Königtum im Himmel

Königtum im Himmel

Königtum im Himmel ist der von der modernen Wissenschaft benutzte Name eines theogonischen Mythos. Sein Ursprung liegt in der hurritischen Mythologie, überliefert wurde er in einer hethitischen Übersetzung, aufgefunden in den Königsarchiven von Hattuša (ca. 1300 v. Chr.).[1] Der Mythos Königtum im Himmel reiht sich in eine Gruppe mehrerer Mythen um den hurritischen Korngott Kumarbi.

Der Mythos enthält sumerische, mesopotamische, syrische und hurritische Elemente. Die Grundzüge und Motive der Götterabfolge des Mythos haben eine sichtbare Ähnlichkeit mit Hesiods Theogonie, besonders in der Entmannung des Uranos durch Kronos und der (vermeintlichen) Verspeisung des Sohnes.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt des Mythos

Zunächst werden mehrere Urgottheiten angerufen, sie mögen zuhören. Dann erfolgt der eigentlich Mythos.

In alten Tagen war Alalu König im Himmel und Anu war sein Mundschenk, der ihm zu Füßen saß. Nach neun Jahren lieferte Anu dem Alalu einen Kampf und vertrieb ihn. Alalu floh hinunter zur finsteren Erde. Dann war Anu König im Himmel und Kumarbi war sein Mundschenk. Nach neun Jahren kam es zum Kampf, bei dem Anu aus Kumarbis Handgriffen entweichen konnte und zum Himmel floh. Kumarbi aber zog den Anu an den Füßen vom Himmel herunter und biss ihm die Genitalien ab und Anus Sperma mischte sich in Kumarbis Bauch. Doch sein Triumph wurde getrübt durch Anus Worte:

"Freue dich nicht über dein Inneres! In deinen Bauch habe ich eine Last gelegt: Erstens habe ich dich geschwängert mit dem gewichtigen Wettergott (Teššup); zweitens habe ich dich geschwängert mit Aranzaḫ (Fluss Tigris), dem unwiderstehlichen; drittens habe ich dich geschwängert mit dem gewichtigen Gott Tašmišu."[2]

Kumarbi spie das Sperma auf den Berg Kanzura aus und begab sich nach Nippur. Der Text wird nun lückenhaft, aber es wird angenommen, dass das Ausgespieene zum Fluss Tigris (hurr. Aranzaḫ) wurde. Noch in Kumarbis Bauch unterhielt sich der Wettergott Teššup mit Anu, der ihm verriet, aus welcher Stelle er am Ende der Schwangerschaft aus Kumarbis Körper treten könne. Der Rest lässt noch erkennen, dass auch die Erde schwanger wird - wohl vom ausgespieenen Sperma - und zwei Kinder gebiert. Kumarbi begibt sich zudem zu Ea, weil er seinen Sohn verschlingen möchte, erhält aber verdorbene Speisen. Ein Zauberer namens "Der Arme" wird geholt, um Teššups Geburt einzuleiten.

Nach der Geburt des Wettergottes verbündet sich Anu mit diesem und seinen Brüdern. Aber Kumarbi zeugt mehrere Kinder, darunter den Felsendämon Ullikummi, um seine Herrschaft zu sichern. Diese Kämpfe sind bekannt als "Lied von Ullikummi", der Mythos des Schlangendämonen Hedammu und der Mythos des Silberdämonen Išḫune.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. KUB 33.120
  2. Übersetzung nach H. G. Güterbock: Kumarbi. Mythen vom churritischen Kronos aus den hethitischen Fragmenten zusammengestellt, übersetzt und erklärt. Zürich, 1946

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bibelübersetzung — Psalm 1, Verse 1 und 2 nach der BHS, mit Teamim. Martin Luther übersetzte den hebräischen Text: „Wohl dem / der nicht wandelt im Rat der Gottlosen / noch tritt auf den Weg Sünder / noch sitzt, da die Spötter sitzen / sondern hat Lust zum Gesetz… …   Deutsch Wikipedia

  • Hethitische Mythologie — Hethitische Muttergöttin mit Kind Die Mythologie der Hethiter und Luwier ist stark von der Religion der Hattier, Hurriter und Babylonier beeinflusst. Die Hethiter übernahmen von ihnen zahlreiche Gottheiten und Mythen. Das Pantheon wurde oft als… …   Deutsch Wikipedia

  • Titanomachie — Der Sturz der Titanen von Peter Paul Rubens, 1637 1638, Musée Royaux des Beaux Arts, Brüssel Die Titanomachie (altgriechisch Τιτανομαχία Titanomachía „Kampf der Titanen“) ist in der Griechischen Mythologie …   Deutsch Wikipedia

  • Hethitische Sprache — Hethitisch Gesprochen in Kleinasien vor ca. 3500 Jahren Sprecher ausgestorben Linguistische Klassifikation Indogermanische Sprachen Anatolische Sprachen Hethitisch …   Deutsch Wikipedia

  • Hurriter — Chor / Char / Cher in Hieroglyphen …   Deutsch Wikipedia

  • hethitische Literatur — hethitische Literatur,   die Literatur der Hethiter. In den Bibliotheken der hethitischen Hauptstadt wurde nicht zwischen »schöner Literatur« und Gebrauchstexten unterschieden. Der Großteil der erhaltenen hethitischen Texte ist religiösen Inhalts …   Universal-Lexikon

  • Kumarbi — Kumạrbi,   aus dem oberen Haburgebiet stammender, im 2. Jahrtausend v. Chr. belegter Gott der Hurriter, der auch Eingang in den hethitischen Götterhimmel fand. Um die Gestalt des Kumarbi gruppieren sich in hethitischer Sprache überlieferte… …   Universal-Lexikon

  • Sahidisch — (auch Oberägyptisch oder Thebanisch) ist ein ausgestorbener Dialekt der koptischen Sprache, der jüngsten Form der ägyptischen Sprache. Die ältere koptische Literatur wurde fast ausnahmslos in Sahidisch abgefasst, sie besteht zum weit… …   Deutsch Wikipedia

  • Ägypten zur Zeit der Pharaonen —   Den Beginn ihrer Geschichte führten die Alten Ägypter auf die »Reichseinigung«, die »Vereinigung der Beiden Länder« (Ober und Unterägypten), zurück und schrieben diese Tat dem König Menes zu. Davor lag eine Zeit, in der die Götter als Könige… …   Universal-Lexikon

  • Basileia tou theou — Das Reich Gottes (hebr. מלכות malchut, griech. Βασιλεία του Θεού basileia tou theou) ist ein Begriff aus dem Tanach, der hebräischen Bibel. Er bezeichnet als Königtum einen Wesenszug, als Königreich einen räumlich vorgestellten Herrschaftsbereich …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”