- Pritschenwagen (Automobil)
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Ein Pritschenwagen ist ein Lastwagen oder Kleintransporter mit ebener offener Ladefläche (der sogenannten Pritsche) hinten und einer Fahrerkabine vorn.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Geschichte des Pritschenwagens beginnt bereits im 19. Jahrhundert mit der Erfindung des Lastkraftwagens. Die ersten Lastwagen, die gebaut wurden, waren Pritschenwagen. Pritschenwagen spielen auch heute noch eine bedeutende Rolle im Nutzfahrzeugbau, da sie sehr multifunktional verwendbar sind. Ist die Ladepritsche kippbar ausgeführt, spricht man von einem Kipperfahrzeug.
Die Kombination aus Pkw und Nutzfahrzeug als Pritschenwagen wurde im Jahre 1934 im südaustralischen Geelong erfunden. Der Wagen wurde für einen Auftrag eines Bauern hergestellt. Seine Frau schrieb an die Ford Australia und bat um dem Bau eines mehrfunktionellen Wagens. Der Legende nach wollte sie ein Auto, das die Familie sonntags zur Kirche bringt, während ihr Mann samstags die Schweine zum Markt fahren wollte. Der Kompromiss bestand für die Ford Werke darin, den ersten sogenannten Pritschenwagen zu produzieren. Diesen Wagen nannte Henry Ford Kangaroo Chaser (Känguru-Jäger).
Seit Erfindung des Ute hat er sich für Australien zu einem nationalen Symbol entwickelt. In Australien findet man meistens nur zwei deutlich unterscheidbare Formen. Eine sieht im Wesentlichen so aus wie ein normaler Kraftwagen, bloß mit der Ladefläche hinten. Ein Beispiel dafür ist der Holden Commodore SS Ute. Die andere ist viel höher und hauptsächlich als geländegängiger Lastwagen geeignet. Sie werden mit Allradantrieb und Zweiradantrieb hergestellt. Ein Beispiel dafür ist der Holden Rodeo.
In Deutschland markiert ein Werkstransporter im Wolfsburger Volkswagenwerk aus dem Jahr 1947 die Geburtsstunde des Pritschenwagens, der ab 1951 in die Serienproduktion des VW Transporters Typ 2 mündete.
Bauformen
Internationaler Einsatz
Die Doppelkabine, abgekürzt auch DoKa oder international als Double cab bezeichnet, bietet in der Regel zwei Sitzreihen für Fahrer und Mitfahrer, ist meist mit vier Türen ausgestattet (gelegentlich nur drei, wie bei der VW-Bus-Ableitung) und besitzt eine offene, im Vergleich zum Zweisitzer kürzere Ladefläche für Material und Werkzeug. Dieser Fahrzeugtyp wird in Mitteleuropa gerne von Handwerkern und Gartenbaubetrieben eingesetzt.
In Entwicklungs- und Schwellenländern mit schlecht ausgebautem Straßennetz sind geländegängige Pritschenwagen (meist als Doppelkabine) gebräuchlicher als konventionelle Pkw, weil dort vermehrt in unwegsamem Gelände gefahren wird. Es ist dort teilweise auch üblich, beliebt und oftmals erlaubt, dass Personen auf der Ladefläche stehend mitfahren. In Südostasien sind Pritschenwagen am häufigsten verbreitet.
In Thailand (dem nach den USA zweitgrößten Produzenten von Pickup-Fahrzeugen) sind Pickup – nicht zuletzt aufgrund von hohen Steuern auf PKW – die beliebteste Fahrzeugklasse, 58% aller zwischen 1987 und 1996 verkauften Autos in Thailand waren Pickups. In den meisten Gegenden Thailands bilden die Pickup-Taxis (thai: Songthaew) das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs.
Griechenland ist das Land Europas, wo Pritschenwagen, schon lange bevor sie zur Modeerscheinung wurden, sehr beliebt waren, und zwar damals eher in leichterer, PKW-ähnlicher Ausführung und nicht unbedingt mit Allradantrieb.
In den USA sind Pritschenwagen auch mit einer Sattelschlepper-Vorrichtung und entsprechenden Groß-Wohnwagen gebräuchlich, die man als fifth wheel trailer bezeichnet.
Nationale Trends
Minilaster mit offener Ladefläche werden seit je her in Deutschland sowohl in gewerblichen Diensten eingesetzt, vorzugsweise von Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen, als auch von öffentlichen Institutionen und kommunalen Behörden, bei deren Arbeit der Außenbereich vorherrscht. Zwischenzeitlich gibt es eine wachsende Zahl privater Interessenten. Dazu trägt auch das wachsende Interesse an einer weiteren individuellen Nutzung bei: die Wohnkabine.
