Dörflas (Marktredwitz)

Dörflas (Marktredwitz)
Dörflas
Große Kreisstadt Marktredwitz
Koordinaten: 50° 0′ N, 12° 5′ O49.99833333333312.087777777778Koordinaten: 49° 59′ 54″ N, 12° 5′ 16″ O
Eingemeindung: 1. Apr. 1939
Postleitzahl: 95615
Vorwahl: 09231

Dörflas ist ein Stadtteil der Großen Kreisstadt Marktredwitz.

Geschichte

Dörflas entwickelte sich aus einer Freimannensiedlung an der Furt durch den Kösseinebach. Diese Siedlungen reichsfreier Straßenwächter schützten im 10. und 11. Jahrhundert die alten Reichs- und Handelsstraßen, bevor vom 12. Jahrhundert an Straßenburgen, wie z. B. in Redwitz, diese Aufgabe übernahmen.

Dörflas gehörte bis auf den Ruß-Hof, der dem Markt Redwitz unterstand, als egerisches Reichslehen dem Geschlecht der Ritter von Sparneck. Erste urkundliche Erwähnungen erfolgten erst 1296 und 1314.

Über Dörflas gibt es aus dem Mittelalter wenig Hinweise. Erste Einblicke gewährt das markgräfliche Landbuch der Sechsämter von 1499. Dort sind 13 sparneckische Lehen und ein Gut des Marktes Redwitz aufgeführt. Die hohenzollerischen Burggrafen von Nürnberg und späteren Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth hatten seit dem Hochmittelalter die Hochgerichtsbarkeit und fürstliche Obrigkeit über Dörflas. Es war dem Amt Wunsiedel der Amtshauptmannschaft Wunsiedel zugeordnet.

Aus späteren sparneckischen Lehensverzeichnissen geht hervor, dass 1545 22 Gebäude und 1598 schon 33 Gebäude (ohne den Redwitzer Ruß-Hof) in Dörflas existierten. Die überwiegende Zahl dieser Gebäude waren Häuslein, also kleine Häuser für Handwerker oder Tagelöhner. In Dörflas als ehemaliger Freimannensiedlung durften sich Handwerker ansiedeln. Zwei typische Zeilen dieser Handwerkerhäuser sind noch an der Ostseite der Bühlstraße und an der Südseite der Dörflaser Hauptstraße zu erkennen. Bis 1622 stieg die Zahl der Gebäude auf 58. Darunter waren die 1601 erbaute Wuttig-Mühle und die um 1617 erbaute Burgermühle. Außerdem wurde 1609 der Adelssitz der Sparnecker, Schloss Dörflas, ausgebaut und 1621 ein Brauhaus errichtet, das als erstes in dieser Gegend Weißbier herstellte und sich im 17. und 18. Jahrhundert zur größten Brauerei der Umgebung entwickelte. 1739 standen im Bereich der Sparnecker Lehen 81 Wohngebäude.

1744 starb das Geschlecht der Sparnecker aus und Kaiser Karl VII. Albrecht, ein Wittelsbacher, übertrug die sparneckischen Reichslehen an den Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth. Nach dem Aussterben der Bayreuther Linie der fränkischen Hohenzollern 1769 wurden die sparneckischen Reichs- und Stammlehen an den kaiserlichen Generalmajor von Reitzenstein (ab 1772 zu Reuth bei Erbendorf) verliehen.

1792 kam Dörflas nach dem Verzicht des Markgrafen Alexander auf seine Fürstentümer Ansbach und Bayreuth unter preußische Oberhoheit. Doch schon durch Austauschvertrag vom 30. Juni 1803 wurde Dörflas mit Wirkung zum 2. Oktober 1804 an Bayern abgetreten. Es bestand damals (nach einer Häuserliste von 1808) aus 84 Häusern und gehörte zum Landgerichtsbezirk Waldsassen. Nachdem 1810 die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth und 1816 auch der österreichische Markt Redwitz an Bayern abgetreten worden waren, wurde Dörflas 1819 in den Landgerichtsbezirk Wunsiedel eingegliedert. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts stieg Zahl der Häuser auf über 100.

Nach dem Gewerbekataster der Gemeinde Dörflas aus dem Jahre 1858 waren 118 Gewerbe angemeldet, davon 57 (Haus-) Weber, 1 Zeugmacher, 2 Färber, 1 Strumpfwirker, 3 Schneider, 2 Schreiner, 1 Wagner, 1 Büttner, 2 Töpfer, 6 Rotgerber, 8 Schuhmacher, 1 Flachshändler, 2 Schnittwarenhändler, 2 Spezereihändler, 1 Gemüsehändler, 1 Pfeifenschneider, 1 Lumpensammler, 1 Landkrämer, 2 Müller, 1 Mehlhändler, 1 Frachtfuhrmann, 2 Hufschmiede, 1 Nagelschmied, 2 Gastwirte, 8 Metzger, 3 Bäcker, 1 Essigfabrikant, 1 Brauerei und 3 Baumwollwaren-Fabrikanten (Verlagsunternehmen). Ende des 19. Jahrhunderts begann in Dörflas die Zeit der industriellen Textilproduktion. Die Firma Benker entwickelte sich aus einem der 3 Verlagsunternehmen zu einer der größten Textilfabriken der Gegend mit über 1000 Beschäftigten.

Auch der Bau der Eisenbahn um 1880 brachte für Dörflas einen Aufschwung. Neue Häuser entstanden entlang der Friedenfelser Straße, vereinzelt auch am Mühlberg und beim Kupferhammer. Bereits Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts entstand eine erste kleine Siedlung am Frauenholz durch die damalige Nachbarstadt Marktredwitz.

Zum 1. April 1939 wurde Dörflas in die Stadt Marktredwitz eingemeindet.

Aktuell

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand für die Heimatvertriebenen eine große Siedlung am Frauenholz. In den 1950er und 1960er Jahren wurden die freien Flächen am Kupferhammer, später auch die freien Flächen am Mühlberg bebaut. In den 70er und 80er Jahren entstanden die Baugebiete am Kaiserstein und Anfang des 21. Jahrhunderts das Baugebiet auf dem Bühl.

Literatur

  • Elisabeth Jäger: Freimannensiedlungen an kaiserlichen Straßen im Fichtelgebirge, Archiv für Geschichte von Oberfranken Bd. 82, Bayreuth 2002, S. 56 ff.
  • Erich von Glaß: Ein Sparneckisches Lehenbuch 1622-1648 in Der Familienforscher in Bayern, Franken und Schwaben, Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde, Herausgeber Adolf Roth, Richard Pflaum Verlag München, Band 1, Heft 1 März 1952 und Heft 2 Juni 1952 mit Verweisung auf Band 60 des Stadtarchivs Wunsiedel. Dieses Lehenbuch liegt heute im Staatsarchiv Bamberg. StA BA 9118/3
  • Franz Capeller: Geschlechterbuch von Marktredwitz. München 1969, Bde. 1, 2 u. 3
  • Franz Capeller: Alte Güter und Wohnhäuser in Oberredwitz und Dörflas. Stadtarchiv Marktredwitz
  • Katasterplan aus dem Jahre 1840. Stadtbauamt Marktredwitz, gestiftet 1926 von Friedr. Mühlhöfer
  • Horst P. Linke: Materialien zur Geschichte von Dörflas. Manuskript, StadtArchiv Marktredwitz mit weiteren Nachweisen

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