Flattr

Flattr
Flattr AB
Flattr.svg
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 2010
Sitz Malmö, Schweden
Leitung Linus Olsson[1]
Branche Softwareentwicklung
Produkte Social Payment
Website flattr.com

Flattr ist ein Social-Payment-Service mit Sitz in Malmö, Schweden, bei dem der Benutzer monatlich einen frei wählbaren Abonnementsbetrag auf ein Konto einbezahlt. Die Medienanbieter platzieren auf ihrer Website einen Flattr-Button, den der Nutzer anklicken kann, wenn ihm der Internet-Inhalt gefällt. Am Monatsende wird der Abonnementsbetrag des Nutzers gemäß seinen Klicks an die Medienanbieter verteilt.

Der Name Flattr setzt sich zusammen aus dem Begriff Flatrate (Pauschalgebühr) und dem englischen Verb to flatter (jemandem schmeicheln).[2][3]

Inhaltsverzeichnis

Funktionen

Flattr

Die zwei Versionen des Flattr-Knopfes (normal und kompakt) mit jeweils acht Klicks
(nicht interaktives Bildbeispiel)

Jeder bei Flattr registrierte Nutzer kann bei dem Dienst eine selbstgewählte Summe einzahlen, die er monatlich für Internet-Inhalte ausgeben möchte (mindestens 2 Euro). Danach kann der Flattr-Nutzer auf jeder Website mit dem Flattr-„Spendenknopf“ (siehe rechts) entscheiden, ob er für diesen Inhalt bereit ist zu bezahlen. Am Ende des Monats wird die Anzahl der Klicks zusammengezählt und die monatliche Summe des Nutzers gleichmäßig auf alle geklickten Inhalte verteilt.

Beispiel (ohne Berücksichtigung der Flattr-Transaktionsgebühr): Eine Person zahlt 10 Euro auf ihr Flattr-Konto ein und klickt innerhalb eines Monats auf 20 Flattr-Knöpfe. Der Geldbetrag von 10 Euro wird damit gleichmäßig auf die zwanzig „geflatterten“ Seiten bzw. deren Inhaber verteilt: Jeder „geflatterte“ Beitrag wird mit 50 Cent (0,5 Euro) entlohnt.

Wird innerhalb eines Monats nur ein einziger Beitrag „geflattert“, wird der gesamte eingezahlte Geldbetrag dem geklickten Beitrag gutgeschrieben. Die Klickzahl-Angabe im Flattr-Button gibt demnach keine Auskunft darüber, wie viele Euro der entsprechende Beitrag bzw. der Urheber des Beitrags erhält. Wird innerhalb eines Monats kein Beitrag „geflattert“, spendet Flattr den eingezahlten Geldbetrag an eine wohltätige Organisation.[4] Ein Flattr-Nutzer kann mehrmals den gleichen Beitrag „flattern“, jedoch nur einmal jeden Monat.

Im ersten Jahr war die Möglichkeit, Geld über Flattr zu erhalten, noch daran gekoppelt, dass man selber mindestens zwei Euro pro Monat geflattert hat. War kein Geld mehr für die Ausgabe vorhanden, wurde das Flattr-Konto deaktiviert. Seit dem 1. Mai 2011 nahm Flattr von dieser Politik Abstand, d.h. man kann nun auch „geflattert“ werden, ohne selber aktiv zu „flattern“. Die Geldtransaktionen, also das Ein- und Auszahlen vom Flattr-Konto, werden momentan über PayPal oder Moneybookers abgewickelt.[5]

Zusatzspenden

Seit Januar 2011 verfügt jeder Flattr-Benutzeraccount über einen sogenannten „Donate“-Knopf. Mit diesem ist es möglich, dem jeweiligen Accountinhaber eine direkte Spende im Bereich von 2 Euro bis 50 Euro zukommen zu lassen. Für eine direkte Spende wird eine fixe Transaktionsgebühr von 0,20 EUR erhoben.[6]

Geklickte Flattr-Knöpfe mit Facebook- und Twitter-Benachrichtigungsfunktion
(nicht interaktives Bildbeispiel)

Offline-Flattr

Mithilfe eines Smartphones und der entsprechenden Applikation können ausgedruckte QR-Zeichenblöcke gescannt werden. Diese enthalten Links auf die eigentlichen Flattr-Knöpfe mit einer Beschreibung.[7][8]

Verbindung mit anderen Diensten

Mit der Umgestaltung der Flattr-Knöpfe im Juli 2011 wurde auch die Funktion eingeführt, den eigenen Netzkontakten und Abonnenten von Facebook und Twitter mitzuteilen, welche Seiten geflattert wurden. Nach einem Klick auf einen Flattr-Knopf erscheinen dazu Symbole der beiden Internetdienste.

Gebühren

Flattr verlangte 2010 für die Nutzung Gebühren in Höhe von 10 %.[3] Dazu kommen gegebenenfalls Gebühren des jeweiligen Bezahldienstes. Die Gebühr für Spenden über den Donate-Button liegt bei 20 Cent (0,2 Euro) pro Spende.

