Franziskanerkloster Meiningen

Franziskanerkloster Meiningen
Das Hauptgebäude des Klosters heute

Das Franziskanerkloster Meiningen war ein mittelalterliches Kloster der römisch-katholischen Kirche in der Altstadt von Meiningen in Thüringen. Erbaut wurde es im 13. Jahrhundert von zum Franziskanerorden gehörenden Minoriten, auch Franziskaner-Minoriten oder Franziskaner-Konventualen genannt. Das Kloster wurde 1544 nach der Einführung der Reformation aufgelöst.

Inhaltsverzeichnis

Kloster

Das Franziskanerkloster lag innerhalb der Meininger Stadtbefestigung zwischen der Burg Meiningen und dem Unteren Torturm direkt an der Stadtmauer. Es bestand aus einem Hauptgebäude, der Klosterkirche, dem Kreuzgang, aus Neben- und Vorratsgebäuden, Ställen, einem Friedhof und mehreren Gärten. Nach der Auflösung des Klosters wurden die Gebäude verschiedenartig genutzt. Erhalten geblieben ist bis heute das Hauptgebäude mit einem im 19. Jahrhundert veränderten Dachgeschoss, das lange Zeit als Hospital und Zeughaus genutzt wurde. Die restlichen Gebäude und die Kirche wurden 1817 abgerissen und auf dem Areal entstand bis 1821 das Gymnasium Bernhardinum[1]. An das Kloster erinnert der Name Klostergasse der anliegenden Straße, einst Mönchsgasse genannt und Tafeln mit Geschichtsdaten am ehemaligen Hauptgebäude.

Geschichte

Das Franziskanerkloster wurde 1239 von Minoriten gegründet und baulich 1242 fertiggestellt. Der Landesherr der zum Hochstift Würzburg gehörenden Stadt Meiningen, Bischof Hermann I. von Lobdeburg, weihte am 15. Mai 1242 die Klosterkirche ein. Das Kloster gehörte ab 1274 zur Kustodie Thüringen der sächsischen Franziskanerprovinz, unterstand aber der Diözese Würzburg[2].

Da die Minoriten ihren Unterhalt aus Almosen bestritten, ließen sie sich nur in Städten wie Meiningen nieder, wo sie milde Gaben des niederen Adels sowie reicher Bürger erhielten[3]. Die Seelsorge der Franziskaner-Minoriten nahm sich im Gegensatz zur weltlichen Kirche hauptsächlich der niederen Stadtbevölkerung an[2]. Das Kloster kam 1518 zur Provinz Joannis Baptiste, die ab 1523 Provincia Thuringiae genannt wurde. Das Henneberger Land, zu dem Meiningen ab 1542 gehörte, führte 1544 die Reformation der Kirche ein. Das Kloster kam in Besitz der Stadt Meiningen und in den folgenden Jahren wurde es allmählich aufgegeben[2].

1555 richtete die Stadt im Kloster ein Hospital ein. Nach dem Dreißigjährigen Krieg dienten die Nebengebäude Hirten und Stadtdienern als Unterkunft bis diese von 1814 bis zum Abriss von islamischen Baschkiren bewohnt wurden[2]. 1702 wurde die Klosterkirche nach einem Umbau als Spitalkirche neu geweiht und man gliederte dem Hospital ein Waisenhaus an. Ab 1718 diente das Haupthaus als Zuchthaus, ehe sich hier 1780 ein Schullehrerseminar und 1799 eine Industrieanstalt etablierte. Nach Abriss der Kirche und Nebenbauten richtete man 1818 in den verbliebenen Hauptbau ein Getreidemagazin und 1833 eine Armen-Suppenanstalt ein[2]. 1852 wurde es zum Zeughaus der ansässigen Meininger Truppen des Herzogtums Sachsen-Meiningen.

Literatur

  • Hermann Pusch; Hennebergischer Altertumsforschender Verein Meiningen (Hrsg.): Neue Beiträge zur Geschichte deutschen Altertums, Kapitel: Das Meininger Franziskanerkloster. 29. Lieferung, Brückner & Renner Hofbuchhandlung, Meiningen 1919.

Einzelnachweise

  1. Meininger Ansichten, Staatliche Museen Meiningen, 1982, Seite 51.
  2. a b c d e Hermann Pusch: Das Meininger Franziskanerkloster, in Beiträge des deutschen Altertums, Ausgabe 29, Brückner & Renner Hofbuchhandlung, Meiningen 1919.
  3. Lexikon zur Stadtgeschichte Meiningen, Bielsteinverlag, Meiningen 2008, Seite 134.



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