- Große Bergstraße
-
Die Große Bergstraße ist eine der ältesten Straßen und das Hauptgeschäftszentrum in Hamburg-Altona-Altstadt. Sie führte ursprünglich vom Nobistor, nördlich am alten Stadtkern von Altona und dem Jüdischen Friedhof vorbei, hinauf zum nördlichen Teil von Ottensen. Ihr heutiger Verlauf zwischen Bruno-Tesch-Platz bei der Einmündung Virchowstraße und dem Bahnhof Hamburg-Altona ist stark verkürzt und dient weitgehend als Fußgängerzone. Ihr Bild wird bestimmt von Kaufhaus-, Geschäfts- und Bürobauten der 1960er und 1970er Jahre, deren Ensemble bei seiner Entstehung als modernes Shoppingcenter „Neu-Altona“ gefeiert wurde und exklusive Einkaufsmöglichkeiten bieten sowie zahlungskräftige Kundschaft anziehen sollte.
Das Konzept ging nicht auf, bereits ab Ende der 1970er Jahre führten Umsatzrückgänge und Mieterwechsel zur Abwertung. Seit Ende der 1980er gab es wechselnde Umbaupläne und -maßnahmen, die den Verfall jedoch nicht aufhielten. Geschäftsaufgaben, insbesondere von Kaufhäusern und Großläden, führten seit Mitte der 1990er Jahre zum Leerstand von ganzen Gebäudekomplexen. Seitdem verhandelt die Stadt respektive der Bezirk Altona mit wechselnden Investoren um eine Neugestaltung. Ab 2003 wurden vermehrt kurzfristige Mietverträge an Künstler, Kunstinitiativen und Kreativprojekte als Zwischennutzer vergeben, um so eine kulturelle Belebung der Straße zu bewirken.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Der Name Große Bergstraße ist in der Geografie begründet, es handelt sich um einen Anstieg vom niedrigen Gelände (15 Meter) beim ehemaligen Grenzbach zwischen Altona und St. Pauli (Pepermölenbek) auf die Altonaer Geesthöhe (31 Meter) hinauf. Unter dem Namen Bergstraße wurde sie 1655 angelegt und ab etwa 1700 Große Bergstraße genannt, im westlichen Teil Richtung Ottensen Langer Balken.[1] Es gab auch eine Kleine Bergstraße, die 1958 aufgehoben wurde. Seit 1960 heißt eine andere, parallele Ladenstraße wieder Kleine Bergstraße.
Seit dem 19. Jahrhundert war die Große Bergstraße eine der Hauptverkehrs- und Geschäftsstraßen in Altona. Sie begann an der damaligen Kreuzung Kleine Freiheit / Reichenstraße (das entspricht in etwa dem heutigen Kreuzungsbereich Holstenstraße / Nobistor), kreuzte die Große Johannisstraße, führte nördlich am Israelitischen Friedhof (heute Jüdischer Friedhof Altona) vorbei und verlief durch das Wohngebiet Altona-Altstadt bis zum Bahnhofsplatz, Ecke Allee, heute Max-Brauer-Allee. Sie galt, im Gegensatz zu der südlich gelegenen Königstraße mit der „vornehmen“ Klientel aus den Elbvororten, als Einkaufstraße der kleinen Leute, der Altonaer selbst.[2] Bebaut war der Straßenzug fast durchgängig mit zwei- bis dreigeschossigen Putzbauten, wie sie heute noch an der Nordseite der Straße zwischen Virchowstraße und Goethestraße bestehen.
Nobistor bis Thedestraße
Als erster Großbau erstand 1867 an der Ecke Große Bergstraße (heute Nobistor) / Grund (heute Königstraße) das Geschäftshaus Heinrich Brandt im Stil der Neorenaissance. Ab 1919 weilte hier das Wäschegeschäft Ignatz Fleischer. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus vollständig zerstört. Die Neubebauung wurde erst Anfang der 1960er Jahre realisiert, da eine grundlegende Neustrukturierung mit Straßen- und Grundstücksverlegungen vorgenommen wurde. Durch den Ausbau der Holstenstraße, die Neuschaffung der Louise-Schröder-Straße mit Anbindung zur Jessenstraße als Achse für den Autoverkehr wurde 1960 der östliche Teil der Großen Bergstraße von der Kleinen Freiheit, jetzt Holstenstraße, bis zur Unzerstraße abgetrennt und in Nobistor umbenannt. Der Abschnitt von der Unzerstraße bis zur Virchowstraße wurde Teil der Louise-Schröder-Straße. Der Straßenzug der Großen Bergstraße war somit um die Hälfte verkürzt. Bis heute bemerkbar ist dies anhand der Hausnummerierung: die Große Bergstraße beginnt mit der Hausnummer 146 beziehungsweise 167.
