Fabryka Samochodów Ciężarowych

Fabryka Samochodów Ciężarowych

Fabryka Samochodów Ciężarowych (wörtlich: [Lubliner] Fabrik für Lastkraftwagen, kurz FSC Lublin) war von 1950 bis 2007 ein polnischer Hersteller von Nutzfahrzeugen, vorwiegend LKWs, Fahrzeugen für die Landwirtschaft und Spezialfahrzeugen in Lublin und einer der größten Kraftfahrzeughersteller des Landes.

Geschichte

Lublin-51

Auf dem Vereinigungsparteitag der Polnischen Sozialistischen Partei (PPS) und der Polnischen Arbeiterpartei (PPR) zur Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) fiel 1948 unter dem Druck Stalins, die zögerliche Umgestaltung der Wirtschaft und einen forcierten Aufbau einer Schwerindustrie voranzutreiben, der Beschluss, die von Lilpop, Rau und Loewenstein begonnenen und im Krieg teilweise zerstörten Werkshallen fertigzustellen und jährlich etwa 10.000 Motoren und weitere Antriebs-, Lenkungs- und Kupplungssysteme für den polnischen Bedarf zu fertigen. Die für damalige Verhältnisse moderne Produktionsanlage wurde unter sowjetischer Lizenz fertiggestellt. Die Produktion lief am 7. November 1951 unter der Kontrolle der Sowjetunion an, dem 34. Jahrestag der Oktoberrevolution.

Feuerwehrfahrzeug der Marke FSC Żuk

Hergestellt wurden zunächst die Motoren M-20 Pobeda für den Hersteller FSO Warszawa, sowie 2,8t-Transportfahrzeuge (offener Pritschenwagen mit Aufbau, Modell Lublin-51, Lizenznachbau des GAZ-51), die für den Taxibetrieb mit Dieselmotoren oder Holzvergaser ausgerüstet waren. Zu dieser Zeit gab es in Polen mangels eines funktionierenden öffentlichen Personennahverkehrs noch einen Bedarf an privaten Sammeltaxen bzw. öffentlichen Kleinbusverkehr. Hergestellt wurden bis 1958 17.840 Fahrzeuge mit Benzinantrieb im Lizenzbau, danach ging man bis 22. Juli 1952 schrittweise dazu über, alle Teile für den Aufbau selbst zu fertigen. Der Bau weiterer Prokuktionsstätten folgte, bis 1959 in einer neuen Werkshalle schließlich auch die Produktion von Reifen und Felgen aufgenommen wurde. 1973 wurde das Produktivvermögen auf 3 Mrd. Złoty geschätzt.

Nach einer erfolglosen Vermarktung des Lublin-51 in den Ostblockländern begann im Jahr 1959 die Produktion der Fahrzeuge der Modellreihen FSC Żuk. Die maßgeblichen Ingenieure waren zu dieser Zeit im Werk Zuk Lublin Stanislaw Tanski und Aloysia Skwarek. Sie konstruierten bis 1976 Fahrzeuge mit den Motoren SV M-20 und OHV S-21. Fahrzeuge der Marke Żuk konnten erfolgreich ins Ausland exportiert werden, neben den sozialistischen Ländern teilweise auch in arabische Länder, beispielsweise nach Ägypten. Geliefert wurden Teile und Baugruppen in produktionsgenossenschaftliche Fahrzeugwerke nach Warschau, Starachowice und Bielsko-Biała. Ab 1973 wurden landwirtschaftliche Fahrzeuge, darunter geländegängige Fahrzeuge, in Lizenz von FSR Tarpan in Posen produziert. 1975 erhielt das Werk Lublin den Orden der Arbeit vom Ersten Sekretär der PZPR Edward Gierek für die „Modernisierung der Volkswirtschaft“ und in den weiteren Jahren Auszeichnungen von insgesamt fünf polnischen Ministerpräsidenten. Das Werk konnte sich wirtschaftlich aber nicht vom ökonomischen Niedergang der Volkswirtschaft abkoppeln, eine umfassende und angemessene Erneuerung der Produktionsanlagen konnte aus wirtschaftlichen Gründen nicht stattfinden.

