- Eukatastrophe
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Der Begriff Eukatastrophe (Wendung zum Guten) wurde von J. R. R. Tolkien geprägt. Er verwendete ihn in einem Brief an seinen Sohn Christopher Tolkien.[1] Das aus dem Griechischen stammende Wort καταστροφή - Katastrophe (Wendung zum Niedergang) ist mit der griechischen Vorsilbe ευ -"eu" (wohl, gut, richtig, leicht) verbunden die positive Wendung eines Ereignisses. Eukatastrophe bedeutet also "gute Katastrophe" bzw. "gute Wendung". Im literarischen Sinne ist die Eukatastrophe das Gegenteil der Tragödie bzw. der tragischen Wendung. Es bedeutet aber auch die Abwendung vom Egoismus hin zur Versöhnung.
Inhaltsverzeichnis
Eukatastrophe versus Bekehrung
Tolkien beschreibt eine Naturnotwendigkeit. Der Mensch wird sich auf eine Weise bekehren, indem er seine Handlungsweise den universellen Naturgesetzen anpasst." "Es ging Tolkien um nichts Geringeres als darum, die Welt noch einmal zu schaffen, mit einem eigenen Schöpfungsmythos, einer eigenen Geographie und erdachten, nicht menschlichen Populationen, die je ihre eigene Sprache sprechen mit einem eigenen Vokabular und einer eigenen grammatischen Logik. Dieser Aufwand war notwendig, um die moderne Welt von etwas zu überzeugen, das es eigentlich gar nicht mehr geben konnte: den möglichen Sieg über die böse Macht.”[2]
Eukatastrophe versus Errettung
Ausführlicher hat Tolkien seine Ansicht im Aufsatz “Über Märchen” ausgeführt, bereichert um die Theorie der Eukatastrophe, der überraschenden Wendung zum Guten, ... . “Und eines dieser Wunder ist die grösste und vollständigste Eukatastrophe, die man sich denken kann. Diese Erzählung ist in die Geschichte und in die Primärwelt eingegangen: Wunsch und Ehrgeiz der Zweitschöpfung ist zur Erfüllung des Schöpfungswerkes erhoben worden. Christi Geburt ist die Eukatastrophe der menschlichen Geschichte.”[3]. Tolkien beschreibt zudem, wie aus einer vergleichsweise geringen anfänglichen Chance, eine äußerst komplexe Dynamik entstehen kann.
"I coined the word 'eucatastrophe': the sudden happy turn in a story which pierces you with a joy that brings tears (which I argued it is the highest function of fairy-stories to produce). And I was there led to the view that it produces its peculiar effect because it is a sudden glimpse of Truth, your whole nature chained in material cause and effect, the chain of death, feels a sudden relief as if a major limb out of joint had suddenly snapped back. It perceives – if the story has literary 'truth' on the second plane (....) – that this is indeed how things really do work in the Great World for which our nature is made. And I concluded by saying that the Resurrection was the greatest 'eucatastrophe' possible in the greatest Fairy Story – and produces that essential emotion: Christian joy which produces tears because it is qualitatively so like sorrow, because it comes from those places where Joy and Sorrow are at one, reconciled, as selfishness and altruism are lost in Love."[4]
"Ich habe das Wort "Eukatastrophe" geprägt: die plötzliche glückliche Wendung in einer Geschichte, die dich mit einer Freude durchdringt, welche Tränen bringt (nach meiner Auffassung ist es die höchste Funktion die Märchen produzieren). Und ich war dabei zur Ansicht gelangt, dass diese ihren eigentümlichen Effekt dadurch erzeugt, weil sie einen plötzlichen Blick auf die Wahrheit ermöglicht: dein ganzes Wesen, verkettet in materielle Ursache und Wirkung und die Kette des Todes, fühlt eine plötzliche Erleichterung, als ob ein wesentliches Glied, das aus der Verbindung geraten war, plötzlich wieder einrastet. Es erkennt - wenn die Geschichte literarische "Wahrheit" auf der zweiten Ebene hat (....) - , dass das tatsächlich so ist, wie die Dinge wirklich funktionieren in der großen Welt, für die unsere Natur gemacht ist. Und ich schloss indem ich sagte, die Auferstehung sei die größtmögliche "Eukatastrophe ' in der größten Märchen-Geschichte - und sie produziert diese wesentliche Emotion: Christliche Freude welche Tränen produziert, weil sie qualitativ so ist wie Trauer, weil diese von dort kommt, wo Freude und Leid zusammenliegen, versöhnt, da Egoismus und Altruismus sich in Liebe auflösen."
Eukatastrophe versus Schöpfung
Die reale und die zweitgeschöpfte Welt mit Respekt unterscheidend, sind Sekundärwelten nach Ansicht Tolkiens, Maßstäbe setzend. Ist die Geschichte über eine Sekundärwelt schlecht, so wird irgendwann der Unglauben wieder aufkommen (Katastrophe) und der Leser in die "Primärwelt" zurückkehren. Ist die Geschichte jedoch gut und spendet Trost und Hoffnung (Eukatastrophe), wird der sich darauf einlassende in der "Sekundärwelt" verweilen. Zu schöpfen, etwas zu erschaffen, hält Tolkien für eine zutiefst menschliche Eigenschaft und für ein Bedürfnis, das erfüllt werden muss.
Siehe auch
Einzelnachweise
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