Dominikanerkloster St. Pauli Leipzig

Dominikanerkloster St. Pauli Leipzig

Das Leipziger Dominikanerkloster St. Pauli war ein Kloster des Ordens der Dominikaner, das von der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis zur Reformation bestand.

Geschichte

Nachdem erst 1215 der Orden der Dominikaner in Toulouse rechtsverbindlich gegründet worden war, kamen bereits 1229 Dominikaner-Mönche aus Erfurt nach Leipzig und erhielten von einem Ritter Heinrich von Wahren ein Grundstück südlich des Grimmaischen Tores auf einer geschleiften ehemaligen Zwingburg Markgraf Dietrichs. Das Areal umfasste das Gebiet zwischen Grimmaischer Straße, Altem Neumarkt (heute Universitätsstraße) und der Stadtmauer, also etwa dem heutigen Universitätscampus entsprechend.[1][2]

Die Gründungsurkunde wurde 1231 vom damals etwa 16jährigen Meißner Markgraf Heinrich unterzeichnet. Schon 1240 konnte die Klosterkirche dem Apostel Paulus geweiht werden. Aus vergleichenden Studien wird angenommen, dass es eine flachgedeckte Halle mit einem, gemäß der Ordensbauweise, einschiffigen gewölbten Chor war. Das Kloster lag südlich der Kirche, der zugehörige Wirtschaftshof südwestlich davon.[1]

Als 1409 die deutschsprachigen Magister und Scholaren aus Prag nach Leipzig kamen, wurden sie zunächst von den Dominikanern aufgenommen.[3]

Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts wurden Kreuzgang und Gartenanlagen, Refektorium, Wirtschaftsgebäude, Bibliothek und Kapitelhaus neu errichtet.[2] An die Nordseite der Kirche waren, schon im 14. Jahrhundert beginnend, vier Totenkapellen bedeutender Familien (Pflugk, Haugwitz, Leymbach und Thümmel) angebaut worden. Nun wurde auch die Kirche umgebaut. Das Langhaus wurde eingewölbt und der Chor dreischiffig errichtet undverlängert, so dass er nun über die Stadtmauer hinaus bis in den Stadtgraben reichte. Letzteres war 1521 abgeschlossen, musste aber schon 1546 wegen notwendiger Stadtbefestigung im Schmalkaldischen Krieg bis auf die Stadtmauerflucht rückgebaut werden.[1]

Nach der Reformation wurde das Kloster aufgehoben. 1539 mussten die Dominikaner Leipzig verlassen. Das Kloster sollte zugunsten eines neuen Stadtteils abgerissen werden. Kurfürst Moritz übereignete es aber 1543 mit allen Gütern der Universität Leipzig.[4] Es wurde das Collegium Paulinum. Die Kirche wurde als Aula und Gottesdienstraum genutzt. 1545 weihte sie Martin Luther als protestantische Kirche.

Der bekannteste Mönch des Klosters war der durch den Ablasshandel in die Geschichte eingegangene Johannes Tetzel. Er trat 1489 in das Leipziger Kloster ein und war trotz seiner häufigen Abwesenheit wegen seiner Ablass-Prediger-Reisen immer Angehöriger des Klosters. 1518 kehrte er ins Kloster zurück und starb hier 1519.

Die Mönche des Leipziger Dominikanerklosters wurden wegen des Patrons ihrer Kirche auch oft fälschlich Pauliner genannt, obwohl sie nicht dem Orden dieses Namens angehörten.

Einzelnachweise

  1. a b c Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg): Stadt Leipzig - Die Sakralbauten, München 1995, ISBN 3-422-00568-4, S. 487-495
  2. a b Leipzig-Lexikon
  3. Stephanie von Aretin, Thomas Klemm, Nikolaus Müller: Leipzig und seine Kirchen, Leipzig 2006, ISBN 3-374-02366-5 S. 35
  4. Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z., PROLEIPZIG 2005 ISBN 3-936508-03-8, S. 114

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Paulinum (Universität Leipzig) — Baustelle des Paulinums im August 2010 Das Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli ist ein im Bau befindliches Gebäude der Universität Leipzig am Augustusplatz. Das Gebäude entsteht seit 2007 an der Stelle, an der am 30. Mai 1968 die… …   Deutsch Wikipedia

  • Kirchen in Leipzig — Die Kirchen in Leipzig haben sich zusammen mit der Ausbreitung der Stadt entwickelt. Im heutigen Leipziger Stadtgebiet gibt es mehr als 90 Kirchenbauten, davon gehören allein 65 zur Evangelisch Lutherischen Landeskirche, der in Leipzig… …   Deutsch Wikipedia

  • UB Leipzig — Universitätsbibliothek Leipzig Gründung: 1543 Gesamtbestand: 5,4 Millionen Bibliothekstyp …   Deutsch Wikipedia

  • Universitätsbibliothek Leipzig — Gründung 1543 Bestand 5,4 Millionen Bibliothekstyp …   Deutsch Wikipedia

  • Paulinerkirche (Leipzig) — Gedenktafel am Gebäude der Universität Die Klosterkirche St. Pauli des Leipziger Dominikanerklosters (volkstümliche Bezeichnung „Unikirche“, manchmal auch „Paulinerkirche“ nach den „Pauliner“ genannten Dominikanermönchen), nach Auflösung des… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Klöstern — Die Liste von Klöstern ist eine Liste von bestehenden und ehemaligen Klöstern, geordnet nach Ordensgemeinschaft, Land und Ort. Die Liste ist nicht vollständig. Bei einem Neueintrag wird darum gebeten, Ort, Gründungs und Aufhebungsdaten sowie eine …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich von Herford — (auch Heinrich von Hervord, Henricus de Hervordia; * um 1300 in Herford; † 9. Oktober 1370 im Dominikanerkloster St. Pauli in Minden, gelehrter Dominikaner, Chronist, Historiker und Theologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Lite …   Deutsch Wikipedia

  • Bibliotheca Albertina — Universitätsbibliothek Leipzig Gründung: 1543 Gesamtbestand: 5,4 Millionen Bibliothekstyp …   Deutsch Wikipedia

  • Caspar Borner — Unterschrift von Caspar Borner Caspar Borner (* um 1492 in Großenhain; † 2. Mai 1547 in Leipzig), war ein deutscher evangelisch lutherischer Theologe, Philologe, Jurist, Humanist, Mathematiker und …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Tetzel — Der Dominikanermönch Johann Tetzel (* um 1460 in Pirna (oder Leipzig [1]); † 11. August 1519 in Leipzig) war Ablassprediger und gab den Anlass für Luthers Thesenanschlag …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”