- Elektronischer Dudelsack
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Elektronische Dudelsäcke sind Instrumente, die den Klang eines Dudelsacks künstlich erzeugen beziehungsweise via Sampling reproduzieren. Zunächst waren elektronische Dudelsäcke vor allem Übungs-Instrumente, bei denen eine dem Original sehr ähnliche Spielpfeife über Midi die entsprechenden Klänge ansteuert. Da normale Dudelsäcke eine enorme Lautstärke produzieren, war dies für viele Musiker eine große Hilfe beim Üben des Instruments, weil sie nun auch über Kopfhörer spielen konnten.
Um das Jahr 2000 erfand der spanische Dudelsackspieler José Ángel Hevia gemeinsam mit dem Software-Entwickler Alberto Arias und dem Techniker Miguel Dopico einen elektronischen Dudelsack, der neben der Spielpfeife auch einen Korpus hatte und via Midi synthetisch erzeugte Klänge auf externen Soundemulatoren wie Synthesizer ansteuert
Zusätzlich zur Spielpfeife, mit der die Melodie erzeugt wird, bieten einige neuere Modelle auch Borduntöne, die wie beim Original die Harmonien der Grundtonart unterlegen.
Die Spielpfeifen haben anstelle der Löcher Sensoren, welche die Griffe über Mikroprozessoren in Töne umwandeln. Inzwischen gibt es auch Modelle, die den Drucksack des Instruments simulieren. Dabei wird der Sack automatisch aufgeblasen und die Spielpfeife wie auch die Bordune durch den Armdruck des Spielers aktiviert. Die Menge der über ein Ventil entweichenden Luft kann individuell eingestellt werden, so dass auch mit wesentlich weniger Kraftaufwand als bei einer traditionellen Sackpfeife das Instrument gespielt werden kann.
Dabei gibt es sowohl die automatische Variante, dass der Dudelsack völlig ohne Blasen durch den Musiker gespielt werden kann, als auch die, dass über ein Blasrohr der Sack mit Luft gefüllt wird.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ungefähr zur selben Zeit, als Hevia seinen elektronischen Dudelsack vorstellte, führten verschiedene Anbieter elektronische Übungs-Spielpfeifen ein. Die bekanntesten sind die sogenannte Degerpipe und die Fagerstrom-Spielpfeife[1].
2005 erfand der deutsche Rolf Jost eine neue Generation elektronischer Sackpfeifen, die möglichst nah an den Klang und die Spielweise der traditionellen Instrumente angelehnt sein sollte. Zunächst waren diese Instrumente eine Sonderanfertigung für eine Band, in der Menschen mit körperlichen Handicaps spielen und denen es deshalb nicht möglich gewesen wäre, einen normalen Dudelsack zu spielen.
Seit 2007 gibt es diese elektronischen Dudelsäcke unter der Bezeichnung ‚Redpipes’ auch kommerziell, und das Konzept wurde um diverse Modellvarianten erweitert, so dass es inzwischen vom klassischen Marktsack, über die Gaita, die Schäferpfeife, die Marktsackpfeife, das Hümmelchen, die französische Cornamuse und die Great Highland Bagpipe Angebote für verschiedene Musikrichtungen gibt. Auch sind verschiedene Fingersatzvarianten verfügbar, um die unterschiedlichen Spielpfeifen zu berücksichtigen.
Die Klänge dieser Instrumente sind Ton-für-Ton-Samplings der entsprechenden Originale. Neben dem Melodieklang verfügen diese Sackpfeifen auch über Bordunklänge, allerdings sind die Bordunpfeifen, die einige Modelle anbieten, lediglich Showbordune, da der Klang über die Elektronik erzeugt wird.
Im Gegensatz zu den Originalsäcken lassen sich die elektronischen Dudelsäcke innerhalb einer großen Bandbreite umstimmen, was den Einsatz in gemischten Bands wesentlich erleichtert.
Bands und Künstler, die mit elektronischen Dudelsäcken arbeiten
Elektronische Dudelsäcke finden zunehmend Akzeptanz unter professionellen und semi-professionellen Musikern, da die Möglichkeiten veränderter Tonarten sowie die leichtere Bespielbarkeit sich vor allem im Bandkontext und beim regelmäßigen Bühneneinsatz bewähren. Auch entfällt das Problem, das traditionelle Dudelsäcke eine äußerst sensible Stimmung haben, die sehr leicht durch veränderte Umgebungsbedingungen beeinflusst wird.
Bekannte Bands, die elektronische Sackpfeifen einsetzen sind zum Beispiel:
Eluveitie, Gaelic Storm, Red Hot Chilli Pipers, Furunkulus, The Dangleberries, Seer, Peter Purvis, José Ángel Hevia, KonanEinzelnachweise
- ↑ Reinhold Ege: MacEges Handbuch für den schottischen Dudelsack. S. 56-59, Verlag der Spielleute 2. überarbeitete Auflage 2006, ISBN 978-3-927240-68-1
Sound samples
Weblinks
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