Auf dem Grundstück des ehemaligen Brandt-Hauses am Nobistor eröffnete Karstadt 1963 ein neues Kaufhaus, das allerdings nur bis 1977 bestand, anschließend stand das Gebäude zehn Jahre leer, bevor es wieder abgerissen wurde. 1988 wurde an gleicher Stelle das Ibis-Hotel errichtet, auch nur wenige Jahre in Betrieb. Heute ist es belegt durch ein Zleep-Hotel und einen Supermarkt.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bestanden bis nach dem Krieg Einzelhandelsläden und kleinen Firmen wie das Herrengarderobengeschäft Julius Cohn, später Büsing & Zeyn oder das Hotel Stadt Kiel. 1905 errichtete James Henschel an der Großen Bergstraße 11-15 unter dem Namen „Helios-Theater“ eines der ersten Kinos in Altona, ab 1931 hieß es „Schauburg-Altona“. 1951 wurde es als „Kurbel Nobistor“ wieder aufgebaut und 1954 in ein Sexkino umgewandelt.
Diese Straßenzeile wurde Anfang der 1960er Jahre abgerissen und ein Neubau des Kaufhauses von C&A errichtet, das bis 1993 bestand. Dann stand auch dieses Gebäude einige Jahre leer, bis es 2007 wiederum abgebrochen wurde. Hier ist nun der Erweiterungsbau der Endoklinik entstanden, der im Mai 2009 in Betrieb genommen wurde.
Goetheplatz bis Bahnhof Altona und Neue Große Bergstraße
Bereits 1951 wurde auf dem Trümmergrundstück am Ende der Bergstraße beim damaligen Bahnhofsplatz ein sechsstöckiger Gebäudekomplex errichtet, dem das Konzept von Geschäfts- und Bürobau zugrunde lag. Er besteht aus dem damals so genannte Bürgermeister-Brauer-Haus der „Hamburger Sparcasse von 1827“ (Haspa), Große Bergstraße Nr. 258, dem Ehemaligen Finanzamt in der Nr. 264 bis 266 und einem Kaufhaus mit der Front zur Max-Brauer-Allee, damals bezogen durch das „Kaufhaus Lindloff“, 1955 von „Peek & Cloppenburg“ übernommen, heute von „Möbel Kabs“ belegt.
Der weitere Ausbau der Großen Bergstraße wurde im Jahr 1956 mit einer „Verordnung über die künftige Gestaltung von Neu-Altona“ als Geschäftsgebiet festgelegt. Die anschließend umgesetzte Maßnahme war ein Abbruch der teilweise kriegsbeschädigten Bebauung zwischen Poststraße und Bahnhofsplatz und die Anlage der Neuen Großen Bergstraße als erste Fußgänger-Einkaufsstraße in Hamburg. Die Rückseite des Brauer-Haus-Komplexes erfuhr eine Erweiterung mit Ladenpassage, auf der gegenüberliegenden Seite wurden vier Stahlbetonskelettbauten als Verwaltungs- und Bankgebäude mit Läden und Gastronomie in den Erdgeschossen errichtet. Die Schillerstraße wurde dabei verkürzt und mit einem Tordurchgang überbaut. Der Fußgängerbereich war bis zu 35 Meter breit und von Verkaufspavillions unterbrochen, die ohne viel Aufwand wieder abgebrochen werden konnten. Dieses Provisorium wurde gewählt, da der Bau einer neuen S-Bahn-Linie unterhalb der Großen Bergstraße geplant und die Ein- und Ausgänge eben hier an der Neuen Großen Bergstraße und an der Hospitalstraße vorgesehen waren.