Neuere Geschichte in nachsozialistischer Zeit

In den Jahren seit 1993 wurden eigenentwickelte Modelle und im Rahmen verschiedener Joint-Ventures und anderer Beteiligungen folgende Automodelle gebaut:

Peugeot 405 aus Polen
Peugeot
Im Jahr 1993 konnte ein Joint-Venture-Unternehmen mit Peugeot gebildet werden, das von 1993 bis 1995 das Modell Peugeot 405 baute (Stückzahl: 3802 für den polnischen Markt).
Daewoo
1995 wurde die Mehrheit der Anteile vom koreanischen Unternehmen Daewoo übernommen, das seither unter dem Namen Daewoo Motor Polska firmiert. Weitere Anteile hielt die britische Firma LDV. Montiert wurden hier bis 1998 die Modelle Nexia (bis 1998), Musso und Korando (bis etwa 2000 oder 2001). Gemeinsam mit einer britischen Designagentur begann die Arbeit an dem Nachfolger von Lublin-III (siehe Fahrzeuge unten), von dem ein Prototyp LD 100 erschien, später der Öffentlichkeit präsentiert als LDV Maxus.
Lublin 3Mi
Lublin unter Daewoo und Intrall

Als direkter Nachfolger früherer FSC-Modelle wurden die Modelle Lublin, Lublin-II und Lublin-III nach der Übernahme des Werks durch die Daewoo Motor Polska von Oktober 1993 bis 2007 produziert.

Intrall

Nach dem Zusammenbruch der polnischen Daewoo auf dem polnischen Markt im Jahr 2001 übernahm die Leasing-Gesellschaft Andoria Motors das Werk. Die fertig entwickelten Baupläne des Maxus mussten zur Schuldentilgung verkauft werden. Von 2003-2007 hieß das Unternehmen Intrall Poland Sp. Z.o.o. und gehörte zur russisch-englischen Gruppe Intrall. Das Werk wurde nach der Rückübernahme durch die Daewoo Motor Polska im Jahr 2003 von polnischen und russischen Ingenieuren entwickelt, der Prototyp wurde unter der Marke von Intral Polen im September 2006 präsentiert; Produktion lief im 2. Quartal 2007 an, lief aber nur wenige Wochen, u.a. wegen nichterfüllter Euro-4-Abgasnorm und dadurch bedingter Insolvenz; der Hersteller ist derzeit weiterhin auf der Suche nach neuen Investoren

Im Jahr 2007 arbeiteten bei FSC rund 500 Menschen. Produziert wurden die Modelle Lublin-II und -III. Entwickelt wurde weiterhin der Zuk Lubo (Bus und Van), der aber nicht mehr erscheinen sollte. Am 15. Oktober 2007 erklärte das Amtsgericht das Unternehmen INTRALL Polen für insolvent.

Aus der Insolvenzmasse konnte ein Unternehmen für die Autoteileproduktion ausgegliedert werden, das Reifen und Felgen für Fiat Auto Poland und andere Hersteller zulieferte. Ab April 2008 wurde die Produktion der Modelle Honker und Lublin vorbereitet.

Honker (Geländewagen)
Ein Modell vom Typ Daewoo Honker, Armeefahrzeug (in Warschau, 2006)

Bei dem Modell Honker handelt es sich um ein bereits 1982 von einem Armeeinstitut in Sulejowek entwickeltes und von 1988 bis 1996 von FSR Posen gebautes Geländefahrzeug vom Typ Tarpan Honker. Unter Daewoo erhielt das Werk in Lublin einen Auftrag für zwei Nachfolgemodelle von 1997 bis 2001. Danach wurde das Modell unter Andoria-Mot und Intrall bis 2007 weitergebaut. Käufer waren verschiedene staatliche Institutionen, vor allem die Armee. Außerdem wurde ein Sondermodell als Krankenwagen in den Irak exportiert. Größter privater Abnehmer war KGHM Polska Miedź (Bergbau und Metallgewinnung), die mit dem Wagen Arbeiter unter Tage beförderte. 2004 wurde das Modell Honker Skorpion vorgestellt, von dem im Herbst 2007 an die polnische Armee 90 Wagen für den Truppentransport in den Irak geliefert wurden.

Im Januar 2009 wurden die Produktionsstätten von der neuen Eigentümergesellschaft DZT Tymińscy sp. j. Zakład Produkcji Samochodów w Lublinie übernommen. Neben einigen Prototypen für Marketingzwecke gibt es Aufträge von Bergwerksgesellschaften zur Verwendung in Kupferminen.

Literatur

zu FSC Lublin
  • A. Kierk: Dzieje Lubelszczyzny (Geschichte von Lublin), Band 2, Warschau 1979
  • Stanisław Szelichowski: Sto lat polskiej motoryzacji (Einhundert Jahre polnische Automobile), Herausgeber: Krakowska Oficyna SAB, Krakau 2003. ISBN 83-918699-0-3
zu Intrall und Honker
  • Intrall (Samochody Świata 2007, S. 220)
  • Tomasz Szczerbicki: Honker (im Militärmagazin Armia, Nr 3/2008, S. 83-90)

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