Joseph Glänz

Joseph Glänz

Joseph Dominik Glänz (* 25. April 1778 in Freiburg im Breisgau; † 10. August 1841 ebenda) war „der führende Freiburger Holzbildhauer seiner Zeit“.[1]

Leben und Werk

Glänz war der Sohn eines armen Schreinermeisters. Er besuchte nur kurz die Schule und wurde danach von seinem Vater in der Werkstatt beschäftigt. Dort lernte er nicht nur das Schreinerhandwerk, sondern übte sich auch in Holzschnitzereien und im Zeichnen. So war er bald selbstständig in der Lage beliebige Verzierungen auf das Reißbrett zu bannen und in Holz auszuarbeiten. Bedingt durch die frühe Erkrankung seines Vaters, musste Glänz auf Kunstreisen verzichten und stattdessen sein Elternhaus unterhalten. Im Ersten Koaliationskrieg wurde er 1794 zum Landsturm eingezogen und kämpfte (1796) bei Wagenstadt gegen die Franzosen. Nach deren Rückzug war er erneut in der elterlichen Werkstatt tätig und führte diese bald auf eigene Rechnung. 1803 war er von der Zunft zum Meister ernannt worden. Da Glänz Reisen noch immer versagt blieben, studierte er in seiner knappen Freizeit das Freiburger Münster mit all seinen Einzelheiten. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er dabei den Holzschnittarbeiten von Künstlern wie Hans Wydyz und Liefering. Im Jahr 1808 heiratete Glänz. Nach einiger Zeit wurde Glänz bei Bauunternehmungen zu Rate gezogen, wo er neben architektonischer auch künstlerische Beratung lieferte.

Glänz betätigte sich in seiner Freizeit zudem als Erfinder und fertigte eine Spuhl- und eine Zwirnmaschine, die aber mangels finanzieller Mittel und Unterstützer nie über den Prototypenstatus hinaus gebaut wurden.

Nachdem im Jahr 1819 eine Verschönerungskomission mit der Überarbeitung der Inneneinrichtung des Münsters betraut worden war, sollten unter anderem sämtliche Altäre ausgewechselt werden. Neben vielen Malern und Bildhauern, die sich um die Arbeiten bewarben, gab Glänz ebenfalls mehrere Skizzen ab, nachdem er durch einen Freund dazu ermutigt worden war. Die Kommission legte sämtliche Bewerbungen dem Architekten Georg Moller zur Begutachtung vor. Moller zeichnete Glänzens Entwürfe vor allen andern aus und befürwortete sie auf das Dringendste. Die Bauleiter hielten Glänz für ungeeignet, da er nur ein einfacher Schreiner war. Der erwähnte Freund ermunterte Glänz, im Stillen ein kleines Modell eines solchen Altares zu schnitzen. Glänz ging auf diesen Vorschlag ein, fertigte ein kleines Vorbild und überreichte es im Jahr 1820 der noch immer zögernden Bauhütte mit der Bitte, dieses Werk zur steten Erinnerung in der Trese (Schatzkammer) des Münsters zu bewahren.

Obwohl das Modell die Verantwortlichen nicht überzeugen konnte, war es am Ende doch der Grund, warum Glänz den Auftrag erhielt: Beim Besuch des badischen Großherzogs Ludwig I., ließ sich dieser während einer Führung die Schatzkammer des Münsters zeigen, entdeckte den Entwurf von Glänz und beauftragte ihn kurz danach damit, die Altare zu vollenden.

Bis zu seinem Tod schuf Glänz in ungefähr 20 Jahren den Hochaltar sowie sieben kleinere Altäre, zwei Beichtstühle und mehrere andere kleinere Holzschnitzwerke für das Münster. Mit diesen Werken wurde Glänz unter den Einheimischen anerkannt und sogar zum Münsterbaumeister ernannt. Er wurde damit zum Nachfolger von Johann Georg Riescher (1759–1827), der ein Mitglied der Verschönerungskomission gewesen war.[1] Vermögende Reisende, die Glänz' Werke im Münster sahen, bestellten bei Glänz, der nun sogar ins Ausland lieferte, vornehmnlich nach England.

Nachdem Joseph Glänz am 10. August 1841 verstorben war, führte sein Sohn Franz Sales Glänz (1810–1855) die Werkstatt weiter. Er hatte ihn bereits an den Arbeiten für die Werke im Münster unterstützt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Michael Klant: Vergessene Bildhauer. In: Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum. Freiburg 2000, ISBN 3-922675-77-8, S. 164–172, S. 165

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