Verbreitung

Erfinder des Social-Payment-Service Flattr ist Peter Sunde, Mitbegründer der Torrent-Tracker-Site The Pirate Bay. Das Unternehmen wurde im März 2010 in Schweden gegründet.[9]

Zunächst wurde Flattr in einer geschlossenen Beta-Version getestet, die Beta-Codes wurden anhand einer Warteliste vergeben. Zusätzlich konnte jeder aktive Nutzer bis zu drei Beta-Codes generieren. Seit dem 11. August 2010 können sich neue Nutzer auch ohne Beta-Code registrieren.[10]

Am 12. Oktober 2010 gab Peter Sunde bekannt, dass er den Aufsichtsrat von Flattr verlassen habe, aber weiterhin für das Unternehmen arbeite.[11]

Flattr verbreitete sich in der Startphase vor allem in den deutschsprachigen Ländern. Im Jahr 2010 war der meist geflattrte Textbeitrag der Artikel „Der Terror ist da, das Müsli ist alle“ von Ranga Yogeshwar.[12] Die höchsten Einnahmen zu Beginn der Flattr-Einführung erzielte die die tageszeitung (taz): Sie nahm im Juni 2010 durch 5.590 Flattr-Klicks zusammen 988,50 Euro ein.[13] Die tageszeitung hat am 20. Mai 2010 Flattr in ihrem Online-Auftritt implementiert und ist damit eine der wenigen Vertreter der klassischen Medien, die Flattr bereits in der Beta-Phase nutzen.[14] Zu diesem Schritt entschied sich die Zeitung nach eigenen Angaben auch, um den Dienst bewusst zu unterstützen.[15] Bis Ende des Jahres 2010 stiegen die Einnahmen der taz durch Flattr auf 1.846 Euro im November und 1.312 Euro im Dezember.[16]

Seit dem 1. August 2010 testet auch WikiLeaks Flattr, was nach Meinung von Beobachtern „womöglich der Durchbruch für Flattr“ sein könnte. Tatsächlich zahlten (über die Flattr-Website) innerhalb von zwölf Stunden über 400 Flattr-Nutzer, obwohl WikiLeaks noch nicht einmal einen Button auf der eigenen Website geschaltet hatte.[17]

Kritik

Dadurch, dass Flattr nicht dezentral aufgebaut ist und durch das Hinzukommen eines Netzwerkeffektes (von dem Flattr „leben“ will), kann es zu einer Monopolstellung kommen. Vergleichbare Dienste wie Concenture und TipJoy sind gescheitert.

Durch das Prinzip bedingt kennt Flattr alle Spenden und Klicks. Für den Empfänger oder Dritte ist hingegen in der Standardeinstellung nicht erkennbar, wer für welche Sache gespendet hat, falls der Spender dies nicht ausdrücklich aktiviert hat.

Die Gebühren sind mit 10 % vergleichsweise hoch; Onlinebezahldienste wie Paypal verlangen 2 bis 4 %.

Da es in der Anfangsphase keine Trennung zwischen Inhalte-Produzenten und Inhalte-Konsumenten gab, mussten auch Inhalte-Produzenten mindestens 2 € pro Monat bezahlen. Dies hätte zu einer Umverteilung von den kleineren Anbietern zu größeren führen können und somit Unterschiede verstärkt.[18] Seit dem 1. Mai 2011 gilt diese Regelung nicht mehr.[19]

Alternative

Neben Flattr gehört Kachingle zu den weltweit größten Social-Payment-Services für Internet-Medienanbieter.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Flattr re-arranges board and stuff! in: Flattr blog vom 13. Oktober 2010
  2. Jörg Reschke (27. April 2010): Flattr und Kachingle – ein Systemvergleich. Institut für Kommunikation in sozialen Medien. Abgerufen am 4. Juni 2010.
  3. a b Michaela Menschner (22. April 2010): Flattr – So kann jeder im Internet Geld verdienen. Berliner Morgenpost. Abgerufen am 4. Juni 2010.
  4. Flattr.com: Frequently asked questions, abgerufen am 7. November 2010.
  5. https://flattr.com/payments
  6. The Lunanic Fringe - Neues Flattr-Feature: Donations, abgerufen am 7. Juli 2011.
  7. http://tim.geekheim.de/2011/01/05/neues-flattr-feature-donations/
  8. http://blog.flattr.net/2011/01/grande-updat/
  9. Patrick Dax (20. April 2010): Flattr: Pirate-Bay-Gründer startet Bezahlsystem. futurezone.orf. Abgerufen am 26. April 2010.
  10. Steve O'Hear (12. August 2010): Flattr opens to the public, now anybody can ‘Like’ a site with real money. Techcrunch. Abgerufen am 12. August 2010.
  11. Tweet von Peter Sunde twitter.com. Abgerufen am 14. Oktober 2010.
  12. Sebastian Heiser (3. Januar 2011): Flattr-Umsatz im Dezember geringer. taz.de. Abgerufen am 10. Januar 2010.
  13. Sebastian Heiser (1. Juli 2010): Flattr bringt uns 988,50 Euro im Juni. taz.de. Abgerufen am 1. Juli 2010.
  14. Jannis Kucharz (20. Mai 2010): taz.de nimmt Flattr auf. netzfeuilleton.de. Abgerufen am 19. Juni 2010.
  15. CARTA (18. Juni 2010): taz.de: „Flattr hat das Tool angeboten, was wir uns immer gewünscht haben“. CARTA. Abgerufen am 19. Juni 2010.
  16. Matthias Urbach (3. Januar 2011): Flattr-Umsatz im Dezember geringer. taz.e. Abgerufen am 10. Januar 2011.
  17. Martin Weigert (2. August 2010): WikiLeaks testet Flattr. netzwertig.com. Abgerufen am 20. August 2010.
  18. Ulrike Schäfer (20. Juli 2010): Spenden für den guten Text. Abgerufen am 8. August 2010.
  19. Opening the floodgates in: Flattr blog vom 28. April 2011

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