- Hamburger Wallanlagen
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Die Hamburger Wallanlagen waren Befestigungen, die von 1616 bis 1625 um Hamburg errichtet wurden. Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden sie abgetragen und in Grünanlagen umgewandelt.
Inhaltsverzeichnis
Gründe für die Errichtung der Wallanlagen
Bereits Ende des 15. Jahrhunderts (ab 1475)[2] hatte man die im 13. Jahrhundert errichtete Hamburger Stadtmauer teilweise durch einen Wall ergänzt. In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die gesamte Stadt durch den so genannten Neuen Wall (die Straße „Neuer Wall“ zeigt den Verlauf noch im Westen der Altstadt) umgeben, der über mehrere Rondelle verfügte. Diese Befestigungsanlagen waren aber bereits zum Zeitpunkt ihrer Errichtung veraltet und beschränkten das Wachstum der aufstrebenden Stadt. (→ Plan der alten Befestigung)
Durch den latenten Konflikt mit dem damals an Hamburg angrenzenden Königreich Dänemark wurde eine massivere Befestigung notwendig. Im Jahre 1616 ließ der dänische König Christian IV. den Kriegshafen Glückstadt gründen, um so den Elbverkehr kontrollieren zu können. Als Reaktion beauftragten die Hamburger den niederländischen Festungsbaumeister Johan van Valckenburgh mit der Errichtung neuer Befestigungsanlagen.
Architektur
Diese Befestigungen wurden nach niederländischem Vorbild aus Erde errichtet und mit einem breiten Wassergraben umgeben. Die Hamburger Bevölkerung wurde dazu verpflichtet, sich am Bau zu beteiligen.
Um einen möglichst geschlossenen Ring aus Befestigungsanlagen um die Stadt zu errichten, wurde ein Wall aufgeschüttet, der die Alster fortan in Außen- und Binnenalster trennte. Der Neue Wall (im Osten der Stadt, d.h. nicht die heutige Straße „Neuer Wall“) wurde in die Wallanlagen eingebunden und ausgebaut. Mehrere Rondelle wurden in Bastionen umgewandelt. Die Hamburger Wallanlagen wurden mit insgesamt 22 Bastionen versehen, von denen 21 über einen fünfeckigen Grundriss verfügten, während eine der kleineren Bastionen als Dreieck aus den Wällen herausragte. Sämtliche Bastionen wurden mit einem Namen versehen. Hinzu kamen 11 Ravelins mit dreieckigem Grundriss, welche die Grabenabschnitte zwischen den Bastionen schützen sollten. Die 15 Bastionen im Westen und Osten der Anlage führte man in voller Größe aus, während die Bastionen an der Südseite zum Grasbrook und der Elbe hin in kleinerer Form ausgeführt wurden.
Westlich der Stadt wurde am Elbufer ein so genanntes Hornwerk errichtet. Diese vorgeschobene Befestigungsanlage sollte gegnerische Truppen auf Distanz von der eigentlichen Festung halten. Den gleichen Zweck sollte die im Nordwesten vorgeschobene sogenannte Sternschanze erfüllen, die 1682 ergänzt wurde (1805 demoliert).[3]
Vervollständigt wurden die Wallanlagen durch ein Glacis, eine feindwärts abfallende Erdaufschüttung rund um die Stadt. Die Befestigungen wurden mit fast 300 Kanonen bestückt.
Unter Berücksichtigung des Stadtwachstums umschlossen die Wallanlagen zusätzlich zu Hamburg (jetzt Altstadt) eine zum Großteil freie Fläche von annähernd gleicher Größe wie die bisherige Stadt. Hier entstand der jetzige Hamburger Stadtteil Neustadt. Die Wälle und Bastionen wurden mit Grassoden bedeckt und mit spitzen Holzpfählen versehen, die den Einsatz von Sturmleitern zur Überwindung der Wälle unmöglich machten.
