- Franz Huber (Pädagoge)
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Franz Huber (* 8. März 1887 in Reichau (Boos), Kreis Illertissen, † 14. Oktober 1979) war Lehrerbildner und zwischen 1930 und 1960 Landschulpädagoge. Am Schulhaus Reichau ist eine Gedenktafel angebracht. Auf seine Initiative wurde in den 1930er-Jahren das Landschulpraktikum für Lehrerstudenten eingeführt.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Familie
Franz Huber entstammte einer alten Lehrerfamilie. Sein Großvater und sein Vater sowie sechs seiner Brüder waren Lehrer. Im Dorf Dietershofen, Kreis Illertissen, verbrachte er seine frühen Kindesjahre. Er besuchte dort sieben Jahre lang die einklassige Dorfschule. Früh schon half er seinem Vater als Ordner die zeitweise über 100 Schülerinnen und Schüler zu unterrichten.[1] Nebenbei leistete er Ministrantendienst in der Dorfkirche. In dieser Zeit wurde er für sein Leben christlich katholisch geprägt.[2]
Franz Huber heiratete im Jahr 1923 die Waaler Arztenstochter Anna Schnatterer. Das Paar hatte 1926 und 1929 zwei Kinder: Anneliese, später Fremdsprachensekretärin, und Franz Reinhold, später Diplom-Ingenieur. Die Familie lebte in Lauingen, in München-Pasing und das Ehepaar nach Verehelichung der Kinder im Münchener Seniorenheim Luise Kiesselbach, wo Huber unermüdlich familienhistorische Forschung betrieb und auch als Heimbeiratsvorsitzender zum Wohl der Heiminsassen tätig war.
Berufliche Laufbahn
Von 1900-1903 besuchte Franz Huber die Präparandenschule Oberdorf (heute Stadt Marktoberdorf), Landkreis Ostallgäu). Diese wurde bald mit der gleichnamigen Anstalt in Lauingen zu einer fünfklassigen Lehrerbildungsanstalt vereinigt, die Huber noch zwei weitere Jahre besuchte. Ab 1905 reifte dem Hilfslehrer an verschiedenen Landschulen bald der Entschluss, seine Lebensaufgabe in der Didaktik, also in der Ausbildung von Lehrern zu suchen und zu finden.
So ging er im September 1909 auf seine Bewerbung hin als Seminarhilfslehrer an die Lehrerbildungsanstalt Amberg. Wenig später ernannte ihn die vorgesetzte Behörde zum Königlichen Seminarassistenten und bereits im Oktober 1910 zum Kgl. Präparandenlehrer.
Als Voraussetzung für eine reguläre Anstellung im höheren Dienst an einer Lehrerbildungsanstalt musste Franz Huber noch ein Universitätsstudium absolvieren, das er 1913 in München antrat. Nach Kriegsbeginn machte Huber als Patriot einen Kurs als Krankenpfleger – für den Infanteriedienst hatte seine Sehkraft nicht ausgereicht – und half ab 1915 als Sanitäter in einem Typhuslazarett. Trotz seiner Behinderung wurde er 1916 zur Artillerie eingezogen und diente zuletzt als Vizefeldwebel und Offiziersaspirant (Verdienstkreuz für freiwillige Krankenhilfe, eisernes Kreuz, Ehrenkreuz für Frontkämpfer, Verwundetenabzeichen). Als Leutnant der Landwehr aus dem Feld zurückgekehrt, schloss er sein Universitätsstudium ab, nach weiteren für Kriegsteilnehmer verkürzten drei Semestern.
Vom Februar 1919 an war Franz Huber an der Lehrerbildungsanstalt Lauingen[3][4] tätig, zuletzt als Studienrat. 1935 berief ihn die damalige Hochschule für Lehrerbildung Pasing, die spätere Lehrerbildungsanstalt München-Pasing. Dort war er mit dem Aufbau einer umfassenden Bibliothek betraut und lehrte als Dozent, danach als Oberstudienrat und Professor mit Schwerpunkt Didaktik (allgemeine Unterrichtslehre) und Landschulpädagogik.[5][6][7]
Als erfolgreiche Neuerung führte Franz Huber in dieser Zeit das „bauernkundliche Ferienpraktikum“, das spätere Landschulpraktikum der Lehrerstudenten ein, das er weiträumig selbst nach seinem Motto betreute „Aus der Praxis für die Praxis“.[8] Fachvorträge zur Lehrerbildung hielt er auch in den klösterlichen Lehrerinnenseminaren Ursberg, Wettenhausen und Kaufbeuren.
Von 1925 bis 1933 wirkte er als Stadtrat und Vertreter des Beamtenbundes (zeitweise als zweiter Beigeordneter, d.h. dritter Bürgermeister) ehrenamtlich für das öffentliche Wohl.
Huber blieb von den Kriegswirren nicht unberührt; er war 1933 in die NSDAP eingetreten, hatte aber nie irgendwelche Funktionen, abgesehen von einer Aufgabe in der untersten Ebene (Ortsschulungsleiter) 1933/35. Trotzdem wurde er als höherer Beamter und infolge einer unwahren Denunziation vom amerikanischen CIC (Counter Intelligence Corps) am 19. November 1945 in „automatischen Arrest“ genommen und verbrachte acht Monate im Internierungslager Garmisch in der früheren Jägerkaserne. Seine Familie verlor währenddessen ihre Wohnung und musste in ein Notquartier umziehen.
