Eberhard Kieser

Eberhard Kieser

Eberhard Kieser (* 2. Dezember 1583 in Kastellaun; † November 1631 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Kupferstecher und Verleger.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kieser war der Sohn eines Pfarrers. Er erlernte das Goldschmiedehandwerk. Im Frühsommer 1609 erhielt er durch Heirat der Anna Christina Hoffmann, eines Malers, die Bürgerrechte in Frankfurt am Main, arbeitete als Goldschmied in Sachsenhausen und begann zu zeichnen und zu gravieren. Ab 1612 illustrierte und verlegte er Bücher und stellte in seiner Verlagswerkstatt mit mehreren Kupferstechern als Gehilfen repräsentative Drucke her.

Werke

Als bedeutendstes Werk gilt ein Totentanz nach Holbein bestehend aus 60 kleinformatigen Radierungen aus dem Jahre 1617.[1]S.85

Bekannt wurde Kieser auch durch den Thesaurus philopoliticus (deutscher Titel: Politisches Schatzkästlein guter Herren und bestendiger Freund), eine Sammlung von Kupferstichen mit Stadtansichten, die Kieser und der aus Böhmen stammende Daniel Meisner (1585–1625) herstellten und erfolgreich verlegten. Diese Werke erschienen bis 1631 in 16 Büchern mit 831 Städtebildern. Jedes Bild hat einen Sinnspruch in Latein und Deutsch, die von Meisner stammten. Es ist nicht sicher, dass Kieser neben seiner verlegerischen Tätigkeit auch selbst Druckplatten für den Thesaurus hergestellt hat.[1]S.85

Ab 1617/18 war Sebastian Furck sowie danach auch Georg Keller, Matthäus Merian und Johann Eckard Löffler für Kieser tätig. 1631 kamen die Druckplatten nach seinem Tod an den Nürnberger Verleger Paul Fürst. Er veröffentlichte 1638/42 rund 800 der Kupferstiche in dem Werk Sciographia Cosmica in 8 Bänden; 1678 und 1700 folgten weitere Auflagen durch die Witwe und den Schwiegersohn von Fürst.

Krönungszug Matthias' am 13. Juni 1612 vor dem Frankfurter Römer

Neben dem Thesaurus philopoliticus sind zu erwähnen, wobei die Art der Stiche/Radierungen Georg Keller als Künstler nahelegen [2]S.128:

  • Krönungsdiarium Maximilians II. von 1612
  • Johann Jacob Wallhausen's Ritterkunst, Frankfurt 1616
  • Johann Jacob Wallhausen's Romantische Kriegskunst, Frankfurt 1616
  • Österreichischer Lorbeerkranz, 1625
Vinzenz Fettmilch, Conrad Gerngroß und Conrad Schopp, die Anführer des Fettmilchaufstandes, auf einem Stich aus dem Jahr 1614

Weiters brachte Kieser eine aus 78 Blättern bestehende Folge von Kaisern, Kurfürsten und adligen Herren zu Pferde heraus sowie Porträts von Fettmilch, Schopp, Gerngros und Ebel (siehe Fettmilch-Aufstand) in der Manier von Sebastian Furck.[2]S.128

Literatur

  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon; Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X
  • Daniel Meisner und Eberhard Kieser: Thesaurus philopoliticus oder Politisches Schatzkästlein; Faksimile-Neudruck der Ausgaben Frankfurt a. M. 1625-1626 und 1627-1631 mit einer Einleitung und einem vollständigen Register der Städtebilder von Klaus Eymann. Unterschneidheim 1972 und 2. Auflage 1974
  • Hans Georg Wehrens: Freiburg in dem "Thesaurus philopoliticus" von Daniel Meisner und Eberhard Kieser: in: Freiburg im Breisgau 1504-1803, Holzschnitte und Kupferstiche; Verlag Herder, Freiburg 2004, S. 99 ff. ISBN 3-451-20633-1
  • Stephan Prinz: Juristische Embleme; Rechtsmotive in den Emblemata des 16. Bis 18. Jahrhunderts, LIT Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-643-10133-4 Online-Auszug
  • Philipp Friedrich Gwinner: Kunst und Künstler in Frankfurt am Main: vom dreizehnten Jahrhundert bis zur Eröffnung des Städel'schen Kunstinstituts, Verlag Joseph Baer, 1862, ISBN 1-148-40794-4, S. 127-128 Online-Volltext

Weblinks

 Commons: Eberhard Kieser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b siehe Literatur Stephan Prinz: Juristische Embleme
  2. a b siehe Literatur Philipp Friedrich Gwinner: Kunst und Künstler in Frankfurt am Main

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kieser — bezeichnet Kieser Training, international tätige Schweizer Fitnesskette Kieser ist der Familienname folgender Personen: Alfred Kieser (* 1942), deutscher Betriebswirtschaftler, Professor für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Organisation… …   Deutsch Wikipedia

  • Eberhard Schnelle — (* 18. Juli 1921 in Danzig; † 5. Oktober 1997 in Barmstedt) war Organisationsberater und Entwickler der Methode zur Moderation von Gruppen. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Unternehmerische Aktivitäten 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Dietrich Georg von Kieser — Dietrich Georg Kieser auf einer Fotografie von Carl Schenk um 1858 …   Deutsch Wikipedia

  • Dietrich Georg Kieser — Dietrich Georg von Kieser (* 24. August 1779 in Harburg/Elbe; † 11. Oktober 1862 Jena) war ein deutscher Mediziner und Psychiater. Leben Kieser war der Sohn des Pastors Christoph Ludwig Kieser und dessen Ehefrau Sophie Warmers. Nach dem Besuch… …   Deutsch Wikipedia

  • Thesaurus philopoliticus — Nördlingen Stich um 1625 …   Deutsch Wikipedia

  • Sebastian Furck — (* um 1598 oder 1589[1] in Alterkülz/Hunsrück; † 1655 oder 1666[1] in Frankfurt a. M.), deutscher Kupferstecher. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Daniel Meisner — Stadtansicht von Brügge, einer von 830 Drucken aus dem Thesaurus Philopoliticus von Daniel Meisner Daniel Meisner (* 1585 in Komotau (tschech. Chomutov), Böhmen; † 11. März 1625 [1]S.85 in Frankfurt am …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Freienstein — Ruine Freienstein Alternativname(n): Schloss Freienstein …   Deutsch Wikipedia

  • Kirchberg (Hunsrück) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Ludwig Gottfried — (* 1584 [1] in Amberg (Oberpfalz); † Mai 1633) war Theologe, Übersetzer, Autor, Herausgeber und Korrektor. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”