Friedrich Wilhelm Sander

Friedrich Wilhelm Sander
Friedrich Sander (links) und Fritz von Opel (rechts) vor dem Raketenflugzeug Opel-Sander RAK.1 in Frankfurt-Rebstock am 30. September 1929

Friedrich Wilhelm Sander (* 25. August 1885 Glatz/Schlesien; † 15. September 1938 Berlin) war ein deutscher Pyrotechnischer Ingenieur.

Inhaltsverzeichnis

Wirken

Der Konstrukteur Ingenieur Friedrich Wilhelm Sander aus Wesermünde war neben dem Privatforscher Max Valier Wegbegleiter des Raketenpioniers Fritz von Opel.

Valier hatte ab 1913 Astronomie, Meteorologie, Mathematik und Physik in Innsbruck studiert. Nach dem Ersten Weltkrieg veröffentlichte er 1924 das Buch „Der Vorstoß in den Weltenraum“, in dem ein Programm zur Entwicklung der Raketentechnik beschrieben ist.

Sander übernahm 1920 die seit 1853 bestehende Firma des Büchsenmachermeisters H. G. Cordes in Wesermünde, der als Erfinder der Walfangkanone bekannt wurde.[1]

Friedrich Wilhelm Sander baute gemeinsam mit Fritz von Opel und Max Valier einen Rennwagen mit Pulverraketenantrieb (Opel-Sander-Rakwagen 1) und erreichte am 11. April 1928 damit eine Geschwindigkeit von 138 km/h, mit dem Opel-Sander-Rakwagen 2 am 23. Mai desselben Jahres dann 235 km/h. Am 23. Juni schraubte die unbemannte RAK 3 den Geschwindigkeitsrekord für Schienenfahrzeuge auf einer schnurgeraden Eisenbahnlinie, der „Hasenbahn“ bei Burgwedel, auf 254 km/h.

Am 11. Dezember 1929 erhielt Friedrich Wilhelm Sander wegen seiner großen wissenschaftlichen Verdienste auf dem Gebiet des Raketenbaus die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wesermünde. Der Sog des riesigen Opel-Raketenspektakels verhalf auch dem bescheidenen Sander zu beachtlicher Reputation.[2]

Am 31. Januar 1935 wurde Sander von der Gestapo verhaftet, nach Untersuchungshaft im April 1935 wieder entlassen, im November 1935 wieder festgenommen und im September 1936 zu viereinhalb Jahren Gefängnis und hohen Geldstrafen wegen "fahrlässigen Landesverrates" durch das Hanseatische Oberlandesgericht verurteilt. Seine Fabrik ging in die neu gegründete "Donar GmbH" über, die auch noch nach dem Krieg unter diesem Namen weiter existierte.[3]

Literatur

  • Matthias Blazek: Die Rekordversuche des Jahres 1928. Der raketenbetriebene Schienenwagen auf der Eisenbahnstrecke Langenhagen–Celle. In: Heimatland. 2008, ZDB-ID 501220-x, S. 94–97, online (PDF; 560 KB).
  • Ilse Essers: Max Valier. Ein Vorkämpfer der Weltraumfahrt 1895–1930. VDI-Verlag, Düsseldorf 1968, S. 184 ff. (Technikgeschichte in Einzeldarstellungen 5).
  • Klaus F. Filthaut: Projekt RAK. Das Raketenzeitalter begann in Rüsselsheim.Eine Dokumentation. Aero-Verlag, Petershausen 1999, ISBN 3-934596-00-2, bes. Kurzportrait auf S. 197 ff.
  • Markus Kutscher, Michael K. Wustrack: Geschichte der Luftfahrt in Frankfurt am Main. Von Aeronauten und Jumbo-Jets. Umschau, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-524-69110-2
  • Erwähnung in: Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß: Friedrich Karl Adam Georg Opel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 543–546.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kaufmann, Hans Paul, Münster i.W., "Deutscher Walfang früherer Zeiten", in: Fette und Seifen, Januar 1938, Heft 1, S. 7–13 (online: WILEY InterScience).
  2. Filthaut, Projekt RAK, S. 197.
  3. Filthaut, Projekt RAK, S. 198.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wilhelm Sander (Psychiater) — Wilhelm Sander (1838 1922) Wilhelm Sander (* 24. Juni 1838 in Haynau (Schlesien); † 1. Januar 1922 in Berlin) war ein deutscher Psychiater und von 1887 bis 1914 Direktor der Berliner Irrenanstalt Dalldorf. Nach ihm ist das 1987 eröffnete Wilhelm… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Wilhelm Dörpfeld — (* 8. März 1824 in Sellscheid bei Wermelskirchen; † 27. Oktober 1893 in Ronsdorf, heute zu Wuppertal), war ein deutscher Pädagoge (Herbartianer). Er ist d …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Wilhelm Voigt — Der Hauptmann vor dem Rathaus Köpenick Friedrich Wilhelm Voigt (* 13. Februar 1849 in Tilsit; † 3. Januar 1922 in Luxemburg) war ein aus Ostpreußen stammender Schuhmacher. Bekannt wurde er unter dem Namen Hauptmann von Köpenick …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich-Wilhelm Müller — Pour les articles homonymes, voir Müller. Friedrich Wilhelm Müller Naissance 29 août 1897 Barmen, Prusse Décès 20 mai 1947 (à 49 ans) Athènes, Grèce …   Wikipédia en Français

  • Friedrich Sander — ist der Name folgender Personen: Friedrich Sander (Politiker) (1832–1911), Reichstagsabgeordneter 1892 bis 1893, Domänenpächter Himmelsthür Friedrich Sander (Musiker) (1856–1899), deutscher Musiker und Instrumentenbauer Friedrich Sander… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Sander (Politiker) — Friedrich Wilhelm Sander (* 28. Mai 1832 in Helmstedt; † 16. Juli 1911 in Himmelsthür) war Domänenpächter und Mitglied des Deutschen Reichstags. Leben Sander besuchte das Humanistische Gymnasium Julianum in Helmstedt und das Realgymnasium in… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Sander — Friedrich Wilhelm Sander (died 1938) was a German pyrotechnics engineer and manufacturer remembered for his contributions to rocket powered flight.In 1923, Sander purchased the H. G. Cordes company in Bremerhaven, which had been manufacturing… …   Wikipedia

  • Sander (Name) — Der Vor und spätere Familienname Sander ist eine im 12./13. Jahrhundert im deutschen, niederländischen und englischen Sprachraum entstandene und häufig benutzte Kurzform von Alexander, genau so wie heute noch Hans als Kurzform von Johannes… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Mennecke — Friedrich Wilhelm Heinrich Mennecke (* 6. Oktober 1904 in Groß Freden; † 28. Januar 1947 im Zuchthaus Butzbach) war ein deutscher Mediziner, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus an der Euthanasie Aktion T4 beteiligte. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich [1] — Friedrich (lat. Friderīcus, franz. Frédéric, engl. Frederick), deutscher Vorname, bedeutet der starke Schutz. I Regierende Fürsten: A) Deutsche Kaiser: 1) F. I., genannt der Rothbart (Barbaross), ein Hohenstaufe, Sohn des Herzogs F. des… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”