Die feierliche und hoffnungsfrohe Einweihung der Fußgängerzone fand im November 1966 statt. Doch bereits 1968 wurde deutlich, dass dieser Einkaufsplatz nicht den gewünschten Anklang bei den Käufern fand. Als die Planungen für den weiteren Ausbau der Großen Bergstraße voranschritten, fürchtete die „Werbegemeinschaft Neue Große Bergstraße“ die Konkurrenz neuer Geschäfte in der Nachbarschaft.[3] Auch die Anbindung durch einen Fußgängertunnel an den neu erbauten Bahnhof Altona und dessen unterirdische Ladenpassage im Jahr 1979 brachte keine Verbesserung. Dieser wurde eher als schmutzig und Kunden abschreckend empfunden.
Poststraße bis Jessenstraße
1968 schrieb der Bezirk Altona für das Gelände an der Südseite der Großen Bergstraße zwischen Altonaer Poststraße und Jessenstraße einen Architekturwettbewerb aus und ließ die gesamte Bebauung abbrechen. Die so geschaffene Freifläche umfasste ein 5,3 Hektar großes Dreiecksgebiet. Unter dem Titel „City 80“ wurde in den folgenden Jahren ein Gebäude-Ensemble geschaffen, dass aus einem Einkaufs- und Gastronomiezentrum nebst Kaufhaus (Frappant, Große Bergstraße 166 bis 180, fertiggestellt 1973), einer Ladenpassage mit Bürohochhaus (Forum, Große Bergstraße 154 bis 164, fertiggestellt 1975) und einem Hochhaus mit Ladenzeile (Hochhaus Jessenstraße 4 / Große Bergstraße 146, fertiggestellt 1975) besteht. Nach Fertigstellung wurde die Fußgängerzone vom Goetheplatz bis zur Hospitalstraße erweitert.
Frappant – Große Bergstraße 166 bis 180
Das Frappant wurde von dem Architekten Borhan Mohregi entworfen und 1973 fertiggestellt, es war ein Stahlbeton-Bau mit 47.000 m² Gesamtnutzfläche, davon 16.700 m² Verkaufsfläche. Bei der Eröffnung präsentierte sich ein Zentrum auf fünf Ebenen mit dreißig Geschäften und Boutiquen, sechs gastronomischen Betrieben, einer Diskothek namens „White Club“ im vierten Stock und einem sogenannten „Activarium“ mit Sauna und „Trimm-Dich-Raum“ (in der Terminologie der Zeit) im Tiefparterre. Angeschlossen mit einer Verbindung über die zweite Ebene war ein Kaufhaus mit drei Verkaufsebenen, damals Neckermann, ab 1977 von Karstadt übernommen, und ein Parkhaus mit 550 Stellplätzen. Oberhalb befanden sich außerdem 120 Wohneinheiten.[4] Das Angebot ging damit weit über das eines üblichen Einkaufszentrums hinaus, insbesondere mit dem bis spät in die Nacht geöffneten Gastronomiebereich wurde der Versuch unternommen, einer Verödung nach Ladenschluss entgegenzuwirken.
Das Konzept wurde als einzigartig in Europa dargestellt und in der Presse hochgelobt. Doch nach einem Jahr konnte man feststellen, dass die erwartete gutbetuchte Kundschaft ausblieb, bereits 1975 wurden erste Nachbesserungen und Umbauten vorgenommen, mit freiem Eintritt in Musik- und Kabarettveranstaltungen sollte der Gastronomiebereich gefüllt werden. Nach und nach brachen zunächst die hochpreisigen Geschäfte weg, später standen ganze Etagen leer. 1998 zog mit der Norisbank der vorletzte Mieter aus dem Gebäude aus, Karstadt verblieb bis zum Auslaufen seines Mietvertrages im Dezember 2003.
