Dieler Schanze

Dieler Schanze

Die Dieler Schanze ist eine spätmittelalterliche Verteidigungsanlage nahe dem Ort Diele im ostfriesischen Rheiderland. Die Festung hatte eine herausragende Bedeutung für die ostfriesische Geschichte. Vermutlich begann im 14. Jahrhundert der Bau der Verteidigungsanlagen, deren Bedeutung zunahm, als Ostfriesland Grafschaft wurde und der Ort an der südlichen Grenze der Grafschaft und des späteren Fürstentums lag.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Dieler Schanze liegt auf einem strategisch günstig gelegenen Geestrücken zwischen einer Flussschleife der Ems auf der einen und ausgedehnten Moorflächen auf der anderen Seite.[1] In unmittelbarer Nähe der Schanze führte im Mittelalter ein Handelsweg vom Münsterland nach Ostfriesland über den hohen, trockenen Geestrücken bei Diele, der möglicherweise älteren Ursprungs ist.[1] Dieser Weg war bis in die frühe Neuzeit die einzige Möglichkeit, vom Emsland nach Ostfriesland zu gelangen.

Geschichte

Vermutlich begann der Bau der ersten Verteidigungsanlagen schon im 14. Jahrhundert. In dieser Zeit sah sich Ostfriesland der Gefahr eines Angriffs aus dem Bistum Münster ausgesetzt.

Als während des Achtzigjährigen Krieges im 16. Jahrhundert niederländische Truppen wiederholt nach Ostfriesland auswichen, erhielt die Schanze eine besondere strategische Bedeutung. Da ein Einfall spanischer Truppen befürchtet wurde, wurden die Verteidigungsanlagen stark ausgebaut. Schließlich bestanden sie aus einer Hauptschanze und mehreren kleineren Anlagen, die sich auf einer Strecke von 2 km ausdehnten. Die Hauptschanze war mit einem doppelten Erdwall und einem Graben umgeben und über eine Zugbrücke an ihrer Nordwestseite zugänglich. Der innere Teil der Schanze war zudem mit einer Mauer umgeben, die an vier Ecken von Türmen begrenzt wurde. Zum Verteidigungskonzept gehörten zudem zwei Schleusen, mit denen das umliegende Land gezielt überflutet werden konnte.[2]

Insgesamt sollen in der Festungsanlage bis zu 400 Soldaten stationiert worden sein. Die Schanze war jedoch im 17. Jahrhundert zeitweise nur noch mit 7 Mann besetzt.[1] Für den Unterhalt der Festungsanlagen wurden vor allem während des Dreißigjährigen Krieges Eingesessenen des Oberrheiderlandes und die Bewohner des Dorfes Diele herangezogen. Im Jahre 1633 mussten sie beispielsweise die Kosten für die Errichtung eines Wachthauses tragen und 1642 bis 1645 Kerzen und Torf liefern.[1]

In der Folgezeit wurde die Schanze mehrfach von auswärtigen Truppen besetzt. 1637 waren hessische Truppen, die Ostfriesland während des Dreißigjährigen Krieges besetzten, in der Dieler Schanze einquartiert. Zehn Jahre später eroberten kaiserliche Truppen die Schanze und bauten diese aus, indem sie im Dorf Häuser niederrissen und mit dem so gewonnenen Baumaterial die Schanze verstärkten.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Schanze von Truppen des Fürstbischofs von Münster, Christoph Bernhard von Galen erobert. Diese sollten 300.000 Reichstaler Schulden eintreiben, die dem Haus Liechtenstein als Rechtsnachfolger der Grafen von Rietberg für den Verzicht auf das Harlingerland zustanden. Diese Summe konnte von Fürst Georg Christian nicht gezahlt werden, da das dafür bestimmte Geld während des Dreißigjährigen Krieges von Truppen des protestantischen Heerführers Ernst von Mansfeld geraubt worden war. Nur mit Hilfe der niederländischen Generalstaaten und des Herzogs Eberhard von Württemberg konnten die münsterschen Truppen vertrieben, ein Kompromiss vermittelt und die noch einmal um 200.000 Taler erhöhte Summe aufgebracht werden. Dieses Geld musste sich Fürst Georg Christian bei den Niederländern leihen. Als Pfand dafür nahmen Niederländische Truppen die Schanze und das Dorf Diele 1664 in Besitz. Acht Jahre später wurden die Schanzen bei einer Auseinandersetzung des Bischofs von Münster mit den Generalstaaten von Truppen des Bischofs zerstört und seither nicht wieder aufgebaut.[1]

Heutiger Zustand

Das Areal der ehemaligen Schanze ging später in das Eigentum einiger Dieler Bauern über. Es wird heute landwirtschaftlich genutzt und ist mit Gras und Büschen bewachsen. Die Reste der Schanze sind vor allem aus der Luft gut zu erkennen. Das Gelände ist frei zugänglich. Vor allem die Hauptschanze mit doppeltem Wall und Graben lässt sich noch gut in der Landschaft erkennen. In der Umgebung finden sich noch Gräben und Erhebungen ehemaliger Wälle.[2] Geplant ist, das Gelände touristisch stärker zu erschließen.[3]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Paul Weßels (Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft): Diele, Stadt Weener, Landkreis Leer.
  2. a b Ostfriesland.de: Schanzen in Ostfriesland: Weener - Dieler Schanze, eingesehen am 2. Februar 2010.
  3. Ostfriesland.de: Projektbeschreibung Grenzland - Schanzenland, eingesehen am 2. Februar 2010.
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