Pula

Pula
Pula
Pola
Wappen von PulaPola
Pula (Kroatien)
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44.86487222222213.8401972222220
Basisdaten
Staat: Kroatische Flagge Kroatien
Gespanschaft: Flagge der Gespanschaft Istrien Istrien
Höhe: m. i. J.
Fläche: 70 km²
Einwohner: 58.594 (2001)
Bevölkerungsdichte: 837 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+385) 052
Postleitzahl: 52 100
Kfz-Kennzeichen: PU
Bootskennzeichen: PU
Struktur und Verwaltung
(Stand: 2009, vgl.)
Gemeindeart: Stadt
Gliederung: 16 Ortsteile
Bürgermeister: Boris Miletić (IDS/DDI)
Koalitionspartner: SDP
Postanschrift: Forum 1
52 100 Pula
Webpräsenz:
Pula amphiteathre boulevard.JPG
Das Amphitheater, das Wahrzeichen Pulas
Lage von Pula an der Südspitze Istriens
Bronzemodell von Pula
Luftbild von Pula

Pula [ˈpuːla] (italienisch Pola, slowenisch Pulj), lateinisch Colonia Pietas Iulia Pola, deutsch veraltet Polei), ist mit 58.594 Einwohnern (Stand 2001) die größte Stadt der Gespanschaft Istrien in Kroatien. Pula liegt nahe der Südspitze der istrischen Halbinsel und gehört zur katholischen Diözese Poreč-Pula.

Inhaltsverzeichnis

Bevölkerung

Die Stadt hatte 1851 1.100 Einwohner, 1880 25.000 und 1890 fast 39.000, darunter 5.900 Militärangehörige. Etwa die Hälfte der Einwohner waren 1890 Italiener. Nach der k.k. Volkszählung von 1900 lebten in Pula 40.641 Menschen, davon 24.056 Italiener (59 %), 1.543 Slowenen (4 %), 10.388 Kroaten (26 %) und 4.654 Deutsche (11 %).

Heute sind die Kroaten mit 72 % der Einwohner die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung. Etwa 28 % gehören anderen ethnischen Gruppen an, von denen die Serben mit 5,8 % und die Italiener mit 4,8 % die beiden größten in Pula sind. Außerdem leben Slowenen, Bosnier, Albaner, Ungarn, Deutsche, Sinti und Roma in Pula. Die jüdische Gemeinde zählt heute 30 bis 50 Mitglieder.

Im Hinterland von Pula/Pola wird neben italienisch die Istriotische Sprache gesprochen, die älteste Sprache Istriens.

Geschichte

Historische Karte um 1888

Das Gebiet um Pula kann auf eine rund 7.000-jährige Geschichte zurückblicken. Die Erstbesiedelung der Stadt durch den illyrischen Stamm der Histri wird auf das 10. Jahrhundert vor Christus datiert.

Von Römern im Jahr 177 vor Christus erobert, wurde Pula eine römische Kolonie unter dem Namen Colonia Pietas Iulia Pola. Unter Kaiser Augustus wurde das Amphitheater erbaut, das heute eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt ist. Neben dem Amphitheater gibt es aus der augusteischen Zeit den Rom-und-Augustus-Tempel, die in Teilen erhaltene Stadtmauer mit Toren und die Überreste von zwei Theatern.

Beim Zerfall des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert gelangte Pula unter die Herrschaft der Ostgoten. Kaiser Justinian konnte Pula im 6. Jahrhundert für das Oströmische Reich erobern; die Stadt wurde zum Flottenstützpunkt der Byzantiner ausgebaut. In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts drangen die Slawen nach Istrien vor. Die istrischen Küstenstädte, darunter auch Pula, konnten sie aber nicht einnehmen. Hier setzte sich die städtische Kultur der alteingesessenen Romanen bruchlos fort. Während das istrische Hinterland seit dem Ende des 8. Jahrhunderts Teil des Frankenreichs und später des Heiligen Römischen Reichs war, blieb Pula nominell Teil des byzantinischen Reiches, war aber faktisch unabhängig.

