Ehemalige Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf

Ehemalige Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf
Landesbibliothek am Burgplatz
Altes Schloss in Düsseldorf, wiederaufgebaut als Versammlungshaus der Rheinischen Stände (1869)
Ständehaus (links), Galeriegebäude (Mitte) und Schlossturm (rechts)

Das Gebäude der ehemaligen Landes- und Stadtbibliothek der Stadt Düsseldorf befand sich am Düsseldorfer Burgplatz. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bibliotheksgebäude schwer beschädigt und teilweise zerstört.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahre 1770 wurde eine öffentliche Bibliothek gegründet.[2] Diese spielte im kulturellen Leben Düsseldorfs eine bedeutende Rolle: „Der unverkennbare Aufschwung der Bildungseinrichtungen im Jahrhundert der Aufklärung fand 1770 einen gewissen Höhepunkt in der Gründung einer öffentlichen Bibliothek, die nach ihren Statuten jedermann zur Verfügung stehen sollte.“[3] Erste Bücher wurden im Gebäude der Gemäldegalerie Düsseldorf untergebracht. Das Galeriegebäude brannte jedoch zusammen mit dem Düsseldorfer Schloss im Jahre 1872 ab.

„Im Jahre 1710 hatte Kurfürst Johann Wilhelm († 1716) neben dem Residenzschlosse, "da, wo früher niedrige Nebengebäude und Stallungen für den Herzoglichen Haushalt gestanden hatten," das große Gebäude errichten lassen, welches noch heute den Namen Galerie-Gebäude führt. […] In diesem der Kunst gewidmeten Asyle sollte auch die Wissenschaft ihren Sitz aufschlagen, um so gleichsam symbolisch anzuzeigen, daß Kunst ohne Wissenschaft weder existiren könne noch solle. In dem mittleren gegen Norden gelegenen Theile des Erdgeschosses "der Kunstgallerie" und zwar in den Räumen der kurfürstlichen Hof Registratur wurden drei Zimmer, zwei Büchersäle und ein Vorzimmer als Bibliothekslokal splendide eingerichtet; am 22. November war der große Büchersaal vollendet, so daß am 27. December 1770 bereits die vorhandenen Bücher aufgestellt waren.“

Heino Pfannenschmid 1870 (S. 379–380)

Im April 1867 wurde ein Neubau für die Bibliothek als Erweiterung der bestehenden Galeriegebäude begonnen, der spätestens im Frühjahr 1870 bezugsfertig war. Die Baugeschichte dieser neuen Landesbibliothek am Burgplatz beschrieb Heino Pfannenschmid wie folgt:

„Im Jahre 1866 erfolgte die Genehmigung zur Ausführung des von dem Geheimen Regierungs- und Baurath Krüger hierselbst herrührenden, von dem königlichen Bauinspetor Schroers veranschlagten Entwurfes eines Erweiterungsbaues. Der ebenso geschmackvolle als solide Bau wurde unter der Leitung des genannten K. Bauinspectors im April 1867 begonnen und ist nunmehr vollendet. Durch diesen Erweiterungs-Bau sind außer den Wohnungen für den Bibliotheksdiener und den Castellan der Kunstakademie im Erdgeschoss und in der Zwischenetage zum Behuf der Bibliothek fünf Räume im ersten Stock gewonnen, nämlich zu den bereits vorhandenen […] noch ein langer Saal mit zwei Galerien, ein Lesezimmer und ein Arbeitszimmer des Bibliothekars, während der Raum des im alten Treppenhause befindlichen Katalog- und Bibliothekar-Zimmers durch Erweiterung für das jetzige s.g. Katalog-Zimmer verwandt wurde, da man die alte Treppe abbrach und durch eine neue im vorderen Anbau ersetzt. Der stattliche Erweiterungsbau ist von Ziegelsteinen aufgeführt und in den Façaden verputzt, das Dach ist mit Zink gedeckt. Die Baukosten, welche etwa 22000 Thaler betragen, sind durch eine außerordentliche Bewilligung des königl. Ministerium der geistlichen etc. Angelegenheiten flüssig gemacht worden.
Dieser durch den Erweiterungsbau neu gewonnene Raum, der im vergangenen Frühjahr bezogen wurde, war ein so durchaus nothwendiges Bedürfnis, daß er sammt den beiden alten mit Büchern besetzten Sälen grade zur Unterbringung und vielfach veränderten neuen Ausstellung der vorhandenn Büchermassen ausreicht, aber den Vortheil gewährt, durch leicht und bequemt anzubringende Repositorien auf längere Jahre dem Raummangel abzuhelfen.“

