Eco-entrepreneurship

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Der Begriff Eco-Entrepreneurship (auch Ecopreneurship) oder Ökounternehmertum benennt eine Form des Unternehmertums, die Ökologie, Innovation und Unternehmertum in einer Unternehmensgründung verknüpft. Ein Öko-Entrepreneur grenzt sich von den umweltbezogenen Aktivitäten traditioneller großer Unternehmen durch einen hohen Innovationsgrad des Geschäfts und durch die Aufdeckung und Nutzung von Marktnischen bzw. Nutzung der Folgen des Marktversagens ab (z.B. durch den Transport von an einem bestimmten Ort wertlos erscheinenden Abfällen an einen anderen Ort, wo sie als wertvolle Ressourcen genutzt werden). Eco-Entrepreneurship als Theorie von Gründung und Wachstum innovativer Öko-Unternehmen ist somit nicht identisch mit ökologieorientierter Betriebswirtschaftslehre (sog. Eco-Management), die sich vor allem mit Themen wie Ökobilanz, Öko-Audit, Nachhaltigkeit oder Energieeffizienz, also mit Aspekten des effizienten und verantwortlichen Umgangs mit Ressourcen befasst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Konzept des Eco-Entrepreneurship entstand Mitte/Ende der 1980er Jahre aus der umweltpolitischen Diskussion heraus. Bekannte Pioniere des Eco-Entrepreneurship in den USA sind Douglas Tompkins und Peter Barnes, in Deutschland Heinz Hess und Horst P. Popp. Vielfältige Anregungen für die Entwicklung in Deutschland entstanden auch aus den praktischen Aktivitäten der anthroposophischen Bewegung. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts wurde das Konzept vom wirtschaftswissenschaftlichen Mainstream rezipiert, theoretisch (z.B. durch Theorien des Marktversagens unterfüttert und praktisch weiterentwickelt (durch sog. Eco-Venturing, Eco-Inkubatoren usw.).[1]

Seit etwa Jahr 2000 wird auch der Oberbegriff Sustainable Entrepreneurship oder Sustainability Entrepreneurship, kurz Sustainopreneurship sowohl für Social Entrepreneurship als auch für Eco-entrepreneurship verwendet.[2]

Theoretische und empirische Fragen

Aus der Anwendung der Theorie des Marktversagens auf die Eco-Entrepreneurs resultieren eine Reihe noch zu beantwortender theoretischer und empirischer Fragen wie z.B. nach der Rentabilität des Eco-Entrepreneurship, welche eigentlich deutlich niedriger sein müsste als die von (wegen Marktversagen ausgebliebenen) Großinvestitionen üblicherweise zu erwartende Rentabilität, oder nach der Vereinbarkeit von (oft wertkonservativ geprägter) Umwelt- und Nachhaltigkeitsorientierung, radikaler Innovationsbereitschaft und unternehmerischem Denken in einer Person. Viele Ecopreneurs haben offenbar aus kleinsten Anfängen heraus einen großen Einfluss auf die Märkte gewonnen, auch ohne dass ihnen Wagniskapital zur Verfügung stand. Petersen belegt, dass von den neu gegründeten Unternehmen, die später einen großen Einfluss auf den Markt gewonnen haben, die weitaus größere Zahl zunächst ausschließlich auf umweltbezogene und nicht auf Rentabilitätsziele fixiert war.[3] Auch Kirkwood und Walton zeigen anhand eines Samples neuseeländischer Gründer, dass Ecopreneurs niedrigere Einkommenserwartungen haben als durchschnittliche Gründer und dass ihnen vor allem eine - teils für sie überraschende - positive Nachfrageentwicklung Perspektiven für die erfolgreiche Gründung eröffnet hat (sog. Pull-Effekt)[4], ein Muster, dass man in Deutschland eher von Nebenerwebsgründern kennt.[5] Wagner zeigt, dass eine starke umweltpolitische Orientierung der von ihm befragten Studierenden einer technischen Universität mit einer erhöhten Bereitschaft einhergeht, sich unternehmerisch zu betätigen. Bei den Alumnis dieser Hochschule bleibt diese enge Verknüpfung jedoch nur bestehen, wenn die Moderatorvariable 'Innovationsbereitschaft' stark ausgeprägt ist. Andernfalls tritt ein gewisser Resignationseffekt ein.[6]

Einzelnachweise

  1. Wagner, Marcus (o.J.): Eco-Entrepreneurship, München / Strasbourg, http://www.dime-eu.org/files/active/0/Advances-Eco-Entrepreneurship-Wagner.pdf
  2. Hockerts, K. (2003): Sustainability Innovations. Ecological and Social Entrepreneurship and the Management of Antagonistic Assets. University St. Gallen, Dissertation; Gerlach, A. (2003): Sustainable entrepreneurship and innovation. Conference Proceedings of Corporate Social Responsibility and Environmental Management, Leeds
  3. Petersen, H. (2002). Sustainable Champions. Luneburg: Centre for Sustainability Management.
  4. Kirkwood, J.; Walton, S. (2010): What motivates ecopreneurs to start businesses? In: International Journal of Entrepreneurial Behaviour & Research, Vol. 16, Iss: 3, pp.204 - 228
  5. Hagen. T., u.a.: KfW-Gründungsmonitor 2010 - Kurzfassung, http://www.kfw.de/kfw/de/I/II/Download_Center/Fachthemen/Research/PDF-Dokumente_Gruendungsmonitor/KfW_Gruendungsmonitor_2011_Kurz.pdf, S. 2 f.
  6. Wagner, a.a.O. (ohne Seitenzahlen)

Lehre, Forschung und Entwicklung

Literatur

  • Cohen, B.; Winn, M. I. (2007): Market imperfections, opportunity and sustainable entrepreneurship. J. Bus. Venturing, 22, 29–49
  • Hockerts, K.; Wüstenhagen, R. (2010): Greening Goliaths versus Emerging Davids – Theorizing about the Role of Incumbents and New Entrants in Sustainable Entrepreneurship. In: Journal of Business Venturing 25), Nr. 5, S. 481–492
  • Isaak, R. (1999): Green Logic: Ecopreneurship, theory and ethics. West Hartford: Kumarian
  • Larson, A. L. (2000): Sustainable Innovation through an Entrepreneurship Lens. Business Strategy and the Environment, 9, 304–317
  • Schaltegger, S.; Petersen, H. (2001): Ecopreneurship. Concept and Typology. Lueneburg/Lucerne: CSM/Rio Managementforum
  • Teppo, T.; Wüstenhagen, R. (2009): Why Corporate Venture Capital Funds Fail – Evidence from the European Energy Industry. In: World Review of Entrepreneurship, Management and Sust. Development 5), Nr. 4, S. 353–375
  • Wüstenhagen, R. (2011): Handbook of Research on Energy Entrepreneurship (mit Wuebker, R. J.). Edward Elgar Publishing, Cheltenham, UK / Lyme, US

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