Dietrich Tiedemann

Dietrich Tiedemann

Dietrich Tiedemann (* 3. April 1748 in Bremervörde; † 24. Mai 1803 in Marburg) war ein eklektischer Philosoph und Geschichtsschreiber der Philosophie.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dietrich Tiedemann

Der Sohn des rechtskundigen Bürgermeisters Franz Tiedemann[2] besuchte die Schulen in Bremervörde, in Verden und das lutherischen Gymnasium (Athenäum) in Bremen. 1767 begann er sein Studium in Göttingen, hörte Mathematik bei Abraham Gotthelf Kästner, Philosophie bei Weber und widmete sich sonst der Theologie. Durch seinen Jugendfreund Christoph Meiners gefördert, wandte er sich jedoch später der philosophische Literatur zu. Angeregt durch Reisebeschreibungen, fasste er den Plan, eine Geschichte der Menschheit zu schreiben.

1769 übernahm er eine Stelle als Hofmeister der Kinder des Baron Budberg in Livland. 1774 kehrte er nach Göttingen zurück und vervollkommnete in Christian Gottlob Heynes philologischem Seminar seine Kenntnisse der klassischen Sprachen. Auf dessen Empfehlung wurde er 1776 in Kassel zum Professor der lateinischen und griechischen Sprache am Collegium Carolinum ernannt.

Er widmete sich weiter dem Studium der Philosophie und ihrer Geschichte. Johannes Nikolaus Tetens rückte seine materialistischen Anschauungen wieder zurecht. Seine Überzeugungen beruhten auf der Metaphysik und von Leibniz und der Erkenntnistheorie von Locke. Kants Kritik der reinen Vernunft interessierte ihn aufs lebhafteste, ohne ihn jedoch für sich zu gewinnen.

1778 heiratete er in Kassel Sophie Rothausen, mit der er vier Kinder hatte, darunter der älteste, Friedrich Tiedemann (* 1781 in Kassel).

Als 1786 die Mehrzahl der Professoren des Collegium Carolinum an die Universität Marburg versetzt wurde, siedelte auch er dorthin über, erhielt in Marburg die ordentliche Professur für Philosophie und hielt Vorlesungen über Logik, Metaphysik, Naturrecht, Moral und Philosophie der Geschichte. Bald darauf wurde er zum Hofrat ernannt. Er leitete das Studium der Verhaltensentwicklung aufgrund konkreter Beobachtung ein, führte Tagebuch über Entwicklung seines Sohnes und gab 1787 Beobachtungen über die Entwickelung der Seelenfähigkeit bei Kindern heraus.

Werke

  • Versuch einer Erklärung des Ursprunges der Sprache; 1772
  • System der Stoischen Philosophie; 3 Theile, Leipzig 1776 (Online)
  • Untersuchungen über den Menschen; Leipzig 1777–78 (Online, Bd. 3)
  • Griechenlands erste Philosophen; Leipzig 1780
  • Hermes Trismegistos’s Poemander und Asklepias, oder von der göttlichen Macht und Weisheit; Berlin u. Stettin 1781 (Online)
  • Theaetet, oder über daß menschliche Wissen, ein Beitrag zur Vernunftkritik; Frankfurt a. M. 1794
  • Geist der speculativen Philosophie; 6 Bände, Marburg 1791–97
  • Handbuch der Psychologie (herausgegeben mit einer Biographie des Verfassers von L. Wachler); Leipzig 1804

Literatur

  • Suzie Bartsch: Dietrich Tiedemann: Funktionalistische Sprachtheorie und Sprachursprungstheorie
  • Donald J. Dietrich: Dietrich Tiedemann: Child Psychologist in the Eighteenth Century[3]
  • Zevener Zeitung vom 4. April 1973

Quellen

  1. Otto Liebmann: Tiedemann, Dietrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 276 f.
  2. http://www.bremervoerde.de/UPLOADS/User/IBUR/stadt/BuergermeisterBrv.pdf
  3. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1540-6563.1976.tb01884.x/abstract

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dietrich Tiedemann — (1748 1803) Dietrich Tiedemann (1748 1803) was a German philosopher who was a native of Bremervörde. He was a student at the University of Göttingen, and later a professor at Collegium Carolinum in Kassel (from 1776) and at the University of… …   Wikipedia

  • Dietrich Tiedemann — (1745 1803) fut un historien de la philosophie. Né à Bremervörde près de Brème, il professa les langues anciennes au collège Carotin de Cassel, puis la philosophie et le grec à Marbourg. Il penchait pour la philosophie de Locke, et c est de ce… …   Wikipédia en Français

  • Tiedemann — ist der Familienname folgender Personen: Carl von Tiedemann (1878–1979), deutscher Generalleutnant Carlo von Tiedemann (* 1943), deutscher Fernsehmoderator Christoph von Tiedemann (1836–1907), preußischer Beamter und Politiker Dieter Tiedemann (* …   Deutsch Wikipedia

  • Tiedemann — Tiedemann, Thiedemann Family name Meaning T(h)iede·mann, Germanic given name originating from thiad (e.g. Diet·rich) Region of origin Northern Germany Language(s) of origin Low German …   Wikipedia

  • Tiedemann — Tiedemann, 1) Dietrich, geb. 3. April 1748 in Bremervörde, studirte 1760 in Göttingen Theologie u. Jurisprudenz, später bes. Philosophie, wurde 1776 Professor der Lateinischen u. Griechischen Sprache an dem Collegium Carolinum in Kassel, 1786… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Tiedemann — Tiedemann, Dietrich …   Enciclopedia Universal

  • Friedrich Tiedemann — (1781 1861) Friedrich Tiedemann (né le 23 août 1781 et mort le 22 janvier 1861) fut un anatomiste et physiologiste allemand. Fils du philosophe Dietrich Tiedemann, il professa l anatomie et la zoologie à l …   Wikipédia en Français

  • Friedrich Tiedemann — (August 23, 1781 January 22, 1861) was a German anatomist and physiologist.He was born at Cassel, the eldest son of Dietrich Tiedemann (1748 1803), a philosopher and psychologist of considerable repute. He graduated in medicine at Marburg in 1804 …   Wikipedia

  • Tiedemann, Dietrich — ► (1745 1803) Filósofo e historiador alemán. Se dejó influir por la escuela wolfiana y por Locke. Autor de El espíritu de la filosofía especulativa desde Tales hasta Berkeley …   Enciclopedia Universal

  • Philip Tiedemann — (* 1969 in Gießen) ist ein deutscher Regisseur. Laufbahn Philip Tiedemann arbeitete von 1990 bis 1992 an den Städtischen Bühnen Freiburg im Breisgau, 1992 wechselte er zum Theater Basel, 1994 zum Theater Bremen. Zwischen 1995 und 1999 inszenierte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”