Einkommensgerechtigkeit

Einkommensgerechtigkeit

Die Einkommensgerechtigkeit ist eine besondere Form der Verteilungsgerechtigkeit. Die Einkommensgerechtigkeit betrachtet die Frage, welches Einkommen für eine bestimmte Person oder Personengruppe in einer Gesellschaft gerecht ist. Kriterien sind hier üblicherweise Gleichheit, das besondere Bedürfnis der Person, die besondere Leistung der Person oder besondere erworbene Rechte.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Für den bedeutenden amerikanischen Ökonomenen Henry George sind die Fragen nach Einkommensverteilung und Vermögensverteilung nicht nur ökonomische, sondern primär ethische Fragen.[1] John A. Ryan sah die Einkommensgerechtigkeit als das primäre Problem der Verteilungsgerechtigkeit an, nämlich in der Frage, ob alle Produktive Funktionen mit dem Gesamtlohn, den das Individuum erhalten hat, angemessen entlohnt werden[2]

John Rawls fordert, dass bei wachsenden Einkommen der Bessergestellten einer Gesellschaft, das Existenzminimum der Bedürftigen ansteigen müssen.[3]


Einkommensgerechtigkeit in Deutschland

Lorenzkurve Deutschland.jpg

Untersuchungen der Universitäten Bielefeld und Konstanz aus dem Jahr 2010 ergaben, dass über 90 % Die heutigen sozialen Ungleichheiten als zu groß oder als viel zu groß empfinden. 5,5 % betrachten die soziale Ungleichheit als gerade richtig, 1,4 % als zu gering, 0,6 % als viel zu gering und 1,8 % konnten keine Auskunft geben.[4] Für die nächsten zehn Jahre nimmt eine große Mehrheit der Befragten (über 80 %) eine Zunahme der sozialen Ungleichheit an, davon 51 % eine starke Zunahme.[5]. 31 % betrachteten ihr Einkommen als gerecht, 2,1 % als ungerechterweise zu hoch und der Rest als (in höherem oder geringeren Maße) ungerechterweise zu niedrig. Dabei stimmen die Befragten darin überein, dass der ausgeübte Beruf, die persönliche Leistung am Arbeitsplatz und die Berufserfahrung die größte Bedeutung für das Einkommen haben sollte. Einkommensungleichheiten werden prinzipiell als gerecht empfunden, aber die Niedriglöhne werden als zu niedrig und die Spitzenlöhne als zu hoch empfunden.[6]

Literatur

  • Gilbert Norden: Einkommensgerechtigkeit. Was darunter verstanden wird. Wien/Köln/Graz 1985.
  • Karin Hess/Bettina Temperli Schwarz: Die Wahrnehmung der Einkommensgerechtigkeit im Ländervergleich, Zürich 2006.
  • Frank Dietrich: Dimensionen der Verteilungsgerechtigkeit, Stuttgart 2001.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Henry George: The Science of Political Economy, New York 2006, S. 352
  2. John Augustine Ryan: Distributive Justice, 1978 S, 13: productive functions are properly rewarded through the total amount which the individual has received.
  3. John Rawls: Eine Theorie der Gerechtigkeit, Frankfurt/M. 1979, S. 102.
  4. http://www.uni-bielefeld.de/soz/personen/liebig/pdf/Studie-Einkommensgerechtigkeit-2010.pdf S. 5
  5. http://www.uni-bielefeld.de/soz/personen/liebig/pdf/Studie-Einkommensgerechtigkeit-2010.pdf S. 6
  6. http://www.uni-bielefeld.de/soz/personen/liebig/pdf/Studie-Einkommensgerechtigkeit-2010.pdf S. 13

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gerechtigkeitsforschung — Mit Gerechtigkeitsforschung (engl.: Social Justice Research) werden verschiedene Forschungsansätze aus der Psychologie und den empirischen Sozialwissenschaften bezeichnet, die sich mit den in der Gesellschaft vorhandenen Einstellungen, Motiven,… …   Deutsch Wikipedia

  • Arbeitsrecht der Kirchen — Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland …   Deutsch Wikipedia

  • Höchstlohn — Als Höchstlohn (auch Gehaltsobergrenze oder Maximallohn) bezeichnet man eine gesetzliche Regelung für die Obergrenze dessen, was ein Individuum an Einkommen erhalten kann.[1] Der Höchstlohn ist ein Komplementärbegriff zu dem Mindestlohn.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”