Friedrich Bronsart von Schellendorf

Friedrich Bronsart von Schellendorf
Friedrich Bronsart von Schellendorf 1913

Friedrich (Fritz) Heinrich Bruno Julius Bronsart von Schellendorf (* 16. Juni 1864 in Berlin; † 23. Januar 1950 in Kühlungsborn) war ein preußischer Offizier, zuletzt Generalleutnant und im Ersten Weltkrieg Chef des Generalstabs des osmanischen Feldheeres. Er war beteiligt am Völkermord an den Armeniern.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friedrich war der Sohn des preußischen Generals und späteren Kriegsministers Paul Bronsart von Schellendorff und wuchs auf dessen Rittergut im ostpreußischen Schettnienen auf. Er schlug wie seine Vater eine militärische Laufbahn ein und heiratete 1887 in Schwerin Veronika Bronsart von Schellendorff (1867–1968). 1904/05 nahm er am Mandschurischen Feldzug im Russisch-Japanischen Krieg teil. Er wurde Kommandeur der 5. Division und Pilot der jungen Fliegertruppe.

Offiziere der deutschen Militärmission bei der Abreise in die Türkei im Dezember 1913. (Bronsart, 4. von links.)

1913 ging Oberst Bronsart im Rahmen der Deutschen Militärmission im Osmanischen Reich unter Liman von Sanders nach Istanbul. 1914 wurde er zum Chef des Generalstabs der Osmanischen Armee ernannt und wurde zunehmend ein Gegner Liman von Sanders.[1] Er und Otto von Feldmann, Chef der Operationsabteilung in der osmanischen Obersten Heeresleitung, arbeiteten eng mit dem türkischen Kriegsminister Enver Pascha zusammen und stimmten militärische Belange mit ihm ab.

Liman von Sanders drängte auf eine Abberufung Bronsarts wegen der osmanischen Niederlage an der Kaukasusfront, aber Enver hielt an seinem Generalstabschef fest.[2] Ende 1917 wurde er schließlich aus Istanbul abberufen und fungierte 1918 als Divisionskommandeur an der Westfront.[3] Nach Kriegsende schied Bronsart 1919 aus dem Militärdienst aus.

1926 wurde Bronsart offizieller Vorsitzender des Tannenbergbundes.[4]

Völkermord an den Armeniern

In seiner Funktion als Chef des Generalstabs der Osmanischen Armee wirkte er am Völkermord an den Armeniern mit.[5] Bronsart gilt unter manchen Forschern heute sogar als einer der Initiatoren des Völkermords.[6] Der Wissenschaftler Vahakn N. Dadrian fand in den Archiven viele Berichte, die zeigen, dass Bronsart den direkten Befehl gegeben hatte Armenier zu deportieren bzw. zu töten.[7]

Anfang 1919 vermerkte Bronsart:

„Der Armenier ist, wie der Jude, außerhalb seiner Heimat ein Parasit, der die Gesundheit eines anderen Landes, in dem er sich niedergelassen hat, aufsaugt. Daher kommt auch der Hass, der sich in mittelalterlicher Weise gegen sie als unerwünschtes Volk entladen hatte und zu ihrer Ermordung führte.[8]

Am 24. Juli 1921 behauptete er in der Deutschen Allgemeinen Zeitung, entgegen inzwischen veröffentlichten Geheimdokumenten, dass die Armenier ohne Grund einen Aufstand unternommen und ein Blutbad angerichtet hätten. Daher sei die türkische Seite gezwungen gewesen Konzentrationslager zu errichten, in denen versucht worden wäre den Armeniern das Leben erträglich zu gestalten. Einzelne Vorkommnisse seien jedoch stets geahndet worden.[9]

Schriften

  • Klarstellungen zu dem Geschichtsbuche „Der Kriegsminister“ von H. O. Meisner. Köhler, Berlin 1941.
  • Deutscher Adel und Freimaurerei. K. H. Heine, 1929.
  • Afrikanische Tierwelt II. Novellen und Erzählungen. Haberland, Leipzig 1915.
  • Sechs Monate beim Japanischen Feldheer. Mittler, Berlin 1906.

Literatur

  • Christoph Dinkel: German Officers and the Armenian Genocide. In: Armenian Review. 44 (1991) Heft 1, S. 77–133; hier: S. 102–110.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfdieter Bihl: Die Kaukasuspolitik der Mittelmächte. Teil 1: Ihre Basis in der Orient-Politik und ihre Aktionen 1914–1917. Böhlau, Wien/Köln/Graz 1975, S. 52 und 262.
  2. Wolfdieter Bihl: Die Kaukasuspolitik der Mittelmächte. Teil 1: Ihre Basis in der Orient-Politik und ihre Aktionen 1914–1917. Böhlau, Wien/Köln/Graz 1975, S. 224.
  3. Wolfdieter Bihl: Die Kaukasuspolitik der Mittelmächte. Teil 1: Ihre Basis in der Orient-Politik und ihre Aktionen 1914–1917. Böhlau, Wien/Köln/Graz 1975, S. 262.
  4. Stefan Breuer: Die Völkischen in Deutschland. Kaiserreich und Weimarer Republik. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-21354-2, S. 255.
  5. Wolfgang Gust: Der Völkermord an den Armeniern. Die Tragödie des ältesten Christenvolks der Welt. 1993, ISBN 3-446-17373-0, Kapitel 7.
  6. Vahakn N. Dadrian: The history of the Armenian genocide. Ethnic conflict from the Balkans to Anatolia to the Caucasus. Berghahn, New York 2004, ISBN 1-57181-666-6, S. 256.
  7. Huberta von Voss (Hrsg.): Porträt einer Hoffnung. Die Armenier. Lebensbilder aus aller Welt. Schiler, Berlin 2005, ISBN 3-89930-087-4, S. 101.
  8. Das Schweigen der Völker. Über den Umgang mit dem Genozid an den Armeniern, Sowie Huberta von Voss (Hrsg.): Porträt einer Hoffnung. Die Armenier. Lebensbilder aus aller Welt Hans Schiler, 2005, ISBN 3899300874, S. 90; und Julius Hans Schoeps: „Du Doppelgaenger, du bleicher Geselle...“ Philo, 2004, ISBN 3865723616, S. 330.
  9. Axel Meißner: Martin Rades „Christliche Welt“ und Armenien. Bausteine für eine internationale Ethik des Protestantismus. Lit, Münster 2010 ISBN 9783825862817, S. 265f.

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