Nach mehrmaligem Eigentümerwechsel und Insolvenz der Eignerin, der holländischen Beton Byggen B.V. 1998 stand das Gebäude zur Versteigerung. Spätestens jetzt wurde klar, dass nach jahrelanger Vernachlässigung und ungenügender Asbestsanierung Millionen-Beträge investiert werden müssten, um das Haus zu erhalten.[5] Die neue Eigentümerin, die bayerische Immo Trading GmbH, Tochter der Deutschen Pfandbriefbank AG, behandelte den Komplex als Spekulationsobjekt. Nach dem Auszug von Karstadt wurden Mietverträge mit Künstlern zur Zwischennutzung geschlossen und der gewinnbringende Weiterverkauf vorangetrieben. Im Sommer 2008 wollte das Schweizer Unternehmen K-Werkstatt den nunmehr als Bausünde gescholtenen Komplex übernehmen und zu einem neuen Wohn-, Büro- und Kaufhaus namens Christians-Quartier umbauen. Die Pläne wurden jedoch vom Bezirk gestoppt, da der hohe Verkaufspreis von 11,5 Millionen Euro den neuen Investor zwinge, den Nutzungs- und Sanierungsplänen entgegen zu viel Ladenfläche statt Wohnungen zu bauen.[6] Am 7. Juli 2009 kaufte das internationale Einrichtungshaus Ikea das Gebäude für eben diese 11,5 Millionen Euro. Die Mietverträge mit den Künstlern wurden zum 30. November 2009 gekündigt, der Abriss des Frappants erfolgte ab Dezember 2010. Das IKEA Altona wird mit etwa 20.000 m² Verkaufsfläche das erste sogenannte „City-Ikea“, also eine Filiale, die im innerstädtischen Bereich und nicht in einem Randgebiet liegt. Nach Angaben der Konzernleitung werden 70 Millionen Euro investiert und 250 bis 400 Arbeitsplätze geschaffen.[7] Die Eröffnung ist für 2013 geplant.
Forum - Große Bergstraße 154 bis 164
Das Forum liegt neben dem Frappant und ist ebenfalls ein Stahlbetonbau, der 1975 fertiggestellt wurde. Es ist eine Ladenpassage von 5.000 m² mit überbautem Bürokomplex von 15.000 m². Hauptnutzer war von 1975 bis 2004 die Siedlungs-Aktiengesellschaft Altona (SAGA). Seit 1995 viele der Läden in das in Ottensen errichtete Einkaufszentrum Mercado umzogen, kam es auch hier zu weitgehendem Leerstand. Ab 2003 zogen mehrere Sozial- und Künstlerinitativen in die Passage ein, die das kulturelle Leben in der Großen Bergstraße belebten und die möglichen Auswirkungen der Umbaupläne thematisierten. 2009 mussten diese die Passage jedoch wieder verlassen, das Gebäude wurde von der Frankfurter Immobilienfirma Urbis Asset-Management gekauft und wird grundlegend saniert. Viele der Künstler und Kreativgruppen zogen in das benachbarte Frappant-Gebäude.
Hochhaus mit Ladenzeile – Große Bergstraße 146/Jessenstraße 4
Als dritter Komplex der Südseite der Großen Bergstraße wurde 1975 das Wohnhochhaus Jessenstraße 4 errichtet. Es ist gut siebzig Meter hoch und hat sechzehn Etagen. Im Erdgeschoss ist es von einer Ladenzeile umgeben, in der sich heute ein Supermarkt und mehrere kleine Läden bzw. Gastronomie befinden. Der vorgelagerte Platz wurde mehrfach umgestaltet. Im Juli 2008 wurde er als Bruno-Tesch-Platz eingeweiht in Erinnerung an den im August 1933 in Altona hingerichteten Kommunisten Bruno Tesch.
Bedeutungsverlust des geschäftlichen Zentrums
An der Großen Bergstraße und der Neuen Große Bergstraße, zusammen etwa 900 Meter lang, sowie den angrenzenden Straßeneinmündungen gab es 2005 etwa 130 Einzelhandelsgeschäfte. Darunter waren Gemüsehändler, Fleisch- und Lebensmittelgeschäfte, Geschäfte für Bekleidung, Schuhe und Mode und Betriebe aus dem Bereich Freizeit und Gastronomie sowie Anwaltskanzleien und Arztpraxen. Das scheinbar vielfältige Angebot hat mittlerweile einen deutlichen Schwerpunkt im Niedrigpreissegment - Buchhandel sowie Fachgeschäfte für Haushaltselektronik, Sportartikel oder Glas- und Porzellanwaren sind nicht darunter. Als problematisch gelten der langjährige Leerstand sowie die das Fehlen von sogenannten „Kundenmagneten“, etwa Kaufhäusern, und die Verkleinerung des Hauptpostamtes.
