- Carl Muth
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Carl Muth (* 31. Januar 1867 in Worms; † 15. November 1944 in Bad Reichenhall) war ein deutscher Publizist.
Carl Borromäus Johann Baptist Muth zählt zu den namhaften Vertretern des katholischen Existentialismus; das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon würdigt ihn als einen „reichen, kritischen und offenen, wohl mehr rezeptiven als schöpferischen Geist.“
Inhaltsverzeichnis
Leben
1881 fand er Aufnahme im Missionshaus Steyl in Holland. Nach drei Jahren führte ihn sein Weg nach Algier, wo er Kardinal Charles Martial Lavigerie, den Gründer der Weißen Väter, kennenlernte. Zeitlebens fühlte sich Muth dieser weltoffenen, französischen Geistigkeit verbunden. Er studierte in Gießen Staatswissenschaften, später in Berlin hörte er Vorlesungen über Volkswirtschaft und Germanistik. Während eines Aufenthalts in Paris 1892/93 und in Rom 1893 betrieb kunstgeschichtliche Studien, dabei befasste er sich auch mit aktuellen sozialen Fragen. Von 1895 bis 1902 wirkte Carl Muth als Chefredakteur der Monatsschrift „Alte und Neue Welt, Illustriertes Katholisches Familienblatt“. Als Beitrag zur Debatte über die Inferiorität der deutschen Katholiken verfasste er seine kritische Schrift „Steht die katholische Belletristik auf der Höhe der Zeit?“ (Mainz 1898) Er rief dazu auf, eine katholische Unterhaltungsliteratur zu schaffen und die moralisierende „Engherzigkeit“ zu überwinden. Im Oktober 1903 gründete Carl Muth die Monatsschrift „Hochland“, die zum Dialogforum zwischen katholischen Akademikern und kirchenkritischen Intellektuellen wurde. Auf diese Weise versuchte er die katholische Literatur aus kirchlicher und bürgerlicher Verengung herauszuführen. Im Jahre 1927 erschien für den 60jährigen Carl Muth die Festschrift „Wiederbegegnung von Kirche und Kultur in Deutschland“, die einen anschaulichen Einblick in die damalige geistige Lage vermittelt. Der Kulturkatholizismus knüpfte an die Romantik an und hoffte auf eine Erneuerung im „Danteschen Geist“. Die literarische Lebensarbeit Muths war der „Wiedergeburt der Dichtung aus dem religiösen Erlebnis“ gewidmet.
Als Hans Scholl durch Vermittlung seines Freundes Otl Aicher (1922 – 1991) den Gelehrten Carl Muth im August 1941 kennenlernte, gab es das „Hochland“ nicht mehr; denn diese Monatsschrift war im Juni 1941 vom NS-Regime (Reichspressekammer) verboten worden. Ab Dezember 1933 stand die Zeitschrift unter Zensur, und seit dieser Zeit bis zum Verbot im Juni 1941 wurde im „Hochland“ der Name „Adolf Hitler“ nicht mehr erwähnt.
Hans Scholl war ein junger Mensch, der Carl Muth in vielfacher Weise als wesensverwandt erscheinen musste: hier wie dort die Liebe zur anspruchsvollen Literatur, besonders zur französischen Literatur der renouveau catholique; hier wie dort die Fähigkeit zu spontaner Begeisterung. Carl Muth war bald eingenommen von der Lauterkeit und Herzlichkeit des Medizinstudenten und Sanitätsfeldwebels Scholl, er spürte, wie dem jungen Mann ein „feu sacré“, seine Intuition und sein unruhiger, wacher Geist die Kraft gaben, die Welt zu erkunden und die Erfahrungen, die er mit ihr machte, zu deuten. Als der Gelehrte Carl Muth sah, wie belesen sein junger Freund war, bat er ihn, doch seine umfangreiche Privatbibliothek zu ordnen. In diesem geistig anregenden Umfeld ergaben sich Gespräche über die Verflechtung von christlichem Glauben und politischem Handeln. Die Bedeutung von Carl Muth für Hans Scholl liegt auch darin, dass er durch ihn Menschen kennenlernte, die sein politisches Denken und religiöses Empfinden anregten und auch prägten. In erster Linie ist hier der katholische Publizist Theodor Haecker, der langjährige enge Mitarbeiter beim „Hochland“, zu nennen.
Nachdem Hans und Sophie Scholl am 18. Februar in München sowie Christoph Probst am 19. Februar 1943 in Innsbruck verhaftet wurden, führte die Gestapo auch bei Carl Muth eine Hausdurchsuchung durch. Nach dem 22. Februar 1943 sprach Carl Muth von seinen ermordeten Freunden mit der Trauer eines beraubten Vaters.
Wirkung und Würdigung
"Die bewahrende Kraft in ihm war aufs engste mit der Offenheit für alles Neue, alles die Zeit Bewegende verbunden." (Werner Bergengruen) Seine bleibenden Verdienste sind sein Kampf um die Öffnung des katholischen Milieus sowie seine väterliche Freundschaft zu Hans und Sophie Scholl.
Carl-Muth-Straßen gibt es in seinem Geburtsort Worms und in Köln-Rodenkirchen. In seinem Wirkungsort München erinnert nichts mehr an Carl Muth.
Literatur
- Konrad Ackermann: Der Widerstand der Monatsschrift Hochland gegen den Nationalsozialismus, München 1965
- Wulfried C. Muth: Carl Muth und das Mittelalterbild des „Hochland“. München: Stadtarchiv 1974, ISBN 3-87913-043-4
- Franz Rappmannsberger, Karl Muth und seine Zeitschrift Hochland als Vorkämpfer für die innere Erneuerung Deutschlands, München 1952
- Dorle Gribl, Solln in den Jahren 1933-1945. Spurensuche im Münchner Süden, München 2006, S. 59-66, ISBN 978-3-937200-08-8
- Winfried Becker: Muth, Carl Borromäus Johann Baptist. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 396–402.
- Weitlauff, Manfred, „Muth, Carl“, in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 644-646 [Onlinefassung]; Digitalansicht
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