Digital Graffiti

Digital Graffiti

Digital Graffiti ist ein Forschungsprojekt des Institutes für Software Engineering der Johannes Kepler Universität Linz in Zusammenarbeit mit der Siemens Corporate Technology München, dem Ars Electronica Futurelab des Ars Electronica in Linz (Oberösterreich) und unit-IT. Diese Technologie ermöglicht dem Anwender die zeitlich versetzte Verteilung raumbezogener Informationen und die One-To-Many- oder One-To-Any-Kommunikation mit mobilen Geräten. Gleichzeitig bietet die Technologie einen Rahmen zur Erweiterung des funktionellen Umfanges des Dienstes durch das Hinzufügen neuer Leistungen durch dritte Anbieter. [1]

Mittels Digital Graffiti entsteht die Möglichkeit, Informationen ortsbezogen zu positionieren, wodurch diese am Ort des Geschehens abgerufen werden können. So können Nachrichten nicht nur in Textform, sondern auch andere multimediale Inhalte dargestellt werden. Je nach Kundenwunsch kann der Provider öffentlich oder geschlossen sein. [2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Name Digital Graffiti rührt vom Ursprungsgedanken des Projektes. Erste Pläne in den Jahren 2003 bis 2005 hatten zum Ziel, dem Benutzer virtuelle Informationen über ein Augmented Reality-Display zuzuspielen. Verglichen mit echten Graffiti, die auf Wände gemalt werden, existiert ein Digital Graffito nur im virtuellen Raum und kann erst mit einem entsprechenden mobilen Endgerät visuell dargestellt werden. Anhand der vom Benutzer definierten Filter ist es möglich, ein eigenes mit Präferenzen versehenes Profil zu erstellen und dabei die für ihn nicht relevanten Graffiti abzulehnen. [3]

Dieser Ansatz wurde allerdings aufgrund der Kostenintensität eines solchen Vorhabens auf kommerzieller Ebene verworfen. [4]

Konzept

Die Grundidee des Projektes beschäftigt sich mit den bereits gut entwickelten und anerkannten Laptops, PDAs, Mobiltelefone und andere Geräte und erweitert diese um den Gedanken an neue Generationen tragbarer Computertechnologie, wie zum Beispiel an der Kleidung oder auf dem Kopf getragene Computer. Verbunden mit den verschiedenen drahtlosen Übertragunsmöglichkeiten (z.B. GSM, GPRS, UMTS, WLAN, Bluetooth) werden diese Geräte für synchrone (z.B. Videotelefonie) oder asynchrone Kommunikation (z.B. SMS) verwendet.

Erweitert werden diese Möglichkeiten um die Möglichkeit, raumbezogene Informationen mittels Georeferenzierung (z.B. durch GPS, Triangulation von Mobilfunkanlagen, RFID-Tracking) zu einem einheitlichen Datensatz zu formen und anschließend für verschiedenste Zwecke weiterzuverarbeiten (z.B. Geotagging, Geocaching). [5]

Die Idee der Digital Graffiti macht sich die genannten Entwicklungen zum Nutzen. Digital Graffiti folgt einem Client-Server-Modell, in dem Informationen an globale Positierung – diese findet mittels GPS, WLAN oder RFID statt - gebunden und an einen Server gesendet werden. Die Datenübertragung basiert auf TCP/IP und wird mittels WLAN, GRPS, UMTS oder HSDPA durchgeführt. [2]

„Ein digitales Graffito repräsentiert eine Information, die an jedem beliebigen Ort (Geokoordinate) in der realen Welt (im öffentlichen und privaten Raum) hinterlegt und an einzelne Personen, Aggregate (z.B. Autos) und Gruppen von Personen und Aggregaten mit einem speziellen Informationsbedürfnis adressiert werden kann. Neben dem Inhalt kann sowohl der Sichtbarkeitsbereich eines digitalen Graffitos als auch dessen Lebensdauer und Zustellungskontext auf einfache Weise spezifiziert werden. Nur wenn der Adressat den Sichtbarkeitsbereich betritt und die spezifizierten Kontextbedingungen erfüllt sind, wird für ihn das Graffito sichtbar.“