10 Jahre Entwicklungszeit
Für den Bau der Wallanlagen musste zehn Jahre lang etwa ein Viertel der Hamburger Einnahmen aufgewendet werden. 1624 war die Anlage im Wesentlichen beendet.[4] Befestigungen aus Mauerwerk hätten ein Vielfaches gekostet, zudem zahlte sich die Investition in die Wallanlagen für die Stadt schnell aus. Während des Dreißigjährigen Krieges gehörte Hamburg zu den wenigen deutschen Städten, die unversehrt blieben. Wegen ihrer massiven Befestigungsanlagen wurde in diesem Krieg kein einziger Angriff auf die Stadt unternommen, so dass sie als sicherer Ort galt. Zahlreiche Flüchtlinge kamen während des Krieges in die Stadt, wodurch sich die Bevölkerungszahl stark erhöhte.
Stadttore
Durchbrochen war der Wall durch Zugänge in die Stadt, die Stadttore. Das Millerntor und Dammtor durchbrachen den Wall an der Westseite, das Steintor an der Ostseite der Stadtbefestigung. Sandtor und Brooktor führten zur Elbe hin. Später kamen weitere Durchlässe hinzu (Hafentor, Holstentor beim Sievekingsplatz, Klostertor und Deichtor).
Erweiterung
Ein Wall gleicher Bauart, das sogenannte Neue Werk, wurde 1697[5] zum Schutz der „Vorstadt“ St. Georg gebaut. Das Gelände, parallel zu den (heutigen) Straßen Sechslingspforte und Wallstraße, wurde später für das AK St. Georg und die S- und U-Bahngleise am Berliner Tor genutzt. An das Lübecker Tor erinnert heute noch die Straße Lübeckertordamm und an das Berliner Tor der Berlinertordamm (Brücke über die Eisenbahnanlagen beim Berliner Tor). Die Straße Sechslingspforte erinnert an einen Durchgang in Alsternähe, bei der für das Passieren eine Gebühr zu zahlen war.
Aufschwung im Schutz der Befestigung und Umwandlung der Wälle in Grünanlagen
Unter dem Schutz der Wallanlagen konnte sich Hamburg im 17. und 18. Jahrhundert zu einer der bedeutendsten europäischen Handelsstädte entwickeln.
Der starke Bevölkerungsanstieg führte jedoch zunehmend zu beengten Platz- und Wohnverhältnissen innerhalb der Wallanlagen. Eine Erleichterung, auch im Verkehr mit den wachsenden Nachbarorten, bildete die schrittweise Einführung der Torsperre in Hamburg ab 1798, bei der nach Torschluss der Einlass gegen Entrichtung eines Sperrgeldes möglich wurde.
Die lange Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs wurde erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts unterbrochen. Die Wallanlagen waren zu dieser Zeit bereits stark veraltet. Um nicht in kriegerische Ereignisse verwickelt zu werden beschloss man 1804, die Wallanlagen in einen Park umzuwandeln. Die Befestigung stellte für die Franzosen, die 1806 Hamburg einnahmen, auch kein Hindernis mehr dar. Ihrerseits begannen die Franzosen, Hamburg wieder zu einer Festung auszubauen und die Wallanlagen auf Befehl ihres Marschalls Davoust wieder herzustellen. Die Hamburger Bürger wurden dazu zu Zwangsarbeit verpflichtet.
Im Jahre 1814 endete die französische Besatzung, und Hamburg trat im darauf folgenden Jahr dem Deutschen Bund bei. Aufgrund der veränderten politischen Situation und mit Rücksicht auf die Ausdehnung der Stadt wurden die Wallanlagen von 1820 bis 1837 beseitigt und unter Leitung Isaak Altmanns in Grünanlagen umgewandelt. Ebenso waren die alten Stadttore verschwunden und gegen neue Toranlagen ausgetauscht worden, da die Torsperre, wenngleich schon länger als unzeitgemäß empfunden, erst 1860 aufgehoben wurde.
