Franz Hochstetter

Franz Hochstetter

Franz Hochstetter (* 14. Oktober 1880 in Berlin; † 8. Oktober 1948 in Ulm-Wiblingen[1]) war ein deutscher Nationalökonom. Er arbeitete u.a. als Volkswirt und Wirtschaftsberater in Berlin-Schmargendorf.

Leben

Hochstetter stand mit John Maynard Keynes in Verbindung,[2] war Mitarbeiter von Otto Lautenbach bei der Zeitschrift Schule der Freiheit, und zunächst ein „angesehener Nationalsozialist“.[3] Er war Gründungsmitglied des Rolandbundes, einer Organisation, die die Verbreitung freiwirtschaftlicher Ideen in der NSDAP zum Ziel hatte.[4]

1936 trat Hochstetter in Folge eines 1935 durch den Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht gegen ihn angestrengten Parteigerichtsverfahren, das zur Konfiskation seiner Schrift Schule der Volkswirtschaft (Militär-Verlag, Fürstenwalde/Spree 1935) führte, aus der NSDAP aus.[5] Die Schule der Volkswirtschaft findet sich 1938 in der Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums.[6] Nach 1938 bildete sich trotz des in der NS-Zeit erlassenen Verbotes der Freiwirtschaftsbewegung ein sogenannter Freiwirtschaftlicher Arbeitskreis, dem neben Franz Hochstetter auch Otto Lautenbach und Karl Walker angehörten. „Unregelmäßig, aber kontinuierlich“ kam man zusammen. Die drei Genannten entwickelten im Rahmen dieses Kreises 1943/44 ein Sofortprogramm zur finanziellen und wirtschaftlichen Überwindung der Kriegsfolgen.[7]

Nach Kriegsende wurde in der Sowjetischen Besatzungszone seine Schrift Leihkapital und Goldwährung als Grundlagen der Goldversklavung in Deutschland (Eher, München 1931) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[8] In der DDR folgten auf diese Liste noch Schule der Volkswirtschaft und Mehr Land! (Politik, Berlin 1917).[9]

Im Landesarchiv Baden-Württemberg befindet sich eine Akte zum Ulmer Spruchkammerverfahren von Hochstetter.[10]

Franz Hochstetter war mit der Pfarrerstochter Katharina Dorothea Walter (1887–1945) verheiratet.[1]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die wirtschaftlichen und politischen Motive für die Abschaffung des britischen Sklavenhandels im Jahre 1806/1807, Band 25 in der Reihe Staats- und sozialwissenschaftliche Forschungen (Hrsg. Gustav Schmoller und Max Sering), Leipzig 1906 (online)
  • Leihkapital und Goldwährung als Grundlagen der Goldversklavung in Deutschland, München 1931
  • Die Güteraustauschlehre. Eine Musterung der liberalen Nationalökonomie, Lauf, Bern, Leipzig 1935
  • Schule der Volkswirtschaft, Fürstenwalde/Spree 1935
  • Geld und Kredit als Störer der modernen Tauschwirtschaft, Lauf 1936
  • Wirtschaftsdeutung aus Diskont, Geldmenge und Rendite für die sechs Länder: USA - Großbritannien - Frankreich - Schweden - Schweiz - Deutschland bis zur Gegenwart, Weimar / Leipzig 1938

Einzelnachweise

  1. a b Bernhard Koerner: Deutsches Geschlechterbuch, Band 146. C. A. Starke, Limburg und Lahn 1968, S. 224.
  2. Karl Walker. Die Überwindung des Kapitalismus unter Beibehaltung des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs. Diskussionsbeitrag.
  3. Günter Bartsch: Die NWO-Bewegung, Lütjenburg 1994 IV. Die „Schule der Freiheit“ des Otto Lautenbach ISBN 3-87998-481-6.
  4. Günter Bartsch: Der Rolandbund unter dem Hakenkreuz
  5. Werner Onken/Günter Bartsch: Natürliche Wirtschaftsordnung unter dem Hakenkreuz: Anpassung und Widerstand. Fachverlag für Sozialökonomie, Lütjenburg 1997, S. 37.
  6. http://www.berlin.de/rubrik/hauptstadt/verbannte_buecher/detail.php?id=71356&page=0&suche=hochstetter&
  7. Günter Bartsch: Anarchismus in Deutschland, Band I: 1945 - 1965, Hannover 1972, S. 81.
  8. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-h.html
  9. http://www.polunbi.de/bibliothek/1953-nslit-h.html
  10. http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1654324

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hochstetter — ist der Name von Andreas Adam Hochstetter (1688 1717), lutherischer Theologe, Hochschullehrer in Tübingen Astrid Hochstetter (* 1979), deutsche Eiskunstläuferin Carl Christian Hochstetter (1818−1880), deutscher Chemiker und Unternehmer Christian… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Josef Land — Franz Josef Land, Franz Joseph Land, or Francis Joseph s Land (Russ. Земля Франца Иосифа , Zemlya Frantsa Iosifa ) is an archipelago located in the far north of Russia. It is found in the Arctic Ocean north of Novaya Zemlya and east of Svalbard,… …   Wikipedia

  • Franz-Josef-Land — Satellitenbild des Franz Josef Landes Gewässer Arktischer Ozean …   Deutsch Wikipedia

  • Franz von Bayros — 1898 Franz von Bayros (* 28. Mai 1866 in Zagreb; † 2. April 1924 in Wien) auch bekannt als Marquis de Bayros, war ein österreichischer Grafiker, Illustrator und Maler des Fin de siècle. Er veröffentlichte seine Werke auch unter dem Pseudonym… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz von Bayros — en 1898. Franz von Bayros, né le 28 mai 1866 à Zagreb (Autriche Hongrie, actuellement Croatie) et mort le 3 avril 1924 à Vienne est un dessinateur, illustrateur et peintre autrichien, aussi connu sous le nom d …   Wikipédia en Français

  • Franz Von Bayros — en 1898. Franz von Bayros, né le 28 mai 1866 à Zagreb (Autriche Hongrie, actuellement en Croatie) et décédé le 3 avril 1924 à Vienne est un dessinateur, illustrateur …   Wikipédia en Français

  • Franz von bayros — en 1898. Franz von Bayros, né le 28 mai 1866 à Zagreb (Autriche Hongrie, actuellement en Croatie) et décédé le 3 avril 1924 à Vienne est un dessinateur, illustrateur …   Wikipédia en Français

  • Franz Junghuhn — Fr. Junghuhn. Titelbild zum Aufsatz Franz Wilhelm Junghuhn von A. Wichmann. In: Petermanns Mitteilungen aus Justus Perthes Geographischer Anstalt, 55. Band 1909, Tafel 37 (gegenüber S. 297) …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Wilhelm Junghuhn — Fr. Junghuhn. Titelbild zum Aufsatz Franz Wilhelm Junghuhn von A. Wichmann. In: Petermanns Mitteilungen aus Justus Perthes Geographischer Anstalt, 55. Band 1909, Tafel 37 (gegenüber S. 297) …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Hochstetter — (* 12. Mai 1873 in Mannheim; † 26. Juni 1944 in Theresienstadt) war ein deutscher Schriftsteller und Dichter jüdischer Herkunft. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”