DI Dr. Wolfgang Narzt [5]

Demnach definiert sich ein Graffito durch folgende Faktoren:

  • Adressierung: Grundsätzlich wird die zur Verfügung gestellte Information nicht nur an bestimmte Empfänger, die sich etwa durch Gruppenzugehörigkeit unterscheiden, gerichtet, die am entsprechenden Ort auftauchen. Die Sprache ist eher von einer One-To-Any-Adressierung, wodurch die Identität und Anzahl der Empfänger dem Versender verborgen bleibt.
  • Zeit: Die Information wird nur über eine vorher definierte Zeitspanne, oder solange der Inhalt Gültigkeit besitzt, zur Verfügung gestellt. Damit kann man dem Digital Graffito ein Ablaufdatum zuweisen. Jedoch ist es möglich per Zugriff auf den Server die vorliegende Nachricht auch verspätet abzurufen.
  • Kontext: Spezifische Bedingungen erlauben dem Benutzer, in das Graffito und somit in die vorliegenden Informationen einzusehen. Je nach Erfüllung der Kriterien kann dem Nutzer der Inhalt auf unterschiedliche Art und Weise präsentiert werden.
  • "Smartness": Dieser Aspekt beschäftigt sich mit der Möglichkeit, Informationen dynamisch anzupassen, sodass sich beispielsweise der Benutzer in der Lage befindet, Inhalte selbst zu beeinflussen, zum Beispiel durch die Teilnahme an einer Umfrage. Andererseits werden dadurch auch dynamische Inhalte, wie ein aktueller Zeitticker, möglich. [6]

Software

Derzeit werden Digital Graffiti-Clients auf zwei verschiedenen Plattformen angeboten. So existiert eine Anwendung für das Betriebssystem Windows, sowie ein Client für Mobiltelefone, welcher auf Java (J2ME) basiert. Die in die Anwendung eingebundenen Weltkarten werden vom freien Projekt OpenStreetMap bezogen.

Anwendungsbereiche

Die möglichen Anwendungsbereiche für die Digital Graffiti-Software sind zahlreich. So besteht die Möglichkeit, virtuelle Verkehrszeichen und Anzeigetafeln als Digital Graffito zu realisieren. Auch die Suche nach Anschlusszeiten in öffentlichen Verkehrssystemen kann theoretisch umgesetzt werden. [2] Auch kulturelle, touristische, gastronomische oder andere infrastrukturelle Angebote können abgedeckt werden, sodass es dem Anwender beispielsweise möglich ist, ein aktuelles Veranstaltungsprogramm einer kulturellen Einrichtung einzusehen oder die billigsten Treibstoffpreise in der Umgebung abzurufen. Auf Ebene eines privaten Anwenders können auch geschützte persönliche Nachrichten hinterlassen, jederzeit aktualisiert und abgerufen werden.

Weblinks

Nachweise

  1. Offizielle Webpräsenz des "Digital Graffiti"-Projektes - Hintergrund. Abgerufen am 18. November 2011.
  2. a b c Monitor.at: Ortsbezogene und kontextabhängige Informationen auf mobilen Geräten. Abgerufen am 18. November 2011.
  3. http://www.swe.uni-linz.ac.at/research/DigitalGraffiti.html. Abgerufen am 18. November 2011.
  4. Offizielle Webpräsenz des "Digital Graffiti"-Projektes - Geschichte. Abgerufen am 18. November 2011.
  5. a b unit-IT: Smart Information Campus auf Basis Digital Graffiti ist Bundessieger beim „ebiz egovernment award. Abgerufen am 18. November 2011.
  6. Offizielle Webpräsenz des "Digital Graffiti"-Projektes - Konzept. Abgerufen am 18. November 2011.

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