Altmanns Grünanlagen gewannen zu ihrer Zeit in ganz Deutschland vorbildhaften Charakter. Sie erlitten allerdings schon ab den 1840er Jahren (Bau der Hamburg-Bergedorfer Bahn) wieder gravierende Einbußen. Vor allem der Bau des Hamburger Hauptbahnhofes (1898 - 1906) mit den dazu gehörigen Gleisanlagen sowie die Errichtung öffentlicher Gebäude wie der Kunsthalle, der Reichspostverwaltung und der Generalzolldirektion wirkten in der Gründerzeit zerstörerisch auf den östlichen Teil des Grünzuges ein. Nur im Westen der Innenstadt blieb er vorerst unverändert erhalten.
Bereits während des Zweiten Weltkrieges, vor allem unmittelbar nach der Kapitulation 1945 wurden die sehr tiefen Gräben der Wallanlagen zur Ablagerung von Trümmerschutt aus den benachbarten Teilen der Innenstadt genutzt. Das Gelände ist infolgedessen erheblich abgeflacht.
Während noch um 1890 weite Teile des Stadtgrabens erhalten waren, verschwand dieser durch die Ablagerung von Trümmerschutt und die dadurch notwendigen Umgestaltungen bis auf ein kleines Stück im Alten Botanischen Garten am Stephansplatz. Auch hinter dem Holzdamm in St. Georg war bis zum Bau der City-S-Bahn ein kleines Stück Stadtgraben vorhanden, der „Philosophenteich“, an den jetzt nur noch der einstmals Philosophenweg bezeichnete Fußweg parallel der Bahnlinie erinnert.
Das heutige Bild der (westlichen) Wallanlagen geht überwiegend auf die Gestaltung für die Internationalen Gartenbauausstellungen 1963 und 1973 zurück.
Wallanlagen heute
Heute sind die ehemaligen Wallanlagen in die Großen Wallanlagen, die Kleinen Wallanlagen und den Alten Botanischen Garten unterteilt. Anlässlich der Internationalen Gartenbauausstellung 1963 wurden diese Parkteile durch Straßenbrücken und einer (zunächst provisorischen) Straßenüberdachung zu einem durchgehenden Park zusammengeführt. Seit 1986 tragen die Wallanlagen zwischen Millerntor und Dammtor offiziell den Namen Planten un Blomen.
Lediglich die Rudolphusbastion ist teilweise erhalten geblieben.
Auf der Bastion Casparus wurde 1906 das Bismarckdenkmal errichtet.
Zahlreiche Straßennamen erinnern an die früheren Wallanlagen, wie zum Beispiel Holstenwall, Dammtor, Glockengießerwall, Lange Mühren, Kurze Mühren, Klosterwall, Hühnerposten, Millerntor, Klostertor, Deichtorplatz oder Glacischaussee. Auch nach Johann van Valckenburgh wurde eine Straße benannt.
Zwischen dem Bahnhof Dammtor und südlich des Hauptbahnhofes bis zu den Deichtorhallen nutzen die Fernbahngleise heute das Gelände der alten Festungsanlagen. Ebenso wurde die Verbindungsbahn, die den Hauptbahnhof mit dem Bahnhof Altona verbindet, auf dem Gelände der ehemaligen Wallanlagen errichtet.
Siehe auch: Fachbegriffe Festungsbau, Geschichte Hamburgs, Liste von Festungen
Einzelnachweise
- ↑ Zeitgenössische Darstellung, nicht maßstabgetreu.
- ↑ C.F. Gaedechens in „Hamburg, Historisch-topographische und baugeschichtliche Mittheilungen“, Verlag O. Meissner, Hamburg, 1868
- ↑ Denkmaltopographie Deutschland, Hamburg Inventar, Eimsbüttel und Hoheluft-West, Christians Verlag, Hamburg 1996
- ↑ Geadechens, a.a.O.
- ↑ Gaedechens, a.a.O.
Kategorien:- Hamburger Geschichte
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