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INTEGRA – Deutsches Netzwerk zur Überwindung weiblicher Genitalverstümmelung ist ein Zusammenschluss von Vereinen und Organisationen, die in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind. Zielsetzung von Integra ist die Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung (auch „Mädchenbeschneidung“, „Frauenbeschneidung“, engl.: „Female Genital Cutting/Mutilation“, kurz „FGC“ oder „FGM“).
Die Genitalverstümmelung ist ein vor allem in Ost-Afrika weit verbreiteter kultureller Brauch, bei dem weibliche Geschlechtsteile teilweise oder ganz entfernt werden. Genitalverstümmelung wird von Hilfswerken, Non-Profit- und Menschenrechtsorganisationen einhellig als schwere Menschenrechtsverletzung kritisiert, so auch von den Integra-Mitgliedsorganisationen.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Schirmherrschaft
Das Netzwerk entstand 2000 auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), seit 2005 unter dem Namen INTEGRA.[1] Schirmherr des Bündnisses ist der amtierende Bundespräsident Christian Wulff.
Zielsetzung und Arbeitsbereiche
Durch den Zusammenschluss in einem Netzwerk wollen die einzelnen Organisationen nach eigenen Aussagen Synergieeffekte nutzen, um die Praxis der Genitalverstümmelung effizienter zu bekämpfen. Zur Arbeit im Bündnis gehört unter anderem der Austausch über unterschiedliche Ansätze zur Bekämpfung von FGM sowie der Austausch über Praxiserfahrungen und vorbildhafte Aktivitäten („Good Practices“).[2] Zu den Schwerpunkten der Arbeit im Bereich FGM-Bekämpfung zählen bei den Mitgliedsorganisationen unter anderem[2]:
- Sensibilisierung und Aufklärung über die Folgen von FGM
- Maßnahmen zur Veränderung von Einstellungen und Verhalten hinsichtlich dieser Praktik
- Unterstützung von lokalen Initiativen und Stärkung von privaten und staatlichen Organisationen, die sich gegen FGM engagieren
- Lobbyarbeit im In- und Ausland zur Überwindung von FGM
- Psycho-soziale, psychologische, medizinische und juristische Betreuung von gefährdeten oder betroffenen Mädchen und Frauen
Gemeinsame Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit ist eines der erklärten Ziele von INTEGRA, in der Praxis jedoch eher eine Ausnahme: Seit 2005 wurden zwei gemeinsame Pressemitteilungen veröffentlicht (Stand Dezember 2009).[3][4]
Nachdem ein Großteil der INTEGRA-Mitgliedsorganisationen, z.B. UNICEF, Plan International, die GTZ und Terre des Femmes im Herbst 2007 mit einer Petition u.a. von Waris Dirie zur Einhaltung der Bamako-Deklaration[5] des Inter African Committee on Traditional Practices (IAC) aufgefordert worden waren, erarbeitete das Netzwerk 2008 einen Vorschlag zum gemeinsamen Umgang mit der Terminologie "Genitalverstümmelung", bzw. "Beschneidung".[6]
Mitglieder
In den Leitlinien der INTEGRA ist festgelegt, dass alle demokratischen Organisationen, die aktiv zur Überwindung von weiblicher Genitalverstümmlung beitragen, Mitglieder sein können; Einzelpersonen können Gastmitglieder ohne Stimmrecht sein.[7] Die derzeitigen (Stand 2011[8]) Mitglieder sind:
- Aktion Weißes Friedensband, ein Verein zur Bildungsförderung in der „Eine Welt“-Thematik
- Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland
- Benkadi, ein Verein zur Förderung des kulturellen Lebens in Afrika
- Arbeitsgemeinschaft F.I.D.E., ein Verein von Ärztinnen und Ärzten mit beruflicher Erfahrung bezüglich Frauengesundheit in der Entwicklungszusammenarbeit/Tropengynäkologie
- FORWARD-Germany (Foundation for Women’s Health, Research and Development), ein Verein zur Aufklärung über und Bekämpfung von genitaler Verstümmelung
- Deutscher Frauenring, ein Dachverband von Frauenorganisationen
- FIM (Frauenrecht ist Menschenrecht), ein Verein zum Schutz von Menschen – besonders Frauen – vor Käuflichkeit und Entwürdigung, Trägereinrichtung des Hessischen Modellprojektes gegen Menschenhandel
- Familienplanungszentrum Balance, ein Verein für Familienplanung und medizinische Hilfe, getragen u.a. von der Berliner Ärztekammer und Pro Familia-Berlin
- Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit[9]
- Hammer Forum, ein Verein, der als Hilfsorganisation weltweit medizinische Hilfe für Kinder leistet
- (I)NTACT, ein Verein, der über das Problem der Verstümmelung weiblicher Genitalien informiert und die Praktik als Menschenrechtsverletzung bekämpft
- KfW Bankengruppe, die Kreditanstalt für Wiederaufbau
- LebKom (Lebendige Kommunikation mit Frauen in ihren Kulturen), ein Verein, der mit dem Fulda-Mosocho-Projekt gegen die Genitalverstümmelung von Frauen arbeitet
- Mama Afrika, ein Verein, der durch Informations- und Aufklärungsprojekte die Genitalverstümmelung in Guinea bekämpft
- Materra (Stiftung Frau und Gesundheit), ein Verein, der Frauen und Kinder in Entwicklungsländern, in Krisengebieten und in medizinisch unterversorgten Gebieten durch die Förderung von Frauengesundheitsprojekten unterstützt
- Misereor, ein Hilfswerk der katholischen Kirche Deutschland
- Plan International Deutschland, eine unabhängige Kinderhilfsorganisation
- PROFS - Center for Profs, die wissenschaftliche Basis des Fulda-Mosocho-Projekts (s.o. LebKom)
- Netzwerk Rafael, ein Verein, der Spenden sammelt zugunsten von einheimischen Organisationen gegen die weibliche Genitalverstümmelung in Tansania
- Stop Mutilation, ein Verein zur Abwehr von genitalen Verstümmelungen bei Mädchen somalischer Herkunft in Deutschland
- Terre des Femmes, eine Menschenrechtsorganisation für Frauen und Mädchen
- Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen (UNIFEM)
- World Vision Deutschland, ein christliches Kinderhilfswerk
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ siehe Startseite der Webpräsenz, Was ist INTEGRA?
- ↑ a b INTEGRA-Leitlinien
- ↑ zentrale Presseerklärung 2009 zur Erstellung eines Nationalen Aktionsplanes
- ↑ Schreiben an das BMZ zu einem Nationalen Aktionsplan zur Überwindung Weiblicher Genitalverstümmelung
- ↑ 6th IAC General Assembly, 4 - 7 April, 2005 Bamako, Declaration on the Terminology FGM
- ↑ Vorschlag der INTEGRA zur Begrifflichkeit
- ↑ INTEGRA-Leitlinien, Punkt 5
- ↑ s. Verweise auf der Webseite des Netzwerks
- ↑ seit 2011 gemeinsame Nachfolgeorganisation der beiden früheren Mitglieder Deutscher Entwicklungsdienst und Gesellschaft für technische Zusammenarbeit
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