Mit dem Niedergang der byzantinischen Macht musste sich Pula neue Verbündete suchen. An die Stelle des byzantinischen Kaisers trat seit dem Ende des 11. Jahrhunderts die Republik Venedig. 1150 schloss Pola mit der Lagunenstadt einen Vertrag, durch den sich die Stadt der Herrschaft der Venezianer unterwarf. Seitdem zahlte man Tribute, beteiligte sich am Bau und an der Ausstattung von Galeeren für die venezianische Flotte und entsandte Truppen, wenn die Markusrepublik Krieg führte. Die Grafen von Görz übten dagegen im 13. Jahrhundert erheblichen Einfluss aus und sie ernannten den Vicarius in Istrien. Der Familie der Sergi gelang es, neben den Görzern die Unterstützung des Patriarchen von Aquileia zu gewinnen, und so ab etwa 1294 eine fast selbstständige Herrschaft zu errichten, die sich bis 1319 hielt. 1331 bot der Rat der Stadt die Unterwerfung unter Venedig an, 1335 zerstörten die Einwohner, um eine Rückkehr der Sergi zu verhindern, das Kastell und den Turm über der Stadt. Später wurde ein venezianischer Adliger an die Spitze der Stadtverwaltung gestellt. Bis zum Ende der Republik Venedig im Jahr 1797 blieb Pula Teil dieses Staatswesens, danach wurde es Teil des Kaisertums Österreichs.

In der 1867 begründeten Doppelmonarchie Österreich-Ungarn war Pola, wie die Stadt damals genannt wurde, Hauptkriegshafen der Marine. In Meyers Konversations-Lexikon[1] waren der Stadt 1896 eineinhalb Druckseiten gewidmet: Pola wurde als Festung ersten Ranges bezeichnet; auf den Hügeln über der Stadt befanden sich 28 Forts, teilweise mit Panzertürmen. Zwischen der Insel Brioni und dem Festland befand sich der Außenhafen; der eigentliche Hafen war 8,6 km² groß, teils Handels-, teils Kriegshafen. Die Marinesektion des k.u.k. Kriegsministeriums betrieb in Pola von Trocken- und Schwimmdocks über die Marineakademie, das Hydrographische Amt, ein Artillerielaboratorium und ein Pulvermagazin bis zum Arsenal (mit 2000 Arbeitern) sämtliche für den Seekrieg wichtigen Einrichtungen. Mit den U-Booten der Monarchie waren auch U-Boote der deutschen Kriegsmarine hier stationiert. Noch heute erinnert der „K.u.K. Marinefriedhof“ an der Ulica Stoja und die Anlagen in der Bucht daneben an diese Zeit.

In der Astronomie ist Pula durch Johann Palisa bekannt, der an der dortigen Marine-Sternwarte von 1874 bis 1880 die ersten 29 seiner 123 Asteroiden entdeckte.

Als sich am Ende des Ersten Weltkrieges am 29. Oktober 1918 der neue südslawische Staat bildete und Österreich-Ungarn dadurch seinen Zugang zum Meer verlor, ordnete Kaiser Karl I. am 30. Oktober an, die k.u.k. Kriegsflotte den Südslawen zu übergeben. Am 31. Oktober 1918 nahm Konteradmiral Horthy in Pola befehlsgemäß die Übergabe vor: Die österreichische Kriegsflagge wurde eingeholt, die südslawische aufgezogen, südslawische Marineoffiziere übernahmen das Kommando.

Dennoch wurde das Schlachtschiff SMS Viribus Unitis, das nunmehr „Jugoslavia“ hieß und nach wie vor der Stolz der Flotte war, am 1. November 1918 um 6 Uhr früh[2] von zwei italienischen Kampfschwimmern versenkt, die mittels eines umgebauten Torpedos Sprengsätze am Rumpf verteilt und gezündet hatten. Über 400 Seeleute starben, darunter auch der letzte Kommandant des Schiffes, Janko Vukovic de Podkapelski; zu seinen und der anderen Gefallenen Ehre wurde in Pola eine Gedenktafel angebracht.

Nach dem Waffenstillstand vom 3. November 1918 wurde Pola bis zum 9. November von italienischen Truppen besetzt, die die Flotte übernahmen, und kam durch den Vertrag von Saint-Germain und weitere Friedensverträge 1919 ebenso wie ganz Istrien zu Italien.

Denkmal über das Massaker von Vergarola 1946 nahe der Kathedrale von Pula

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt im Mai 1945 von jugoslawischen Truppen eingenommen und wie fast ganz Istrien der jugoslawischen Teilrepublik Kroatien angeschlossen, was im italienisch-jugoslawischen Pariser Friedensvertrag von 1947 bestätigt wurde. Ein Großteil der italienischen Bevölkerungsgruppe verließ daraufhin die Stadt Richtung Italien. 30.000 der 34.000 Italiener wählten das Exil.

