- Forschungszentrum für Informationstechnik-Gestaltung
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Das Forschungszentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG) ist eine Einrichtung der Universität Kassel. Das Ziel des ITeG-Forschungszentrums ist die Gestaltung von sozialverträglichen und nachhaltigen IT-Systemen unter Ausnutzung neuartiger Technologien. Wesentlich dabei ist, dass modernste IT-Systeme so fortentwickelt werden, dass dabei nicht nur technische Funktionen im Mittelpunkt stehen, sondern vielmehr
- die intendierten gesellschaftlichen Auswirkungen berücksichtigt und beeinflusst werden,
- dass nachteilig zu bewertende Auswirkungen (Risiken) vermieden oder vermindert und
- als vorteilhaft anzusehende Auswirkungen (Chancen) erreicht oder verstärkt werden.
Diese Auswirkungen lassen sich einerseits auf gesellschaftliche Bedingungen zurückführen, die geschaffen werden, damit die Technik überhaupt eingesetzt werden kann (soziale Voraussetzungen), und andererseits auf Bedingungen, die durch die Technikanwendung erst entstehen (soziale Folgen). Im Kontext der Kooperationen am ITeG-Forschungszentrum wird daher unter IT-Systemen nicht nur Hard- und Software verstanden, sondern auch die Anwendungsregeln, denen sie folgen, und die Informations- und Handlungsprozesse, in die sie eingebunden sind. Ihre Gestaltung kann begleitend zur System- oder Produktentwicklung erfolgen oder bei der Entwicklung technischer Normen und Konzepte, soweit diese die Eigenschaften von Systemen bestimmen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Gegenwart
Das Forschungszentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG) steht für Interdisziplinarität bei der Erforschung und Gestaltung moderner, technikgestützter Kommunikationsprozesse. Es wurde am 16. Februar 2005 an der Universität Kassel mit dem Anspruch gegründet, eine wesentliche Lücke in der Forschung zu schließen – dem Fehlen einer interdisziplinären Gesamtsicht auf die Wechselwirkung zwischen Mensch und Informationstechnik in modernen Gesellschaften. Während an vielen Orten an den Verbesserungen der technischen Möglichkeiten geforscht wird, ohne weiter auf deren umfangreiche gesellschaftlichen Konsequenzen einzugehen, setzt das ITeG den Schwerpunkt auf die bewusste Gestaltung der Technik im Sinne der Bewahrung zentraler Gesellschaftsziele.
Das Forschungszentrum führt gegenwärtig die Forschungskompetenzen der Fachgebiete
- Wirtschaftsinformatik (Jan Marco Leimeister, FB 07),
- Öffentliches Recht (Alexander Roßnagel, FB 07)
- Kommunikationstechnik (Klaus David, FB 16)
- Mensch-Maschine-Systemtechnik (Ludger Schmidt, FB 15)
- Verteilte Systeme (Kurt Geihs, FB 16) und
- Wissensverarbeitung (Gerd Stumme, FB 16)
in Kooperation mit Albert Zündorf (Software-Engineering, FB16) und Horst Sommerlatte (Systemdesign, Kunsthochschule Kassel) zur interdisziplinären Gestaltung von Informations- und Kommunikationstechniken zusammen, um Synergien bei der Ausbildung von Doktoranden sowie der Einwerbung und Durchführung von Drittmittelprojekten zu erzielen.
Forschung
Das ITeG nimmt nicht nur die technischen Risiken moderner Informations- und Kommunikationstechnoligien in den Blick, sondern auch die Gefährdungen für die soziale Umwelt. Letztere können immer weniger durch Verbote kontrolliert werden. Dies macht aus Sicht der zeitgemäßen Wahrung der individuellen rechtlichen Selbstbestimmung eine datenschutzgerechte Gestaltung der Architektur des Ubiquitous Computing notwendig, die die Interessen der Entwickler, Gestalter und Anwender in Einklang bringt. Dieser komplexe Interessensausgleich berührt unterschiedliche gesellschaftliche Systeme und Regelungsebenen. Seine wissenschaftliche Analyse kann nicht nur durch die Partialsicht einer Disziplin erfolgen, da diese fachfremde Probleme eines sozial vernetzen Systems systematisch übersehen kann. Der erforderliche Interessenausgleich ist mit der herausfordernden disziplinenübergreifenden Frage verbunden, wie ein gesellschaftlich erwünschter Ausgleich zwischen den technischen Potenzialen, ökonomischen Gewinnchancen, rechtlichen Freiheitsgewährleistungen und sozialen Bedürfnissen angesichts des gesellschaftlichen Wandels im Zuge des Internets gelingen kann. Diese Fragen werden am ITeG erforscht.
Das zurzeit größte Forschungsprojekt im ITeG ist der vom Land Hessen im Rahmen der „Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE)“ geförderte Forschungsschwerpunkt zum Thema „Gestaltung technisch-sozialer Vernetzung in situativen, ubiquitären Systemen (VENUS)“.[1] Der Forschungsschwerpunkt entwickelt eine Methodik für die sozialverträgliche, interdisziplinäre Gestaltung von ubiquitären, kontextsensitiven, selbst-adaptiven Anwendungen, die ihre Verarbeitung benutzerspezifisch an die Dynamik der Umgebung anpassen und dem Benutzer automatisch den für die jeweilige Situation geeignetsten Dienst bieten. Das Projekt wird von 2010 bis 2012 mit insgesamt 4,2 Millionen Euro unterstützt und zielt darauf ab, einen nachhaltigen Forschungsschwerpunkt zu der gewählten Thematik an der Universität Kassel zu etablieren.
Beirat
Der ITeG-Beirat setzt sich aus acht namhaften Vertretern aus Hochschule und Industrie zusammen, welche die Arbeiten im Forschungszentrum beratend unterstützen.
- Matthias von Bechtolsheim - Arthur D. Little GmbH
- Alfred Büllesbach - ehemaliger Konzerndatenschutzbeauftrager der Daimler AG
- Dieter Klumpp - Direktor der Alcatel-Lucent Stiftung[2]
- Helmut Krcmar - Technische Universität München
- Paul J. Kühn - Universität Stuttgart, Sprecher des Beirates
- Meinrad Lugan - Vorstand der B. Braun Melsungen AG
- Christopher Schlick - RWTH Aachen
- Tom Sommerlatte - Senior Advisor der Arthur D. Little GmbH
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Homepage des Projektes VENUS
- ↑ Alcatel-Lucent Stiftung für Kommunikationsforschung. Abgerufen am 3. Oktober 2011.
Kategorie:- Forschungsinstitut in Deutschland
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