Kroatiendeutsche

Kroatiendeutsche

Kroatiendeutsche sind eine Minderheit von über 2.900 Menschen in Kroatien, die sich als ethnische Deutsche betrachten, die meisten verstehen sich als Donauschwaben.

Deutsche und Österreicher sind in Kroatien offiziell als Minderheit anerkannt und haben daher ihren eigenen ständigen Sitz im kroatischen Parlament. Sie sind vor allem konzentriert in der Gegend rund um Osijek (deutsch Esseg) im östlichen Slawonien. Es gibt ein deutsches Kulturzentrum in Osijek und eine kleine Anzahl von deutschen Schulen.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die wichtigsten Orte in Slawonien, die ehemals von Deutschen besiedelt waren:

  • Darda (Darda)
  • Jagodnjak (Katschfeld)
  • Josipovac-Kravice (Oberjosefsdorf-Krawitz)
  • Kula (Kula-Josefsfeld)
  • Osijek (Esseg)
  • Sarvas (Sarwasch-Hirschfeld)
  • Satnica Đakovačka (Satnitz)
  • Slavonski Brod (Brot)

Es gab viele deutsche Siedlungen in der benachbarten Region Syrmien (kyrillisch Срем, Srem, kroatisch Srijem; lateinisch Symria), und im kroatischen Teil von Syrmien gibt es noch ein Dorf namens Nijemci was wörtlich als "Deutschen" übersetzt wird. Die wichtigsten Standorte im kroatischen Teil von Syrmien, die früher den ethnischen Deutschen gehörten, sind:

  • Vukovar
  • Novo Selo (Neudorf), nun westlicher Part von Vinkovci
  • Opatovac
  • Lovas (Lowas)
  • Jarmina (Jahrmein)
  • Berak
  • Tompojevci

Geschichte

Mit der Auflösung der österreichisch-ungarischen Monarchie und der Gründung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, wurden die Deutschen von Kroatien zur Minderheit. Im Jahre 1920 gründete der kroatiendeutsche Kulturverein den Kulturbund. Der deutsche Kulturbund wurde auf den 11. April 1924 durch den Minister des Innern Svetozar Pribicevic verboten.[1] Die folgende Regierung von Ljuba Davidović und der Demokratischen Partei betrachtete das Verbot als aufgehoben.

Im Jahre 1922 gründeten sie die Deutsche Partei Jugoslawiens als Partei der Deutschen.[2] Die Partei existierte, bis sie im Jahre 1929 unter der Diktatur des Königs Alexander verboten wurde.

Die kroatische deutsche Bevölkerung erreicht einen Höchststand von 85.781 in den Zahlen der 1900er Volkszählung, während diese Zahl nach dem deutschen Exodus in der Folge des Zweiten Weltkriegs dramatisch absank.[3] Nach dem Krieg flohen 100.000 jugoslawische Deutsche nach Österreich.[4] Diese kroatischdeutsche Volksgruppe wurde nicht im Potsdamer Abkommen behandelt, was sie daran hinderte, in Deutschland eingebürgert zu werden.[4] Die Alliierten betrachteten sie als jugoslawische Staatsangehörige und versuchte, sie dorthin zurückzuschicken.[4] Allerdings veröffentlichte am 4. Juni das kommunistische jugoslawische Regime ein Dekret, wodurch den ethnischen Deutschen die jugoslawische Staatsbürgerschaft entzogen wurde.[4] Ihr bewegliches und unbewegliches Eigentum wurde in Gänze konfisziert, und die meisten Kroatiendeutschen ließen sich in Deutschland und Österreich nieder. Einige konnten sich wieder in Jugoslawien einschleichen, aber nur wenige kehrten in ihre ursprüngliche Heimat zurück.[4]

Heutige Situation

Heute sind die Kroatiendeutschen organisiert in der Vereinigung der Deutschen und Österreicher von Kroatien.[5] Seit dem Sturz des Kommunismus und der kroatischen Unabhängigkeit hielt die Minderheit eine jährlichen wissenschaftlichen Konferenz unter dem Titel Deutsche und Österreicher im kroatischen Kulturkreis ab.[6] Im Jahr 1996 haben Kroatien und Deutschland eine Vereinbarung unterzeichnet, um die Erleichterung der Kennzeichnung der deutschen Gräber aus den Weltkriegen in Kroatien zu gewähren.[7] Im Jahr 2005 verabschiedete die kroatische Regierung ein umfassendes Gesetz über die Rückgabe der verstaatlichten österreichischen Vermögensgegenstände an ihren rechtmäßigen Eigentümer.[8]