Dazu beigetragen hat das Massaker von Vergarola. Am 18. August 1946 explodierten in der Nähe des Strandes in der Bucht von Vergarola bei Pula während des Fests eines italienischen Sportclubs in einem Pinienwald gelagerte Minen, die schon entschärft worden waren, mit neun Tonnen Sprengstoff. Die Explosion wurde dem jugoslawischen Geheimdienst OZNA angelastet und forderte 65 registrierte, wahrscheinlich deutlich mehr Todesopfer.[3]

Wie ganz Kroatien war Pula bis 1991 Teil Jugoslawiens. Die Pula vorgelagerte Insel Brioni (wie sie in ausländischen Medien zitiert wurde) bzw. Brijuni erlangte internationale Bekanntheit, weil der jugoslawische Staatschef Marschall Tito dort seine Sommerresidenz einrichtete, wo er von Staatsmännern aus aller Welt besucht wurde. Zudem wurde auf den Inseln 1991 das Brioni-Abkommen geschlossen, das den 10-Tage-Krieg in Slowenien beendete.

Sehenswürdigkeiten

Die Rückseite des 10-Kuna-Geldscheins zeigt das römische Amphitheater von Pula
Römisches Amphitheater von innen

Eine der Hauptsehenswürdigkeiten und zugleich das Wahrzeichen der Stadt ist das Amphitheater, welches unter Kaiser Augustus erbaut und unter Kaiser Vespasian erweitert wurde. Es hat eine Größe von 133×105 Metern, bot etwa 23.000 Menschen Platz und ist damit eines der größten von den Römern erbauten Amphitheater. Die in großen Teilen bis zur ursprünglichen Höhe von 32,5 Metern erhaltene Fassade ist nach neuerer Ansicht ebenfalls augusteisch.

Beeindruckend, wenn auch nicht so groß wie das Amphitheater, ist der Sergierbogen, der zwischen 29 und 27 vor Christus zur Erinnerung an den Sieg Octavians in der Schlacht bei Actium erbaut wurde. Sehenswert ist auch der Augustustempel (2 vor Christus – 14 nach Christus).

Verkehr und Tourismus

Teil eines römischen Bodenmosaiks in der Altstadt

Seit 20. September 1876[4] ist Pula durch die Zweigstrecke Divača-Pula als „Istrianische Staatsbahn“ an die historische Südbahn WienTriest angeschlossen.

Pula hat einen internationalen Flughafen.

In Pula wurde im Jahr 1870 von der k.u.k. Marine das erste Schifffahrtsmuseum der Welt eingerichtet. Heute besteht Schnellbootverkehr mit anderen istrianischen Hafenstädten sowie mit Venedig und Rijeka.

Nahe der Stadt befindet sich der aus vierzehn Inseln bestehende Nationalpark Brijuni. Pula ist der Endpunkt des Radweges EuroVelo 9, der von Danzig an der Ostsee aus durch Polen, Tschechien, Österreich, Slowenien und Kroatien verläuft.

Sport

In der Stadt befindet sich eine große Sporthalle, in der die Vereine ŽRK Arena, MRK Arena, OK Pula, BK Pula, HK Istarski borac, STK Pula, KK Uljanik und andere spielen, der Dom sportova Mate Parlov.

Die Fußballvereine NK Istra 1961 und NK Istra Pula sind in Pula beheimatet.

Söhne und Töchter der Stadt

Partnerstädte

Literatur

  • Günter Fischer: Das römische Pola. Eine archäologische Stadtgeschichte. Bayerische Akademie der Wissenschaften, München 1996, ISBN 3-7696-0105-X (Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-historische Klasse, N.F.; Bd. 110)
  • Hans-Dieter und Elke Kaspar: „Istrien – eine archäologische Entdeckungsreise“, Schonungen 2005, ISBN 3-925696-18-0

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1896, 5. Auflage, 13. Band, S. 1032 f.
  2. Anthony Eugene Sokol: Seemacht Österreich. Die Kaiserliche und Königliche Kriegsmarine 1382–1918, Verlag Fritz Molden, Wien 1972, ISBN 3-217-00472-8, S. 195
  3. Karl-Peter Schwarz: Die erste Gedenkstunde in der Bucht von Vergarola. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt am Main, 23. August 2008
  4. Handel, Industrie, Verkehr und Landwirtschaft. (…) Eisenbahnbauten im Jahre 1876. In: Wiener Zeitung, 5. Oktober 1877, S. 7, oben links. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/wrz

Weblinks

 Commons: Pula (Kroatien) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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