Christoph Probst

Christoph Probst
Die Gräber von Christoph Probst sowie Sophie und Hans Scholl auf dem Friedhof am Perlacher Forst (München)

Christoph Hermann Ananda Probst (* 6. November 1919 in Murnau am Staffelsee; † 22. Februar 1943 in München-Stadelheim) war ein zunächst freigeistiger und suchender, am Tage seiner Hinrichtung römisch-katholischer Student der Medizin und Mitglied der Weißen Rose.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Die „Weiße Rose“ war eine Widerstandsgruppe in München während der Zeit des Nationalsozialismus. Sie bestand aus Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität, wurde im Juni 1942 gegründet und verteilte Flugblätter gegen die Kriegspolitik der Nazis. Christoph Probst gehörte mit den Geschwistern Scholl, Willi Graf und Alexander Schmorell zum engsten Kreis, zu dem auch der Universitätsprofessor Kurt Huber hinzukam.

Die Mitglieder der Weißen Rose verfassten, druckten und verteilten unter Lebensgefahr insgesamt sechs Flugblätter. Am 18. Februar 1943 versuchten die Geschwister Scholl, das letzte Flugblatt an der Universität auszulegen, wurden dabei vom Hausmeister entdeckt und an die Gestapo ausgeliefert. Sie wurden zusammen mit Probst vom Volksgerichtshof unter der Leitung von Roland Freisler zum Tode durch das Fallbeil verurteilt. Das Urteil wurde am 22. Februar im Gefängnis Stadelheim vollstreckt.

Das Grab befindet sich auf dem an den Hinrichtungsort angrenzenden Friedhof am Perlacher Forst (Grab Nr. 73-1-18/19). Probst war verheiratet und Vater von drei Kindern - Michael (* 7. Juni 1940; † 2. April 2010), Vincent (* Dezember 1941) und Katja (* 21. Januar 1943; † 28. Oktober 1959).

Leben

Probst war der Sohn einer relativ wohlhabenden Familie. Durch seinen Vater, den promovierten Chemiker Hermann Probst (1886 - 1936), lernte er kulturelle und religiöse Freiheit kennen und schätzen. Hermann Probst war Privatgelehrter und Sanskritforscher, beschäftigte sich mit indischer Philosophie und pflegte Kontakte mit Künstlern, die im Nationalsozialismus als „entartet“ galten. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau, Christoph Probsts Mutter Katharina, geb. von der Bank, heiratete er die Jüdin Elise Jaffée, geb. Rosenthal, die Tante des Historikers Joseph Rovan.[1] Seine Schwester Angelika Probst erinnert sich daran, dass ihr Bruder schon früh an den menschenverachtenden Ideen des Nationalsozialismus starke Kritik übte.

Probst besuchte ab 1932 die Internatsschule Marquartstein, welche, wie auch das Landerziehungsheim Schondorf, Distanz zu den Ideen des Nationalsozialismus wahrte. Er besuchte 1935 gemeinsam mit Alexander Schmorell das Neue Realgymnasium in München. Nach dem Selbstmord seines Vaters im Mai 1936 wechselte er an das Landheim Schondorf, wo er Freundschaft mit dem Lehrer Bernhard Knoop schloss und 1937, mit nur 17 Jahren, das Abitur erhielt. Nach dem Arbeitsdienst und Militärdienst bei der Luftwaffe in Oberschleißheim begann er im Sommer 1939 sein Medizinstudium in München, Straßburg und Innsbruck. Mit 21 Jahren heiratete er Herta Dohrn, die Tochter von Harald Dohrn.

Probst stieß erst später zur Weißen Rose, da er nicht zur selben Studentenkompanie wie Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf gehörte, und blieb bei den Aktivitäten im Hintergrund, weil er auf seine Familie Rücksicht nehmen musste. Er verfasste, trotz Einflussnahme auf die Texte, selbst keines der von der Weißen Rose verbreiteten Flugblätter, nur einen Entwurf für das siebte Flugblatt, den Hans Scholl bei sich trug, als er mit seiner Schwester Sophie am 18. Februar 1943 in der Universität in München die übriggebliebenen Exemplare des sechsten Flugblattes verteilte. Als die Geschwister Scholl verhaftet wurden, hatte die Gestapo somit einen Beweis gegen Probst, der deswegen am 22. Februar 1943 zusammen mit Hans und Sophie Scholl hingerichtet wurde. Während der Verhöre und der Gerichtsverhandlung bat er um Gnade wegen seiner drei Kinder im Alter von drei Jahren, zwei Jahren und vier Wochen und wegen seiner Frau, die am Kindbettfieber litt. Auch die Geschwister Scholl hatten erfolglos versucht, Probst zu schützen, und möglichst viel Schuld auf sich zu nehmen, um ihn zu retten. Kurz vor seiner Hinrichtung ließ Probst sich vom katholischen Gefängnisgeistlichen taufen.[2]