In der kroatischen Volkszählung von 2001 erklärten sich 2.902 Personen als Deutsche und 247 als Österreicher.[9] Die meisten davon sind Donauschwaben (kroatisch Podunavski Švabe), deren Siedlungsgebiet sich im Randgebiet von Osijek (Esseg) befindet. Die Minderheit „Deutsche und Österreicher“ wird offiziell anerkannt und stellt mit zehn weiteren kleinen Minderheiten einen permanenten Sitz im kroatischen Parlament (Sabor). In der Wahlperiode 2003-2007 war der Vertreter der Kroatiendeutsche Nikola Mak aus Osijek.[10][11][12] In Osijek hat die „Deutsche Gemeinschaft – Landsmannschaft der Donauschwaben in Kroatien“ (zeitweise „Volksdeutsche Gemeinschaft – Landsmannschaft der Donauschwaben in Kroatien“) ihren Sitz.[13][10] An einer Grundschule in Osijek gibt es seit 1995 einen Klassenzug für die deutsche Minderheit.[14][15]

Es gibt zahlreiche deutsche Kriegsgräber aus beiden Weltkriegen in Pula, Split und Zagreb.[16]

Deutsche in Baranja

In der zu jener Zeit überwiegend deutschsprachigen Stadt Čeminac wurde in den Jahren 1906-1907 die Pfarrkirche Herz-Jesu Christi erbaut.[17] 1945 war die deutsche Bevölkerung in der Stadt gezwungen, sie bis 1945 komplett zu verlassen. Nach demokratischen Veränderungen in Kroatien im Jahre 1990 reparierten ehemalige Bewohner der Stadt, überwiegend in Deutschland lebend, die Kirche. Doch am 10. April 1992 wurde die Kirche von serbischen Truppen während des kroatischen Unabhängigkeitskrieges verbrannt.[17] Ab dem Jahre 2001 trugen verschiedene Ebenen der kroatischen Regierung zu ihrer Reparatur bei, die bis 2005 durchgeführt wurde.[17]

Webseiten

Einzelnachweise

  1. Zoran Janjetović. Die Integration der Volksdeutschen in das politische Leben von Jugoslawien (1918-1941)
  2. Vladimir Geiger. Njemačka manjina u Kraljevini Srba, Hrvata i Slovenaca/Jugoslaviji (1918.-1941.)
  3. Auswanderung von Italienern und Deutschen aus Kroatien während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg
  4. a b c d e Vladimir Geiger, Povratak slavonskih Nijemaca nakon Drugoga svjetskog rata iz izbjeglištva / prognaništva u zavičaj i njihova sudbina
  5. Österreicher in Kroatien, Kroatischer Rundfunk
  6. 16. Znanstveni skup 'Nijemci i Austrijanci u hrvatskom kulturnom krugu'
  7. Zbirka međunarodnih ugovora
  8. Diplomate razbjesnio povrat imovine Austrijancima
  9. Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit, durch Städte / Gemeinden, 2001
  10. a b FUEN: Deutsche Minderheit in Kroatien
  11. Österreichischer Rundfunk (12. Januar 2005): „Österreicher“ im „Sabor“ vertreten. http://volksgruppen.orf.at/kroatenungarn/aktuell/stories/24369
  12. Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg (2005). http://www.gemeindetag-bw.de/dsks/files/gb2005.pdf
  13. Volksdeutsche Gemeinschaft – Landsmannschaft der Donauschwaben in Kroatien. http://www.vdg.hr/vdg/ - abgerufen 2007, nicht mehr erreichbar
  14. Bericht Kroatiens an den Europarat. http://www.coe.int/t/dghl/monitoring/minorities/3_FCNMdocs/PDF_2nd_SR_Croatia_hr.pdf
  15. Osnovna škola Svete Ane u Osijeku. http://www.os-svete-ane-os.skole.hr/skola/povijest
  16. KRATKE VIJESTI IZ HRVATSKE, Kroatischer Rundfunk
  17. a b c Sakrale Erbe

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