Erdbebenfrühwarnung

Erdbebenfrühwarnung

Unter Erdbebenfrühwarnung (jap. 緊急地震速報, kinkyū jishin sokuhō) versteht man ein in Japan verwendetes System der Japan Meteorological Agency (JMA), das unmittelbar nach dem Auftreten signifikanter Erdstöße in seismisch aktiven Zonen betroffene Gebiete über mögliche Gefahren informiert. Für alle potentiell betroffenen Gebiete werden über Fernsehen, Radio oder eigene Empfangsgeräte Warnmeldungen über Erschütterungen verbreitet, so dass die Bevölkerung sich möglichst noch innerhalb weniger Sekunden auf das nahende Erdbeben einstellen kann.

Neben dem JMA-Erdbebenfrühwarnsystem existieren weitere Systeme, darunter in Japan das UrEDAS vom Tetsudō Sōken der ehemaligen Staatsbahn für die heutigen JR-Unternehmen oder die Sistemas de Alerta Sísmica (SAS) in Mexiko oder QuakeGuard in einigen Regionen der Vereinigten Staaten.

Inhaltsverzeichnis

Inbetriebnahme

Am 1. Oktober 2007 etablierte die JMA das System für die Öffentlichkeit und verbreitete Informationen für das Verhalten beim Auftreten der Warnungen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bestenfalls einige Sekunden bis maximal wenige zehn Sekunden vor den ersten lokalen Erschütterungen eine Warnung gegeben werden kann; die Gebiete in großer räumlicher Nähe zum Epizentrum können dabei schon vor dem Eintreffen der Warnungen erschüttert werden.

Die Frühwarnzeit ist abhängig vom Abstand der betroffenen Region zum Erdbebenzentrum. Seismische Wellen breiten sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit aus, Primärwellen schneller als die gefährlicheren Sekundärwellen. Dieser Laufzeitunterschied stellt die maximal erzielbare Vorwarnzeit dar. Wenn die Laufzeitenunterschiede von Seismometern ausgewertet werden, lässt sich der Bebenherd im Rahmen der Messgenauigkeiten lokalisieren und die Ausbreitung des Bebens projizieren.

Das System ist mit dem Tsunami-Frühwarnsystem in Japan verknüpft.

Nutzen

Neben dem persönlichen Schutz, den der Vorgewarnte unmittelbar selber herstellen kann, soll das System vor allem auch Maschinenführer in die Lage versetzen, das Risiko schwerer Schäden für Personen und Sachen minimieren zu können. Beispielsweise indem Bus- und Zugführern sowie Autofahrer die Geschwindigkeit reduzieren, Erzieher und Aufsichtspersonen betraute Personen anleiten und informieren. Riskante Arbeiten, beispielsweise Operationen, sowie schwere Maschinen können im besten Fall gestoppt und unterbrochen werden.

Erfahrungen

Laut Aussage von Dr. Sailesh Nayak, einem indischen Wissenschaftler, hat das System im Fall des Tōhoku-Erdbeben 2011 geholfen, Personen zu schützen und Schäden zu minimieren [1]. Wobei seine Aussage unter dem Eindruck der verfrühten Äußerung und den immensen Schäden durch den nachfolgenden Tsunami bislang skeptisch bewertet werden müssen. In der Presse wird berichtet, dass die Hochgeschwindigkeitszüge Shinkansen in Japan rechtzeitig gestoppt werden konnten.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Amitabh Sinha: Early warning system saved Japan worst of tsunami wrath. 12. März 2011. 

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