Die Gründe für die meist als Abstieg beschriebene Entwicklung sind vielfältig. Vier seit 1975 erstellte Gutachten (Auftraggeber/Ersteller: Universität HH/Stadtgeographie, Handelskammer, beauftragtes Planungsbüro, Bezirksamt Altona) sowie die Diskussion um das Bürgerbegehren gegen die Wiederöffnung der Straße für den motorisierten Individualverkehr (2003) stellten unter anderem heraus:
- die zwar in den 1970er Jahren hoch gelobte, ab den 1990er Jahren aber oft als wenig ästhetisch beschriebene bauliche Gestaltung südlich der Fußgängerzone mit ihren im Vergleich überhohen Gebäuden (Hamburgs Oberbaudirektor Egbert Kossak kommentierte diese Ende der 1990er Jahre folgendermaßen: „Am besten wäre es, diese Bausünden in die Luft zu sprengen.“[8])
- die mangelnde Bereitschaft zu Qualitätsverbesserungen seitens der Grundstückseigentümer;
- die Länge der Einkaufsstraße und die mangelnde Erreichbarkeit mit dem Auto;
- das Fehlen von nichtkommerziellen Serviceangeboten für die Kunden sowie von attraktiven Freizeitangeboten nach Geschäftsschluss.
Als äußere Einflüsse wurden in den Gutachten genannt:
- die Attraktivitätssteigerung des Ottenser Geschäftsviertels westlich des Altonaer Bahnhofs;
- das veränderte Einkaufsverhalten und der Strukturwandel im Einzelhandel im allgemeinen. Dementsprechend wurde um 1990 die Große Bergstraße im Hamburger Zentrenkonzept von einem „A2/B1“- zu einem „B-Zentrum“ herabgestuft.
Für die hilflos wirkenden Versuche der Aufwertung durch Politik und Verwaltung bezeichnend sind zum Beispiel der Abriss der Verkaufspavillons oder die kurzfristige Wiederöffnung der Großen Bergstraße für den Individualverkehr, der – nach einem Bürgerbegehren – der Rückbau zu einer Kommunaltrasse für Busverkehr und Taxis folgte.
Stadtentwicklungsmaßnahmen
Die Große Bergstraße und die Neue Große Bergstraße sowie die umliegenden Straßen sind 2005 zum „Sanierungsgebiet Altona Altstadt S5“ ernannt worden. Erklärtes Ziel der Maßnahme ist die Belebung des Viertels. Vor allem die Betonklötze „Frappant“ und „Forum“ sind dabei die Problemstellen, für die Lösungen erarbeitet werden sollen. Dieses Stadtentwicklungsprogramm ist dabei bis zum Jahr 2017 ausgelegt. Sanierungsträger ist die Stadterneuerungsgesellschaft (STEG).
