- Carl von Siemens
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Carl von Siemens (* 3. März 1829 in Menzendorf (noch ohne Adelsprädikat); † 21. März 1906 in Menton; vollständiger Name Carl Heinrich von Siemens; Schreibweise auch Karl) war ein deutscher Industrieller und Bruder von Werner von Siemens.
Leben
Carl von Siemens wurde 1829 als achtes von insgesamt 14 Kindern der Familie Siemens in Menzendorf (Mecklenburg) geboren. Nach dem Tod der Eltern im Jahr 1840 wurde er von seinem 13 Jahre älteren Bruder Werner erzogen, der bei ihm auch die Begeisterung für Technik weckte. Nach Beendigung der Schule fand er 1846 zunächst Anstellung in einer Zementfabrik, wechselte dann jedoch in die 1847 von seinem Bruder gegründete Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske und war für diese in Paris und London tätig, bevor er 1853 im Auftrag der Firma nach Russland wechselte.
Siemens & Halske errichteten hier im Auftrag des russischen Staates seit 1852 ein landesweites Telegraphennetz. Carl übernahm die Leitung der Bauarbeiten und baute das russische Geschäft des Siemens-Konzerns auf, der 1855 sogar eine Zweigniederlassung in Sankt Petersburg errichtete. Die Einnahmen der Filiale sicherte vor allem der auf 12 Jahre angelegte Reparatur- und Wartungsvertrag für das Telegraphennetz, der Siemens auch den Titel eines offiziellen Hoflieferanten einbrachte. Carl heiratete Marie Kapherr, die Tochter eines deutschstämmigen russischen Kaufmanns und versuchte sich neben seiner Tätigkeit im Konzern des Bruders selbst als Unternehmer: 1861 errichtete er auf seinem Gut Chmelewo am Ilmensee die Glashütte Gorodok. Die Unternehmung warf jedoch in den zwei Jahrzehnten ihres Bestehens keine Gewinne ab und musste 1881 schließlich liquidiert werden.
Ursächlich für das Scheitern mögen auch gesundheitliche Probleme Carls gewesen sein, die ihn 1867 veranlassten, in den Kaukasus zu wechseln und die Leitung des Kupferbergwerkes seiner Brüder Walter und Werner in Kedabeg zu übernehmen. Nach dem Tod seiner Frau wechselte Carl 1869 wiederum nach London, um mit der „Siemens Brothers & Co.“ das Seekabelgeschäft des Konzerns aufzubauen, musste sich die unternehmerische Verantwortung jedoch mit dem älteren Bruder William teilen. Nach neuen Herausforderungen suchend, kehrte Carl daher Anfang der 1880er zurück nach Petersburg, wo er zunächst eine Kabelfabrik aufbaute. Daneben gelang es ihm, seit 1883 russischer Staatsbürger, im folgenden Jahrzehnt mit der „Gesellschaft für elektrische Beleuchtung“ für Siemens das Monopol im Bereich elektrischer Straßenbeleuchtung zu erringen. Aus Anerkennung für seine unternehmerischen Verdienste wurde Carl 1895 von Zar Nikolaus II. in den Adelsstand erhoben.
Nachdem sich sein Bruder Werner 1890 aus Altersgründen zurückgezogen hatte, ging Carl zurück nach Berlin, um gemeinsam mit den Brüdern Arnold und Wilhelm die Leitung des Unternehmens zu übernehmen. 1897 wurde der Konzern in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und Carl wurde der erste Aufsichtsratsvorsitzende der Siemens & Halske AG. Aus gesundheitlichen Gründen zog er sich 1904 aus dem Unternehmen zurück und siedelte nach Menton an die Côte d’Azur um, wo er am 21. März 1906 kurz nach seinem 77. Geburtstag verstarb.
Literatur
- Karl Burhenne: Siemens. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 55, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 203–228. (dort Karl Heinrich Siemens ebenfalls biographiert)
- Karl von Siemens. In: Siemens-Jahrbuch 1929, VDI-Verlag, Berlin 1929, S. 1–3.
- Sigfrid von Weiher: Carl von Siemens 1829–1906. Ein deutscher Unternehmer in Russland und England. In: Tradition. Zeitschrift für Firmengeschichte und Unternehmensbiographie 1 (1956), S. 13–25.
- Wilfried Feldenkirchen, Eberhard Posner: Die Siemens-Unternehmer, Kontinuität und Wandel 1847-2005. Zehn Portraits. Piper Verlag, München 2005, S. 44-59.
Weblinks
Commons: Carl von Siemens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Biographie Carl von Siemens Siemens-Archiv 2002 (PDF-Datei; 66 kB)
- Carl von Siemens in Russland (Seite 4)
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