Als „Mitläufer“ rehabilitiert[9] unterrichtete er, aus dem aktiven Dienst altersbedingt ausgeschieden, als Lehrbeauftragter von 1952 bis 1957 an den Lehrerbildungsanstalten in München-Pasing und in Freising,[10] hielt aber bis in die Sechzigerjahre hinein noch Einzelfachvorträge. Anschließend widmete er sich bis etwa 1975 seiner fachschriftstellerischen Tätigkeit und betreute noch 1972 die 11. Auflage seiner „Allgemeinen Unterrichtslehre“.
Werke
- Die wenig gegliederte und ungeteilte Schule. Verl. Bayer. Lehrer., München 1931
- Lauingens städtische Verfassung im Wandel der Jahrhunderte. Altertumsverein Lauingen 1933
- Bauerntum und Bauernbildung im neuen Reich. Oldenbourg, München 1934
- Volkhafte Schule und völkischer Ganzheitsunterricht. Diesterweg, Frankfurt 1937
- Unterrichtsführung und Unterrichtsgestaltung. Klinkhardt, Leipzig, 1941/43
- Allgemeine Unterrichtslehre. Klinkhardt, Leipzig/Bad Heilbrunn 1944
- Die Sozialenzykliken in der Volksschule. Cassianeum, Donauwörth 1949
- Lehr- und Lernhilfen für die Volksschule. Donauwörth 1949/50
- Lehr- und Lernhilfen für Landschulen. Bayr. Schulbuchverlag, 1949/50
- Allgemeine Unterrichtslehre im Abriss. Heilbrunn 1957/68
- Unsere Landschule. Heilbrunn 1951/53/56/61/65/69/70
- Lehr- und Lernhilfen für die Volks- und Berufsschule. Heilbrunn 1953
- Der Schulalltag in Unterrichtsbildern Heilbrunn 1951
- Der Schulalltag in Unterrichtsbildern I Unterstufe. Heilbrunn 1961/62
- Der Schulalltag in Unterrichtsbildern II Oberstufe. Heilbrunn 1962/63
- Der Schulalltag in Unterrichtsbildern III Landschule. Heilbrunn 1961/62
- Unterrichtsführung und Unterrichtsgestaltung i.d. Volksschule. Heilbrunn 1962
- Der Unterrichtsentwurf. Heilbrunn 1965/68/70
- Lesebogen zur Geschichte, Naturkunde. Erdkunde Landwirtschaftliche Berufsschule
- Die Landschule, Herausgeber Franz Huber. Heilbrunn 1970
Literatur
- Adolf Layer, Josef Bellot, Georg Albrecht: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Band 13, Franz Huber 1887 – 1979. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1986.
- Sonderausgabe der Zeitschrift Lebendige Schule. zum 80. Geburtstag von Franz Huber, Verlag Julius Klink. Bad Heilbr., 3/1967.
- Lenz Kriss-Rettenbeck, Max Liedke (Hrsg.): Schulgeschichte im Zusammenhang der Kulturentwicklung. Klinkhart-Verlag, Bad Heilbrunn 1983, S. 250 und 263.
- Bayrisches Philologenjahrbuch. 4. Jahrgang 1928/29, Oldenbourgverlag, München 1929 und
- 1841 – 1941 Albertus-Gymnasium Lauingen Festschrift. Herausgeber Direktorat des Gymnasiums.
- Spruchkammerunterlagen beim Bayerischen Staatsarchiv und beim Stadtarchiv München.
Einzelnachweise
- ↑ Sonderausgabe der Zeitschrift Lebendige Schule, zum 80. Geburtstag von Franz Huber, Verlag Julius Klink. Bad Heilbr., 3/1967.
- ↑ Franz Huber: Familiengeschichtliche Aufzeichnungen. Selbstverlag, München 1967, S. 24f.
- ↑ Bayrisches Philologenjahrbuch. 4. Jahrgang 1928/29, Oldenbourgverlag, München 1929, S. 96 und 133
- ↑ Personalnachweis zu Bayrisches Philologenjahrbuch. 4. Jahrgang 1928/29, Oldenbourgverlag, München 1929, Abschnitt 11
- ↑ Schule im Dorf. Franz Huber – Festschrift zum 70. Geburtstag. Verlag Julius Klinkhardt 1957, insbesondere S. 92f. Max Huber: „Franz Huber, ein Lebensbild“., insbes. S. 29, 31, 51, 54, 68,88
- ↑ Lenz Kriss-Rettenbeck, Max Liedke (Hrsg.): Schulgeschichte im Zusammenhang der Kulturentwicklung. Klinkhart-Verlag, Bad Heilbrunn 1983, S. 250 und 263.
- ↑ Direktorat des Gymnasiums (Hrsg.): 1841 – 1941 Albertus-Gymnasium Lauingen Festschrift. S. 63: Foto Huber 6 v. rechts, S. 101: 5. v.r., S. 103 ganz hinten mit Hut, S. 110–113 Kurzbiographie Huber.
- ↑ Sonderausgabe der Zeitschrift Lebendige Schule, zum 80. Geburtstag von Franz Huber, Verlag Julius Klink. Bad Heilbr., 3/1967., S. 89/90.
- ↑ Spruchkammerunterlagen beim Bayerischen Staatsarchiv und beim Stadtarchiv München.
- ↑ Martin Dömling: Festschrift 150 Jahre Lehrerbildungsanstalt Freising. 1954, S. 45.
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