Heino Pfannenschmid 1870 (S. 421–422)

Bestand

Der Bestand umfasste rund 70.000 Bände, darunter 800 Inkunablen, 300 Handschriften, zum Teil von hohem kunstgeschichtlichem Wert.[4] Paul Clemen schreibt, dass die Bibliothek eine Reihe kunsthistorisch wichtiger Bilderhandschriften aus den Klöstern des Niederrheins, aus Essen, Werden und Alteberg aufbewahrte.[5] Ebenso wurde eine Sammlung von kleinen Bronzewerken aus dem alten Schloss in der Bibliothek aufbewahrt:[6]

  • Statuette der Minerva, 33 cm hoch, aus unziselierter Bronze, Gusswerk von Gabriel de Grupello. Die gewappnete Göttin, das Haupt mit hohem Helm und Lorbeerkranz stand vor einer Waffentrophäe, der linke Arm war leicht erhoben.
  • Büste der pfälzischen Kurfürstin Anna Maria, Tochter des Großherzogs der Toskana und Frau von Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg. Das von Grupello geschaffene Werk war aus ziselierter Bronze und 56 cm hoch. Es stand auf einem hohen geschweiften Sockel, der an der Vorderseite in Basrelief einen auf Wolken thronenden Genius mit Posaune und Friedenspalme zeigte. Die Büste war aufwändig modelliert und kühn drapiert, und galt als bedeutendes dekoratives Werk.
  • Bronzefigur des Paris. Das Gusswerk von Grupello war 35 cm hoch und bestand aus unziselierter Bronze. Es stellte, in weichen und ruhig fließenden Linien, eine nackte Jünglingsfigur dar.
  • Bronzefigur des sitzenden Paris (44 cm hoch) und eines sitzenden älteren Mannes (48 cm hoch). Diese galt als minderwertige Schülerarbeit und wurde der Gusshütte Gruppelos zugeschrieben.

Literatur

  • Heino Pfannenschmid: Die Königliche Landesbibliothek zu Düsseldorf seit der Zeit ihrer Stiftung (März 1770) bis zu Gegenwart. In: Archiv für die Geschichte des Niederrheins, Neue Folge, Band 2, Heft 2. Verlag von J. M. Heberle (H. Lempertz), Köln 1870, S. 373–431. (online bei Google Bücher)

Einzelnachweise

  1. Fabian 2003 Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner. Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003. online abgerufen am 8. Mai 2011
  2. Verkehrsverein Düsseldorf (Hrsg.): Führer durch Düsseldorf am Rhein und seine Umgebung. Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Düsseldorf 1904, S. 9.
  3. Hugo Weidenhaupt (Hrsg.): Düsseldorf Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert. Band 2: Von der Residenzstadt zur Beamtenstadt (1614–1900). Schwann, Düsseldorf 1988, ISBN 3-491-34222-8, S. 244.
  4. Verkehrsverein Düsseldorf (Hrsg.): Führer durch Düsseldorf am Rhein und seine Umgebung, Düsseldorfer Verl.-Anst., Düsseldorf 1904, S. 65
  5. Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Dritter Band. I. Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Düsseldorf. Im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz. Düsseldorf 1894, S. 69
    Karl Lamprecht: Kunstgeschichtlich wichtige Handschriften des Mittel- und Niederrheins. In: "Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande (Bonner Jahrbücher). Bd. 74.1882, S. 130–146
    Karl Lamprecht: Initialornamentik des VIII. bis XIII. Jahrhunderts. Vierundvierzig Steindruck-Tafeln meist nach rheinischen Handschriften nebst erläuterndem Text". Dürr, Leipzig 1882
  6. Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Dritter Band. I. Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Düsseldorf. Im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz. Düsseldorf 1894, S. 71
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