- Ernst Unger (Arzt)
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Ernst Unger (* 1875 in Berlin; † 13. September 1938 ebenda) war ein deutscher Arzt jüdischer Herkunft.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ernst Unger studierte Medizin und promovierte 1898. Er war Schüler von Ernst von Bergmann in den Jahren 1903 bis 1906. Anschließend war er Oberarzt an der I. Chirurgischen Universitätsklinik und übernahm die II. Chirurgische Abteilung am Rudolf-Virchow-Krankenhaus im Jahr 1919. 1932 richtete er den ersten zentralen Blutspendedienst Deutschlands ein. Unger war Professor der Medizin.[1] Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er im April 1933 aus seinen Ämtern gedrängt.[2] 1936 wurde er gezwungen seine Privatklinik zu verkaufen. Im Jahr 1938 verunglückte er tödlich bei einem Autounfall auf der Autobahn.[3]
Unger gilt als ein Pionier der Organtransplantation. Er leistete fundamentale Arbeiten zur Nierentransplantation.[4] In den Jahren 1909 bis 1910 führte der Berliner Chirurg Nierentransplantationen zwischen Hunden verschiedener Rassen durch. Bis 1910 konnte Unger über einhundert Transplantationen berichten, die jedoch letztendlich alle nicht auf Dauer erfolgreich waren. Ende 1909 versuchte er, einem Affen die Niere eines totgeborenen Kindes zu transplantieren; auch dieser Versuch scheiterte. Das Misslingen dieses Versuches führte Unger auf rein technische Probleme zurück.[5] 1910 transplantiert er die beiden Nieren eines Schweinsaffen aus Borneo in die Leiste einer 21-jährigen Patientin, bei welcher sich ein Nierenversagen andeutete.[6] Die Frau starb am zweiten Tag nach dem Eingriff an einem Lungenödem. Unger folgerte, dass zwischen Tieren und Menschen eine biochemische Barriere existiert, welche entsprechende Transplantationen unmöglich macht.
Mit Fritz Bleichröder führte Unger eine Reihe von Experimenten mit Kathetern durch. Ziel war es, Medikamente punktgenau an die entsprechend betroffenen Organe zu platzieren.[7]
Privatklinik
Ernst Unger hatte sich 1905 von den Architekten Alfred Breslauer und Paul Salinger in Berlin Tiergarten eine fünfgeschossige Privatklinik errichten lassen. Das Gebäude trägt den Namen Haus Unger und steht aktuell unter Denkmalschutz.[8][9]
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Ernst Unger: Das Colostrum. Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, 1898.
- Ernst Unger: Über Nierentransplantation. Berliner Klinische Wochenschrift, 1909, 46, 1057-1060
- Ernst Unger: Nierentransplantationen. Berliner Klinische Wochenschrift, 1910, 47, 1:573-578
- Ernst Unger: Bemerkungen zur intraarterielle Therapie, Berliner Klinische Wochenschrift, 1912, 49:1504.
- Ernst Unger: Über die Technik der Organtransplantationen: (Ausschliesslich Geschlechtsorgane)., 1930, Urban & Schwarzenberg.
Literatur
- Rolf und Vaubel, Ekkehard (1983): Chirurgen in Berlin. 100 Portraits. Zu Ernst Unger (1875-1938), Professor für Chirurgie, in Winau, Berlin, S. 101.
- Enno A. Winkler (1975). Ernst Unger: (1875-1938): eine Biobibliographie. Internationale Verlags-Anstalt Berlin.
- Enno A. Winkler: Ernst Unger: A Pioneer in Modern Surgery, Journal of the History of Medicine and Allied Sciences, 1982, S. 269-286.
Einzelnachweise
- ↑ Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten
- ↑ Nordkurier.de
- ↑ Slatomir Joachim Wenske (2008). Die Herausbildung urologischer Kliniken in Berlin - Ein Beitrag zur Berliner Medizingeschichte, Dissertation, Klinik für Urologie der Medizinischen Fakultät Charité, Berlin, S. 90.
- ↑ Ernst Unger: Ueber Nierentransplantationen.
- ↑ Maibaum
- ↑ http://www.mondry.de/privat/nick/medizin.html
- ↑ Handbuch der tierärztlichen Chirurgie und Geburtshilfe
- ↑ Stadtentwicklung Berlin: Haus Unger
- ↑ Studentenwerk: Haus Unger
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