Ein weiteres Förderprogramm für das Gebiet um die Große Bergstraße ist die Integrierte Stadtteilentwicklung Altona Altstadt, das seit Dezember 2006 besteht und auf acht Jahre, also bis zum Jahr 2014 ausgelegt ist. Hier sollen unter Begriffen wie „Aktive Stadtteilentwicklung“ und „Quartiersmanangement“ Prozesse eingeleitet werden, durch die „das Quartier sozial stabilisiert, das Wohnumfeld aufgewertet, ehrenamtliches Engagement geweckt, die lokale Wirtschaft gestärkt, die Vernetzung im und eine Identifikation mit dem Quartier entwickelt wird.“[9]
Ein drittes Stadtentwicklungsprojekt, an dem die Große Bergstraße ebenfalls teil hat, ist der „Masterplan Altona“, mit dem Zukunftsplanungen für die Stadtteile Altona-Altstadt, Altona-Nord und Altona-Sternschanze entwickelt werden sollen. Auch dieses Programm will die Bürgerbeteiligung, wie schon die Integrierte Stadtteilentwicklung fördern.[10]
Mit der Anhandgabe der ehemaligen Einkaufszentren des Forums an die Urbis Asset-Management und des Frappants an Ikea kam es zu Protesten, da damit eine Planung unter Bürgerbeteiligung ausgeschaltet wurde, aber auch zu kontroversen Diskussionen unter Anwohnern, Gewerbetreibenden und Nutzern der Gebäude. Die im Frappant-Gebäude tätigen Künstler kritisieren, dass ein Möbelhaus wie Ikea zu einer weiteren architektonischen und ökonomischen Monokultur im Stadtteil führe und die ansässigen Kunstschaffenden aus dem Stadtteil vertreibe. Auch der zu erwartende Straßenverkehr von bis zu zusätzlichen 8.300 Kraftfahrzeugbewegungen wird als Belastung für den Stadtteil und dessen Anwohner gesehen.[11] Von den politischen Parteien in der Bezirksversammlung stellte sich einzig Die Linke gegen einen Neubau von Ikea.[12]
Seit August 2009 wehrt sich eine Anwohnerinitiative mit einem Bürgerbegehren unter anderem gegen die zu erwartende starke zusätzliche Verkehrsbelastung; gleichzeitig wurde ein zweites Begehren initiiert, das sich für die Ansiedlung von Ikea ausspricht und dies mit der erhofften „Magnetfunktion“ des Kaufhauses begründet.[13] Bei einem Bürgerentscheid mit sehr hoher Stimmbeteiligung (43,5 %) im Januar 2010 sprachen sich über 77 % der abstimmenden Bewohner des Bezirks Altona für einen Ikea-Neubau aus.[14]
Weblinks
- Webseite der „Steg“ zum Sanierungsgebiet „Große Bergstraße/Nobistor“ in Hamburg-Altona
- Das Sanierungs- und Stadtumbaugebiet Altona-Altstadt S5 Große Bergstraße als 2D Karte
- Webcam Große Bergstraße
Einzelnachweise
- ↑ Christian Hanke: Hamburgs Straßennamen erzählen Geschichte, Hamburg 2006, ISBN 3-929229-41-2, Seite 19
- ↑ Werner Skrentny: Hamburg zu Fuß. Zwanzig Stadtteilrundgänge durch Geschichte und Gegenwart, Hamburg 1986, ISBN 3-87975-360-1, Seite 211
- ↑ Hamburger Abendblatt: Ein Jahr Neue City von Altona, 4. Oktober 1974, abgerufen am 7. November 2009
- ↑ Hamburger Abendblatt: Frappant - von Mozart bis Kasachstan, 9. März 1974, abgerufen am 5. November 2009
- ↑ Hamburger Abendblatt: Der stete Abstieg eines Einkaufszentrums, 15. August 1998
- ↑ Hamburger Abendblatt: Verkaufspreis zu hoch: Bezirk stoppt Frappant-Abriss, 13. Juni 2007, abgerufen am 14. November 2009
- ↑ Hamburger Abendblatt: Pilotprojekt: Ikea legt erste Pläne für Altona vor, 25. April 2009
- ↑ TAZ.de: Das Projekt "Aufbau Ost", 15. April 2006
- ↑ competitionline.de: Einrichtung eines Quartiersmanagements für das Entwicklungsquartier „Altona-Altstadt“ in Hamburg, Ausschreibung März 2009, abgerufen am 16. November 2009
- ↑ hamburg.de: Mehr Altona - der Zukunftsplan, abgerufen am 16. November 2009
- ↑ TAZ.de: Viel Verkehr bei Ikea, 21. August 2009
- ↑ moebelkultur.de: Ikea: Bürgerinitiative protestiert gegen City-Filiale Altona, 20. August 2009
- ↑ TAZ.de: Bürger wollen Billy , 15. September 2009
- ↑ taz-Artikel vom 22. Januar 2010
53.551399.941657Koordinaten: 53° 33′ 5″ N, 9° 56′ 30″ OKategorien:- Bezirk Altona
- Innerortsstraße in Hamburg
Wikimedia Foundation.