Erinnerung und Gedenken

Schulen

Gegenüber fast 200 Geschwister-Scholl-Schulen in Deutschland gibt es nur zwei Schulen, die nach Christoph Probst benannt sind:

  • die Christoph-Probst-Realschule in Neu-Ulm
  • das Christoph-Probst-Gymnasium in Gilching, das eine eingehende Veröffentlichung zu ihm verfasst hat (Wir müssen es wagen (1993) sowie ...damit Deutschland weiterlebt! (2000))

Straßennamen und Denkmäler

  • Am Staatlichen Landschulheim Marquartstein befindet sich neben dem Haupteingang eine Gedenktafel. Sie erinnert an die Jahre 1933-35, in denen Christoph Probst dort Schüler des Gymnasiums war.
  • Am Staffelsee-Gymnasium in Murnau existiert seit 1993 eine Gedenksäule für Christoph Probst.
  • In Innsbruck erinnert seit 1984 eine Gedenktafel vor dem Universitätsgebäude an Probsts dortige Studienzeit 1942/43. Ab 1994 wurde der Platz vor der Universität Christoph-Probst-Platz benannt.
  • In Ruhpolding, Kreis Traunstein/Oberbayern wurde die Straße, in der Christoph Probst einst lebte, in "Christl-Probst-Straße" umbenannt. Man bediente sich dabei des Spitznamens des Widerstandskämpfers.
  • In München-Freimann gibt es seit 1947 eine Christoph-Probst-Straße; in Murnau, in der Nähe seines noch erhaltenen Geburtshauses, seit 1983.
  • In Leipzig wurde die zwischen Möckern und Wahren gelegene Losthinstraße am 3. November 1950 in Christoph-Probst-Straße umbenannt.
  • Im Hamburger Stadtteil Eppendorf gibt es seit 2003 einen Christoph-Probst-Weg
  • 2004 wurde eine Straße in Crailsheim nach Christoph Probst benannt.
  • Eine Straße im Neusser Stadtteil Weckhoven trägt seinen Namen.
  • Eine Straße im Dormagener Stadtteil Delhoven trägt seinen Namen.

Weisse Rose Institut e.V.

  • Christoph Probsts Witwe Herta Siebler-Probst (geb. Dohrn), der Sohn Michael Probst, Marie-Luise Schultze-Jahn, Hubert Furtwängler, Alexander Schmorells Halbgeschwister Erich Schmorell und Natascha Lange-Schmorell sowie Wolfgang Huber gründeten 2003 in München das Weisse Rose Institut, das die Biographien und Geschichte der Weißen Rose noch gründlicher untersuchen und würdigen soll.

Zitat

„Auch im schlimmsten Wirrwarr kommt es darauf an, daß der einzelne zu seinem Lebensziele kommt, zu seinem Heile kommt, welches nicht in einem ‚Erreichen’ gegeben sein kann, sondern nur in der inneren Vollendung seiner Person.” (Christoph Probst, 27. August 1942)

Literatur

  • Christiane Moll (Hg.): Alexander Schmorell, Christoph Probst. Gesammelte Briefe. Lukas Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-065-8
  • Lilo Fürst-Ramdohr: Freundschaften in der Weißen Rose. Verlag Geschichtswerkstatt Neuhausen, München 1995. ISBN 3-931231-00-3
  • Inge Scholl: Die Weiße Rose. Fischer Verlag. ISBN 3-596-11802-6
  • Robert Volkmann, Gernot Eschrich und Peter Schubert: …damit Deutschland weiterlebt. Christoph Probst 1919-1943. (Christoph-Probst-Gymnasium) Gilching 2000. ISBN 3-00-007034-6
  • Karin Amann, Thomas Ernst et al.: Die Weiße Rose - Gesichter einer Freundschaft. (Arti Grafiche fiorin SpA, Mailand) Info bei www.kultour-innovativ.de

Filme

Weblinks

Fußnoten

  1. http://cpg.schulen.org/Probst/PDF/Christoph%20Probst.pdf S.3 unten
  2. Gedenkfeier für Christoph Probst. Die Tagespost. 25. März 2003

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