Bordun

Bordun

Der Ausdruck Bordun (v. französ.: bourdon, ital.:bordone, so viel wie „Brummbass“), in der Popularmusik auch Drone (vom englischen Wort für Bordun), bezeichnet

  1. einen tiefen Halteton zur Begleitung einer Melodie.
  2. ein Orgelregister.
  3. die tontiefste Glocke eines großen Geläuts (häufig bei französischen Kathedralgeläuten, z. B. „Le Bourdon“ im Straßburger Münster).

Inhaltsverzeichnis

Musikalische Eigenschaften

Mit Bordun bezeichnet man einen Halteton, der zur Begleitung einer Melodie erklingt. Der Bordun stellt eine bereits sehr lange bekannte, einfache Art der Mehrstimmigkeit dar. In der Vokalmusik wird der Bordun auch Ison genannt.

Als Bordun wird zumeist der Grundton der jeweiligen Tonart verwendet oder die reine Quinte zum Grundton. Mitunter erklingen auch beide Töne gleichzeitig als sogenannte Bordunquinte (z. B. Marktsackpfeife: Borduntöne A+e, Melodie auf Grundton A). Eine Abwandlung besteht darin, zum Grundton als zweiten Bordunton dessen Unterquarte, also die um eine Oktave nach unten verlegte reine Quinte zum Grundton, erklingen zu lassen (z. B. Hümmelchen, Borduntöne c+f, Melodie auf Grundton F). Auch andere Töne und Kombinationen von Tönen sind als Bordun möglich und in Gebrauch, so die große und kleine Terz (meist zusammen mit Grundton und Quinte), die kleine Septime (meist allein, z. B. Great Highland Bagpipe: Borduntöne A+a+a, Melodie auf H-äolisch) oder die große None (meist zusammen mit der Quinte, z. B. Marktsackpfeife: Borduntöne A+e, Melodie auf Grundton D). Die Bordunpfeifen der Sackpfeife und die Bordunsaiten der Drehleier bilden ein typisches Element im Klangbild dieser Instrumente.

Bekannte Melodien, die sich für eine Bordunbegleitung eignen, sind z. B. das Lied „So treiben wir den Winter aus“ (dorisch) und der Marsch „Scotland the Brave“ (mixolydisch).

Zwischen den Melodietönen und dem Bordun ergibt sich ein ständiges Wechselspiel von dissonanten Reibungen und konsonantem Wohlklang, wodurch eine harmonische Farbigkeit von ganz eigenem Reiz entsteht.

Europäische Bordunmusik bewegt sich hauptsächlich in Tonarten mit gleichem tonalen Zentrum, also Tonartwechsel in gleichnamige Tonarten und Modi, oder in Tonarten und Modi, bei denen der Bordun die Quinte des tonalen Zentrums ist. Weitergehende Modulationen führen zu starken Dissonanzen mit dem unveränderten Bordunton.

Instrumente mit Bordun haben eine Stimmung, die auf ihren Bordun ausgerichtet ist, wodurch es zu Intonationsproblemen beim gemeinsamen Musizieren mit starr intonierten Instrumenten kommen kann, vor allem wenn sich die Musik vom tonalen Zentrum entfernt. Die Intonation von Instrumenten mit Bordun ist meist eine reine oder mitteltönige Stimmung ohne geschlossenen Quintenzirkel oder eine ungleich temperierte Stimmung wie Kirnberger II.

Verbreitung

Die musikalische Praxis des Borduns ist weltweit verbreitet. Sie findet sich in vielen europäischen Musiktraditionen, so von Norddeutschland bis Tirol, in der Bretagne und in Zentralfrankreich, in Schottland, in Skandinavien, Nordwestspanien, Süditalien, Böhmen, Ungarn, Bulgarien und in den meisten anderen osteuropäischen Ländern.

Aber auch in außereuropäischen Kulturen, wie z. B. in der indischen Musik, wird mit Bordun gespielt. Dort ist er jedoch eher ein Liegeton, zu dem die Melodie ein Distanzempfinden ohne harmonische Bedeutung erzeugt.

In der Klassischen Musik ist der Bordun ein nur zurückhaltend eingesetztes Element. Prominente Beispiele: dem gesamten Vorspiel zum „Rheingold“ ist ein Bordun in Es unterlegt. Im „alten Schloss“ aus den Bildern einer Ausstellung von Modest Mussorgski erklingt während des gesamten Stücks ein rhythmisierter Bordun mit zahlreichen Quintklängen, wodurch eine mittelalterliche Atmosphäre erzeugt wird.

Aber auch für Anspielungen auf das Landleben werden Bordunklänge eingesetzt, im überwiegenden Falle jedoch immer nur für wenige Takte. So hört man in der 6. Sinfonie „Pastorale“ von Ludwig van Beethoven mehrmals solche akustischen Hinweise. Zu Beginn des 5. Satzes („Hirtengesang“) beispielsweise erklingen gleich zwei Bordunquinten in den Bratschen (c-g) und in den Celli (f-c).

5. Satz: „Hirtengesang“ (Anfang)?/i

Ganz andere Funktion hat der ausgehaltene Basston in den letzten zweieinhalb Takten bei Johann Sebastian Bachs Fuge in c-Moll aus dem Wohltemperierten Klavier. Dieser sogenannte Orgelpunkt dient zur Schlusssteigerung und interessanterweise gleichzeitig auch zur abschließenden Beruhigung des Musikstücks.

Fuge in c-Moll (Schluss)?/i

Seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts findet sich der Bordun mit zunehmender Häufigkeit als charakteristisches oder gar dominantes Element in manchen experimentellen Genres der populären Musik. Dies hat zur Entstehung mehrerer Subgenres geführt, in denen Bordune/Drones unverzichtbar sind (z. B. im Ambient) oder gar das einzige bzw. hauptsächliche musikalische Element darstellen, wie im Drone Doom, einer Unterform des Doom Metal oder der Drone Music (auch Dronology), einem Nischengenre zwischen Ambient, Indierock und elektronischer Musik.

Instrumente mit integriertem Bordun

Bei verschiedenen Musikinstrumenten, beispielsweise

findet man Saiten oder Pfeifen, deren alleinige Funktion die Erzeugung eines Borduns ist. Auch diese Saiten und Pfeifen werden umgangssprachlich als Bordun bezeichnet, genauer sind die Bezeichnungen Bordunsaite und Bordunpfeife. Bordunpfeifen werden auch Brummer genannt.

Irische Sackpfeifen, die Uilleann Pipes, besitzen außer den „Drones“ noch „Regulators“, mit deren Hilfe man die harmonische Grundierung der Musik auch während des Spiels verändern kann.

In einem erweiterten Sinn basieren auch

auf Bordunen. Hier wird über dem unveränderten Grundton (Bordun) die Melodie in den Obertönen erzeugt.

Beim fünfsaitigen Banjo wird die hohe Chanterelle meist bordunähnlich gebraucht.

Siehe auch

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