Ernst Burger

Ernst Burger

Ernst Burger (* 16. Mai 1915 in Wien; † 30. Dezember 1944 im KZ Auschwitz) war ein österreichischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, Kommunist und gehörte dem konspirativen Lagerwiderstand im KZ Auschwitz an.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Burger, von Beruf Buchhalter, stammte aus einer Arbeiterfamilie und hatte mindestens fünf Geschwister. Er war bis 1934 Bezirksleiter der Sozialistischen Arbeiterjugend. Ab 1934 war er Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ), war Vorsitzender des Kommunistischen Jugendverbandes und gehörte dem Zentralkomitee der KPÖ an. Aufgrund seiner kommunistischen Betätigung war er von 1937 bis Februar 1938 im Anhaltelager Wöllersdorf interniert.[1]

Nach dem „Anschluss“ von Österreich an das Deutsche Reich emigrierte Burger im Mai 1938 in die Schweiz und von dort weiter nach Paris. Er kehrte illegal im November 1938 nach Österreich zurück und wurde von der Gestapo verhaftet. Nach zwei Verfahren im Mai 1939 und Dezember 1940 erfolgte seine Verurteilung zu zwei Jahren und neun Monaten Haft, die er im Zuchthaus Stein verbüßte.[2]

Nach der Haft wurde er am 6. Dezember 1941 in das Stammlager des KZ Auschwitz überstellt, wo er die Häftlingsnummer 23.580 erhielt.[1] Burger war als Blockschreiber des Blocks 4 Funktionshäftling.[3] Er gehörte zunächst der 1942 entstandenen österreichischen Widerstandsgruppe im Stammlager an.[4] Weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe waren Alfred Klahr, Hermann Langbein, Ludwig Soswinski, Rudolf Friemel und Ludwig Vesely.[5] Im Mai 1943 entstand aus der österreichischen Widerstandsgruppe und dem polnischen Lagerwiderstand die Kampfgruppe Auschwitz (KGA).[6] Burger gehörte zur vierköpfigen Internationalen Leitung der KGA.[3]

Gemeinsam mit Zbyszek Raynoch und drei weiteren polnischen Häftlingen der „Kampfgruppe Auschwitz“ wurde eine Flucht aus dem Stammlager organisiert und am 27. Oktober 1944 durchgeführt. Zwei SS-Männer waren bestochen worden, um die Flucht dieser Häftlinge in einem Lastwagen verladenen Kisten zu einem Partisanenstützpunkt außerhalb des Lagers zu gewährleisten. Die Flucht wurde jedoch durch einen der beiden SS-Männer verraten. Burger und die vier anderen Häftlinge wurden zur Politischen Abteilung zum Verhör gebracht. Zuvor unternahmen die denunzierten Häftlinge noch den Versuch sich zu vergiften, woran zwei polnische Häftlinge starben. Burger und zwei weitere Häftlinge überlebten den Suizidversuch, da ihnen der Magen ausgepumpt wurde. Gemeinsam mit den beiden polnischen Häftlingen sowie Friemel und Vesely, welche die beiden SS-Männer als Fluchthelfer gewonnen hatten, wurde Burger am 30. Dezember 1944 auf dem Appellplatz des Stammlagers vor den angetretenen 15.000 Häftlingen gehängt.[7]

Seit Dezember 1949 erinnert an seinem ehemaligen Wohnhaus in Wien 14, Matznergasse 18, eine Gedenktafel an Ernst Burger. Die Stadt Wien ehrte zudem das Gedenken an Ernst Burger im November 1963 mit der Ernst-Burger-Gasse im 14. Wiener Gemeindebezirk.[1]

Literatur

  • Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Frankfurt am Main, Berlin Wien, Ullstein-Verlag, 1980, ISBN 3-548-33014-2

Weblinks

  • Eintrag über Ernst Burger im Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie

Einzelnachweise

  1. a b c Österreicher im Widerstand
  2. Alfred Klahr Gesellschaft - Verein zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung
  3. a b Henryk Świebocki: Die „Kampfgruppe Auschwitz“. In: Wacław Długoborski, Franciszek Piper (Hrsg.): Auschwitz 1940-1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz., Oswiecim 1999, III. Band Widerstand, S. 154
  4. Henryk Świebocki: Die „Kampfgruppe Auschwitz“. In: Wacław Długoborski, Franciszek Piper (Hrsg.): Auschwitz 1940-1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz., Oswiecim 1999, III. Band Widerstand, S. 155
  5. Rudolf Kropf: Die Befreiung von Auschwitz, S. 3 in: auschwitz information, 67. Ausgabe, Jänner 2005, Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Johannes Kepler Universität Linz (pdf)
  6. Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz., 1980, S. 290f.
  7. Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz., 1980, S. 304f.

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