- David Koigen
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David Koigen (* 28. Oktober 1879 in Waschniaki / Ukraine; † 7. März 1933 in Berlin) war ein russisch-deutscher, hauptsächlich auf Deutsch publizierender Kulturphilosoph und Soziologe aus jüdischer Familie.
Leben
Er war eines von vier Kindern des Gutspächters Mordechai Kohen und seiner Ehefrau Jente Dyzinin, besuchte das Gymnasium in Nemirow und Odessa und studierte in Bern, Zürich, München, Berlin und Paris. Von 1892 bis 1913 und wieder seit 1921 lebte er in Berlin. Im Jahr 1900 wurde er in Bern mit der Dissertation Zur Vorgeschichte des modernen philosophischen Socialismus in Deutschland. Zur Geschichte und Philosophie des Junghegelianismus zum Dr. phil. promoviert.
Von 1918 bis 1921 wirkte er als Professor für Philosophie und Soziologie an der Universität Kiew und floh 1921 nach Berlin. Von 1925 bis 1927 gab der die Zeitschrift Ethos heraus.
Aus seinen zahlreichen originellen, zum Lebensende sich auch chassidischen Gedankengängen annähernden Studien ragt seine Theorie des Kulturaktes heraus, nach der „Kultur“ ein fortwährendes Urteilen kraft des menschlichen bewussten Wollens und Tuns sei, Kultur also eine Form sozialen Handelns darstelle. Im Judentum sah er die Vollendung der Entwicklung der Religion überhaupt.
Er war verheiratet mit Helene Eugenia Salzmann und hatte mit ihr zwei Kinder, Marusja und Georg.
Werke
- Zur Vorgeschichte des modernen philosophischen Socialismus in Deutschland : zur Geschichte der Philosophie und Socialphilosophie des Junghegelianismus (Berner Studien zur Philosophie und ihrer Geschichte ; 26 ), Bern : Sturzenegger , 1901
- Die Kulturanschauung des Sozialismus. Ein Beitrag zum Wirklichkeits-Idealismus (Vorwort von Eduard Bernstein), Berlin 1903
- Ideen zur Philosophie der Kultur, 1910 (der „Kulturakt“ als zentraler Begriff)
- Die Kultur der Demokratie. Vom Geiste des volkstümlichen Humanismus und vom Geiste der Zeit, Jena 1912
- Der moralische Gott. Eine Abhandlung über die Beziehungen zwischen Kultur und Religion, Berlin 1922
- Apokalyptische Reiter. Aufzeichnungen aus der jüngsten Geschichte, Berlin 1925 (autobiographisch)
- Geschichte und Kultur. Grundzüge einer Geschichts- und Kultursoziologie
- Teil 1: Der historische Vorgang im Allgemeinen, 1925
- Teil 2: Der Kulturakt und seine vierfache Wurzel, 1926
- Der Aufbau der sozialen Welt im Zeitalter der Wissenschaft. Umrisse einer soziologischen Strukturlehre, Berlin 1929
- Begriffsbildung in der Soziologie, 1931
- Das Haus Israel, 1934
Literatur
- Ferdinand Tönnies, David Koigen † (1879-1933), [1933], in: „Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe“, Bd. 22, de Gruyter, Berlin / New York 1998, S. 391-401
- Martina Urban, Religion of Reason Revised. David Koigen on the Jewish Ethos, in: Journal of Jewish Thought and Philosophy Jg. 16, H. 1, 2008
- Walter Tetzlaff, 2000 Kurzbiographien bedeutender deutscher Juden des 20. Jahrhunderts, Askania-Verlag, Lindhorst 1982 ISBN 3-921730-10-4
- Archivbestand bei The Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem (CAHJP)
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