In Deutschland findet der Pickup zunehmend private und privatwirtschaftlich orientierte Individualisten, die sich den "Charme des Andersseins" etwas kosten lassen. Die für den deutschen Markt entwickelten Wagentypen haben nichts mit der Lastwagenatmosphäre ihrer Vorgänger zu tun.
Neben den schon in den 1950er Jahre lieferbaren Pritschen-Versionen des VW-Bus (Langpritsche als Zwei- und Dreisitzer, Kurzpritsche als Doppelkabine mit fünf oder sechs Sitzplätzen) gab es von VW bereits Ende der 1970er Jahre eine aus dem VW Golf abgeleitete Version mit zwei Sitzen und längerem Radstand: den VW Caddy. Dieser wurde "zielgebietsnah" (zu Jugoslawien und Griechenland) im damals jugoslawischen VW-Werk in Sarajewo hergestellt. Beide Fahrzeugtypen waren lange Jahre nicht als Allrad-Fahrzeuge erhältlich; erst in den 1980er Jahren führte VW den VW-Bus Synchro ein, von dem auch Pritschenversionen zu bekommen waren. Vom Caddy wurden sehr früh auch "lifestyle"-orientierte Umbauten bekannt: breite Reifen, Aluminiumräder, optisches, Fahrwerks- und Motortuning. Hier wurde eine teilweise Trend-Abkehr vom reinen Nutzfahrzeug, bzw. die private "Umnutzung" eines Nutzfahrzeugs zur optischen Unterscheidung vom automobilen Alltag erstmals in Deutschland erkennbar.
Der modern gestylte Pritschenwagen löst einen Trend ab: Galt es in den 1980er Jahren als „schick", einen Jeep (Geländewagen) allein aus Repräsentationsgründen zu fahren, so tritt nun der Pickup an seine Stelle. Beiden gemeinsam hingegen ist aufgrund großer Frontflächen, schlechter Aerodynoamik und hohem Gewicht ein unzeitgemäßer Spritverbrauch, verglichen mit der Beförderungsleistung.
Obwohl die in Mitteleuropa angebotenen Geländewagen vielfach nur optisch als solche anzusehen waren, ohne wirklich geländetauglich zu sein, war ihr Beliebtheitsgrad hoch. Indem die seinerzeitigen Besitzer dieser Autokategorie schnell die Nachteile des „Mode"-Jeeps (insbesondere die unzureichende Ladekapazität) registrierten, steigt ein Teil dieser Zielgruppe heute auf die vermehrt angebotenen Pickups mit kurzer oder langer Ladefläche um. Dem vermuteten Wachstumspotential dieses Wagentyps entsprechend haben zahlreiche, insbesondere asiatische, Anbieter die in Europa offerierten Modelle für den europäischen Bedarf angepasst.
So kann man das Gesamtspektrum grundsätzlich in transportleistungsorientierte Nutzfahrzeuge und in komfortable Kombinationsnutzfahrzeuge unterteilen.
Verstärkt lastentaugliche Pickups sind herstellerseitig von den einsatzgebietbezogenen Geländewagentyp-Varianten der Fahrzeuge abgeleitete Modelle. Dagegen stehen für den schwerpunktmäßigen Personentransport komfortable PKW-Vorläufer Pate, deren Heck zur offenen Transportfläche umkonstruiert wurde. Letztere bieten doppelreihig Platz im Fahrgastraum für bis zu fünf Personen, wobei der Sitzkomfort in der hinteren Reihe stark eingeschränkt ist. In jedem Fall lautet die Konstruktionsformel: je länger die Pritsche, desto kleiner der Innenraum für die Insassen, ohne Veränderung des Abstands der Achsen zueinander – allein um die pickup-typische Wendigkeit (im Vergleich zum Lkw) zu erhalten, und um die Produktionskosten im Griff zu behalten.
Wie beim Geländewagen ist die Ausrichtung der Ausstattungsmerkmale eines Pickups entscheidend für dessen Tauglichkeit und ob er die Erwartungen im vorgesehenen Einsatz erfüllt. Die Angebotspalette ist breit und reicht von der umkonstruierten Luxuslimousine von Mercedes bis hin zum legendären Rover Military Jog.
In Deutschland und in den Beneluxländern setzt sich der komfortable Pickup langsam, aber kontinuierlich durch. Zu dieser Entwicklung tragen unter anderem auch die mittlerweile differenzierten Besteuerungsgrundlagen bei.
Weblinks
- Australian Inventions (Quelle 1)
- FastLane First Ute (Quelle 2)
- OpenRoad
- Marktübersicht Pick-ups (PDF, 777 KB)
Kategorien:- Nutzfahrzeug
- Automobilbauart
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