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Bei eCall (Kurzform für emergency call[1]) handelt es sich um ein von der Europäischen Union geplantes automatisches Notrufsystem für Kraftfahrzeuge. Im Fahrzeug montierte Geräte sollen einen Verkehrsunfall automatisch an die einheitliche europäische Notrufnummer 112 melden und durch die rascher initiierten Rettungsmaßnahmen helfen, die Zahl der Verkehrstoten zu senken und die Schwere von Verletzungen im Straßenverkehr zu reduzieren. eCall ist ein wichtiges Projekt der eSafety-Initiative der Europäischen Kommission.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits 1982 testete die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in der Bundesrepublik Deutschland ein ähnliches Notrufsystem für Kraftfahrzeuge, auch Auto-Notruf-System genannt. Dabei handelte es sich um ein kleines Notfunkgerät für Kraftfahrzeuge, das bei Unfällen die Rettungszeit verkürzen und damit auch zu verminderten Unfallfolgen und zur Rettung von Menschen beitragen sollte. Das Unternehmen AEG-Telefunken entwickelte beispielsweise mit AutoNotfunk, ein Notfunkgerät, das im Armaturenbrett von Kraftfahrzeugen integriert werden konnte, und bei einem Unfall wurde per Funk die jeweilige zuständige Rettungsleitstelle informiert. Das Funksignal sollte dabei von einer Relaisstation empfangen und der Standort des Kraftfahrzeugs mittels Peilmasten ermittelt werden. Die Kosten der hierfür notwendigen Einrichtung eines bundesweiten Netzes von Peilmasten und der Ausrüstung der Rettungsleitstellen wurden auf eine Milliarde DM geschätzt. Mit dem Auto-Notruf-System sollten dabei die herkömmlichen Notrufsäulen ergänzt werden, und im Jahre 1984 sollte die Antenne inklusive Montage rund 500 DM je Fahrzeug kosten. Das System konnte sich aber nicht durchsetzen.
Da sich der Start des Systems immer wieder verzögerte, setzen einige Automobilhersteller wie Volvo, BWM und Peugeot auf eigene, kostenpflichtige (Teil-)Lösungen.[2] Die Europäische Kommission beschloss am 8. September 2011 die Einführung für alle Neuwagen ab 2015. In der Empfehlung der Kommission werden die Mitgliedstaaten aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Mobilfunkbetreiber die eCall-Anrufe vorrangig weiterleiten und keine Gebühren erheben.[3]
Technik von eCall
Bei einem Unfall wird ein Notruf (eCall) ausgelöst, der einen so genannten Minimaldatensatz direkt an eine Notrufzentrale (PSAP) absetzt, gleichzeitig jedoch auch eine Sprachverbindung für den Fall aufbaut, dass ein Insasse des Unfallautos noch sprechen kann. eCall wird automatisch und manuell auslösbar sein.
Der Minimaldatensatz enthält unter anderem den Unfallzeitpunkt, die genauen Koordinaten des Unfallorts, die Fahrtrichtung (wichtig auf Autobahnen), Fahrzeug-ID, Service Provider-ID und eCall-Qualifier (automatisch oder manuell ausgelöst). Optional ist die Übermittlung von Daten von Bord-Sicherheitssystemen möglich, wie der Schwere des Unfallereignisses und der Zahl der Insassen, ob die Sicherheitsgurte angelegt waren, ob das Fahrzeug sich überschlagen hat usw.
Sonstige Aspekte
Die Einführung von eCall bedingt unter anderem die Ausstattung von Fahrzeugen mit einem GPS- und GSM-Modul, einer Antenne sowie einem zusätzlichen Steuergerät, in dem die eCall-Funktion implementiert ist. Diesbezüglich wird eCall auch als Wegbereiter für die Verkehrstelematik bei privaten Verbrauchern gesehen, da viele der für eCall nötigen Einbauten die gleichen sind, die auch für andere telematische Anwendungen benötigt werden. Auch für Mobilfunkanbieter ergeben sich hier neue Geschäftsfelder, da die für eCall nötige SIM-Karte optional auch kostenpflichtige Telematikdienste ermöglichen könnte. Die Einwahl in ein Mobilfunknetz im europaweit geplanten eCall-System erfolgt erst unmittelbar nach dem Unfall, so dass keine Bewegungsprofile von Fahrzeugen anfallen, die ggf. auf Basis der Telekommunikations-Überwachungsverordnung gespeichert würden.
Über die komplette Funktionsweise und Finanzierung des Systems herrscht bisher aber noch keine Klarheit, da die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Insbesondere sind hier auch Aspekte wie das Roaming zu beachten, also dass ein Reisender mit deutschem Fahrzeug auch beispielsweise in Portugal sofort Hilfe bekommt. Bezüglich der Finanzierung wird der Preis des eCall-Systems und möglicherweise auch eine Pauschale für den Betrieb im Preis für diese Option enthalten sein.
Trivia
Im November 2007 wurde auf der Crash-Anlage des TÜV in Köln vor einem Test die Deaktivierung des eCall versäumt. Infolge des Crashtests wurden die zuständigen Rettungskräfte alarmiert und vor Ort gerufen, da die Bordelektronik einen „schweren Unfall“ samt GPS-Koordinaten gemeldet hatte.[4]
Siehe auch
- ERA GLONASS (vergleichbares russisches System)
Weblinks
- eCall Informationsblatt der Europäischen Kommission (PDF-Datei; 174 kB)
- Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung - eCall: Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr
- BR-online – Bayern 2: Wie "eCall" Leben retten soll, 14. September 2010
- Forschungsauftrag VSS 2007/903 Grundlagen für eCall in der Schweiz (PDF-Datei)
- Rasche Hilfe durch automatischen Notruf, Video-Beitrag in der ZDF-Mediathek, 8. September 2011
Einzelnachweise
Kategorien:- Verkehrsunglück
- Alarmierung
- Rettungsdienst
- Rettungswache und Leitstelle
- Sicherheitspolitik der Europäischen Union
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