verlief, das Angebot an, was das Aus von John Corabi bei Mötley Crüe bedeutete. Die Titel Flush und Let Us Prey auf Generation Swine sind noch unter Mitwirkung von Corabi entstanden.[10]

Union

Nach seinem Rauswurf gründete er 1997 mit Bruce Kulick (von 1984 bis 1995 Lead-Gitarrist der 1996 wiedervereinigten Kiss), Brent Fitz (Schlagzeug), und Jamie Hunting (Bass) die Band Union.

John und Bruce schrieben die Songs zu dem Album, das 1998 erschien und schlicht und einfach Union[11] betitelt wurde. Sie tourten zu zweit durch die USA und spielten ihre Songs akustisch. Kurz darauf machte sich die gesamte Band auf den Weg durch die Clubs rund um die Welt, wobei vor allem Japan sehr erfolgreich bereist wurde. Das zweite Album, Live from the Galaxy (1999)[12] enthielt neben den originalen Union-Songs auch Man in the Moon von Corabis Band The Scream, eine Coverversion von Cheap Tricks Surrender, Power to the Music, das Mötley Crüe 1994 mit Corabi als Sänger aufgenommen hatten, sowie das im Studio aufgenommene You've Got To Hide Your Love Away von den Beatles. Das dritte und (vorerst) letzte Union-Album The Blue Room[13] war etwas „radiotauglicher“ aufgenommen als die erste Studio-CD.

Union wurde nie offiziell aufgelöst. Im Juni 2011 deutete Kulick in einem Interview an, dass es möglicherweise später in diesem Jahr eine interessante Ankündigung zu etwas geben könnte, das John Corabi und er unter dem Namen Union unternehmen würden.[14]

Nach dem Ende von Union spielte und sang Corabi noch für das Eric Singer Project (ESP)[15], Twenty 4 Seven, Brides of Destruction (als Gitarrist), und Karl Cochran bei dessen Projekt Voodooland (Album Give Me Air).

Ratt

Im Jahr 2000 wurde Corabi überraschend bei der Hard-Rock-Band Ratt als neuer Rhythmusgitarrist vorgestellt. Dieses Engagement dauerte bis 2008. Corabi verließ nach dem Konzert am 5. September in Virginia Beach die Gruppe und trieb dann seine Solokarriere voran.[16]

Sonstiges

Im März 2010 erschien das dritte Solo-Album des Union-Gitarristen Bruce Kulick, BK3, für das Corabi den Song No Friend Of Mine mitschrieb und sang. Corabi plant für 2010 die Veröffentlichung eines Buches und ein Soloalbum. In einem Interview gab er bekannt, dass er außerdem plane, eine Kompilation zusammenzustellen, auf der Songs aller Bands, in denen er professionell gespielt hat, also Angora, The Scream, Mötley Crüe, Union und Ratt, enthalten sein sollen.[17]

2011 erscheint ein in den Rivergate Studios zusammen mit Chris Henderson (Gitarrist von 3 Doors Down) aufgenommenes Soloalbum von Corabi, das alte und neue Titel enthalten wird. In der 22. Kalenderwoche 2011 teilte der Sänger via Facebook mit, dass er die Arbeiten an dem Album in dieser Woche beenden werde.[18] Corabi ist als Interpret zahlreicher Coversongs bekannt und hat auf vielen sogenannten Tribute-Alben für andere Künstler mitgewirkt.[19]

Trivia

  • Union spielten im Januar 2005 in Tokio, Japan und tourten im November und Dezember 2005 durch Europa.
  • Im Frühjahr 2008 nahm John Corabi an der Mötley Cruise teil, einer viertägigen Kreuzfahrt durch die Karibik (Miami, Key West und Cozumel, Mexiko); mit dabei waren Künstler wie Vince Neil, Skid Row, Ratt, Slaughter, Endeverafter und Lynam. Auf dieser Reise kam Corabi zu Vince Neil auf die Bühne, um Highway to Hell von AC/DC mit ihm zu singen. Dieser Auftritt war eine einmalige Sache, weil die Fans zum ersten Mal beide Mötley-Crüe-Sänger gemeinsam auf der Bühne erlebten.
  • Corabi war als Sänger des Eric Singer Project im Februar 2009 auch auf deutschen Bühnen zu hören, nämlich in Kaiserslautern, Freiburg, Oberhausen und Memmingen. Außerdem spielte die Band in Pratteln (Schweiz), sowie in Italien, Tschechien, den Niederlanden, Belgien, Norwegen und Finnland. Zur Band gehörten außerdem Eric Singer, Bruce Kulick und Chuck Garric (Bassist bei Alice Cooper).

Diskographie

Angora

  • Shake, Shake (Song als Teil des Samplers Son Of Pure Rock)

The Scream

  • Let It Scream (1991)

Mötley Crüe

  • Mötley Crüe (1994)
  • Quarternary EP (1994)
  • Generation Swine (1997) bereits aufgenommene Gitarren- und Gesangsspuren; keine Credits
  • Red, White & Crue (2005)

Eric Singer Project

  • Lost and Spaced (1998)
  • ESP (1999)
  • Live in Japan (2007)

Union

  • Union (1998)
  • The Blue Room (1999)
  • Live in the Galaxy (1999)

Twenty 4 Seven

  • Destination Everywhere (2002)

Brides of Destruction

  • Here Comes the Brides (2004) (Gitarrenspuren)

Karl Cochran

  • Voodooland - Give Me Air (2004)

Bruce Kulick

  • BK3 (2010)

Videographie (DVD)

Mötley Crüe
  • Greatest Video Hits (2003)
Union
  • Do Your Own Thing live! (2005)
John Corabi
  • unbetiteltes Akustik-Album (2011)

Einzelnachweise / Links

  1. Unfinished John Corabi Biography auf http://www.kissfaq.com
  2. John Corabi-Interview für Inner City Rocks Podcast (Episode 56), veröffentlicht am 25. Juni 2010
  3. 1991, Intercord Ton GmbH, Hollywood INT 845.173
  4. Informationen zu The Scream und dem Album "Let it Scream" auf allmusic.com
  5. John Corabi in einem Interview für Inner City Rocks Podcast (Episode 56), veröffentlicht am 25. Juni 2010
  6. John Corabi Biographie auf kissfaq.com
  7. Motley Records/Beyond 724384779726
  8. Chart-History für Mötley Crüe auf billboard.com
  9. 1993, Warner Bros. 9362-45260-2
  10. Booklet zu Generation Swine
  11. Spitfire Records SPITCD006 GAS 0000006 SPR 553.0006.20
  12. Spitfire Records SPITCD018 GAS 0000018 SPR 553.0018.20
  13. Spitfire Records SPITCD015 GAS 0000015 SPR 553.0015.20
  14. rockmusicstar.com; Interview mit Bruce Kulick, 12. Juni 2011
  15. ESP, Rock Hard Records 061970238-2
  16. Bravewords.com: RATT Working on New Material; Album Planned for Early 2009.
  17. John Corabi-Interview für Inner City Rocks Podcast (Episode 56), veröffentlicht am 25. Juni 2010
  18. http://www.sleazeroxx.com/news/00417.shtml Artikel auf Sleazeroxx.com
  19. Liste der von John Corabi gesungenen Cover-Songs (allmusic-Datenbank)

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