Dammtorfriedhöfe

Dammtorfriedhöfe
Die Dammtorfriedhöfe im Jahr 1810
Begräbnisplatz der Hamburger Kirchen um 1890

Als Dammtorfriedhöfe wurden die Begräbnisplätze der Hamburger Kirchen bezeichnet, die außerhalb der Hamburger Stadtbefestigung zwischen der Sternschanze und dem Dammtor lagen.

Die Kirchen St. Johannis, St. Katharinen, St. Nikolai, St. Petri, St. Michaelis, St. Pauli und St. Gertrud legten hier in den Jahren 1793/94, jede für sich, ihre Friedhöfe an. Jede Kirche baute sich auf diesen Stätten ihre Kapelle, in der die Trauerfeiern stattfanden. Es entstanden prächtige Baumalleen ohne gärtnerische Ausschmückung.

Im 19. Jahrhundert blühte die Grabmalkultur auf den Dammtor-Friedhöfen. Einige Wohlhabende ließen sich Grüfte ausmauern. Viele Tote wurden in Einzelgräbern beerdigt oder in Familiengräbern. Die Grabmale wurden mit Inschriften, Ornamenten und Symbolen versehen oder sie blieben ganz schlicht mit dem Familiennamen versehen oder nur mit einem Vornamen.

Die Brüderschaften - so nannten sich die Zunftvereinigungen der Handwerker - ließen sich ebenso in Gemeinschaftsgräbern beerdigen wie auch die "Ämter". Die Grabstätten friedeten sie durch Ecksteine ein, die mit schmiedeeisernen Ketten verbunden waren, aber auch durch Gitter oder Hecken.

St.-Petri Begräbniskapelle
Denkstein für die Toten von 1813/14

Weil die neuen Dammtorfriedhöfe zunächst als "Elendenfriedhöfe" verschrieen waren, versuchten Hamburger immer noch, die Toten innerhalb der Stadtmauer zu beerdigen, was unter der französischen Besatzung am 1. Januar 1813 verboten wurde.

Im Jahr 1813 vertrieben die Besatzer 4000 Hamburger, weil diese sich keine sechs Monate mehr verproviantieren konnten. Bei eisiger Kälte mussten sie nach der Weihnachtsnacht die Stadt verlassen. Viele wurden von Altonaern aufgenommen, doch über 1000 Menschen starben infolge der Anstrengungen. 1815 ließ die Patriotische Gesellschaft ein Grabmal in Form eines Sarkophages für die Opfer errichten. 1841, nach Ablauf der Pacht für die Ottensener Wiese, gab das Kirchspiel St. Nikolai ein Stück seines Begräbnisplatzes für die Aufstellung des Grabmales her. Die Gebeine der Vertriebenen wurden überführt und hier begraben. Seit jener Zeit steht das Denkmal am selben Platz an der St.-Petersburger Straße (früher Jungiusstraße).

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde ein großer Teil der Dammtorfriedhöfe mit ihren Grabmalen eingeebnet und zum Aufmarschplatz umgestaltet. Im Gegenzug wurde zum Tag des Heimatschutzes ein Freilichtmuseum auf dem Friedhof Ohlsdorf hergerichtet [1], wo im Heckengarten nahe der Kapelle 10 die künstlerisch bedeutendsten Grabmäler der ehemaligen Dammtorfriedhöfe verwahrt werden.

Erhalten ist die St. Petri-Begräbniskapelle von 1802 inmitten der St. Petersburger Straße. Der klassizistische, von der Französischen Revolutionsarchitektur beeinflusste Bau nach Plänen von Johann August Arens war die erste Kapelle auf den Friedhöfen[2].

Auf den nördlich gelegenen Teilen der ehemaligen Begräbnisplätze inklusive dem damals angrenzenden Zoologischen Garten liegt heute der Park Planten un Blomen, auf den südlich davon gelegenen Flächen das mit Ausstellungshallen bebaute Gelände der Hamburg Messe. Der Name der am östlichen Rand davon verlaufenden Straße "Bei den Kirchhöfen" erinnert auch heute noch an die Begräbnisplätze.

Siehe auch

Literatur

  • Jörg Haspel: Von den Dammtor-Friedhöfen zum Japanischen Garten. Geschichtszerstörung als Traditionspflege?
In: Architektur in Hamburg. Jahrbuch 1991, S. 102-109
  • Gertrud Bunsen: Über die alten Hamburger Friedhöfe vor dem Dammtor.
In: OHLSDORF - Zeitschrift für Trauerkultur, Ausgabe: Nr. 104, I, 2009 vom 6. Februar 2009

Einzelnachweise

  1. Ohlsdorf, Erinnerungen an die Anfänge
  2. http://www.hamburg.de/contentblob/201404/data/denkmalliste-gesamt.pdf
53.5602194444449.9810777777778

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