Dietrich Georg von Kieser

Dietrich Georg von Kieser
Dietrich Georg Kieser auf einer Fotografie von Carl Schenk um 1858
Kiesers Grab auf dem Johannisfriedhof in Jena

Dietrich Georg von Kieser (* 24. August 1779 in Harburg/Elbe; † 11. Oktober 1862 Jena) war ein deutscher Mediziner und Psychiater.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kieser war der Sohn des Pastors Christoph Ludwig Kieser und dessen Ehefrau Sophie Warmers. Nach dem Besuch des Gymnasiums in seiner Heimatstadt begann Kieser 1801, in Göttingen Medizin zu studieren. Bereits drei Jahre später beendete er dieses Studium erfolgreich mit einer Promotion.

Anschließend ließ er sich in Winsen a.d. Luhe nieder und praktizierte dort als Arzt. Aber bereits 1806 nahm er ein Angebot aus Northeim an und wurde dort Stadt- und Landphysikus. 1812 berief man ihn als außerordentlicher Professor an die Universität Jena, und als solcher wirkte er ab 1813 auch als Brunnenarzt im gerade neueröffneten Heilbad Berka/Ilm. An der Entstehung dieses Kurortes war Kieser neben Johann Wolfgang von Goethe maßgeblich beteiligt.

Der Frankreichfeldzug 1814/15 sah Kieser als Freiwilligen. Im Verlauf dieses Feldzuges beförderte man ihn letztendlich zum Preussischen Oberststabsarzt und als solcher leitete er die großen Militärlazarette in Lüttich. Nach Kriegsende lehrte er wieder an der Universität Jena und 1824 avancierte er zum „o. Prof. der Medizin“. 1816 nahm ihn die Leopoldina (Deutsche Akademie für Naturforscher) als ordentliches Mitglied auf und beförderte Kieser bereits zwei Jahre später zu ihrem Adjunkt. Zusammen mit seinem Kollegen Carl August von Eschenmayer veröffentlichte er ab 1817 das „Archiv für den thierischen Magnetismus“. 1817 nahm er am Wartburgfest teil.

Im Jahr 1821 heiratete Kieser in Halle Amalie, eine Tochter seines Kollegen Prof. Johann Christian Reil. Kieser war auch politisch tätig. In den Jahren 1831 bis 1844 war er Mitglied des sächsisch-weimarischen Landtags und 1844 bis 1848 auch dessen Vizepräsident. Als Politiker wie auch als Wissenschaftler setzte er sich vehement für Behandlungen psychisch Kranker ein, in der Rehabilitation der Isolation immer vorgezogen wurde. Hier legte er auch den Grundstein, die Psychiatrie als akademisches Fach einzuführen.

Kiesers Möglichkeiten an der Universität waren sehr begrenzt und beengt. Deshalb gründete er 1831 privat eine chirurgische ophthalmiatrische Klinik und leitete diese bis 1847. Ab diesem Jahr stand er als Direktor der Irren-, Heil- und Pflegeanstalt in Jena vor. Dieses Amt hatte er bis 1858 inne. Nebenbei führte Kieser in Jena – ebenfalls privat – das Sophronisterium, eine Klinik für Geisteskranke. Ab 1848 avancierte er in der Leopoldina zum „Director Ephemeridium“, d.h. er fungierte als Herausgeber dieser wissenschaftlichen Zeitschrift. An seinem 75. Geburtstag ehrte ihn seine Universität mit der Verleihung der Ehrentitels Dr. phil. h.c..

Im Jahr 1858 wählte ihn die Leopoldina als Nachfolger von Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck zu ihrem neuen Präsidenten. Kieser übernahm von seinem Vorgänger ein schweres Amt. Als Gesellschaftsnamen wählte er sich Scheuchzer I. und leitete die Gesellschaft bis an sein Lebensende.

Im Alter von 83 Jahren starb Dietrich Georg von Kieser am 11. Oktober 1862 in Jena. Er liegt auf dem dortigen Johannisfriedhof begraben.

Kiesers frühes wissenschaftliches Werk beruhte hauptsächlich auf empirischen Ergebnissen. In seinem Hauptwerk „Elemente der Psychiatrik“ vertritt er auch die These der somatischen Bedingung aller psychischen Störungen. In der Durchdringung empirischer Beobachtung und spekulativer Deutung steht Kieser in einer Reihe mit Johann Friedrich Blumenbach, Johann Wolfgang von Goethe, Karl Gustav Himly, Lorenz Oken und Carl Eberhard Schelling.

Werke

  • Zeitschrift Archiv für den thierischen Magnetismus (1817 ff)
  • Elemente der Physiatrik (1855)
  • Grundzüge der Anatomie der Pflanzen (1815)
  • Grundzüge der Pathologie und Therapie des Menschen (1812)
  • Über die Emancipation des Verbrechers im Kerker (1845)
  • Von den Leidenschaften und Affecten (1848)

Literatur

  • August HirschKieser, Dietrich Georg von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 726–730.
  • Walter Brednow: Dietrich Georg von Kieser. Sein Leben und Werk. Steiner, Wiesbaden 1970 (Sudhoffs Archiv - Beihefte)
  • Susanne Müller: Krankheitsverständnis bei Dietrich Georg von Kieser (1792-1862). Medizin zwischen Wissenschaft und Philosophie der Natur um 1800. Universität, Heidelberg 1985 (medizinische Dissertation)

Weblinks

 Commons: Dietrich Georg Kieser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



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