German Longitudinal Election Study

German Longitudinal Election Study

Die German Longitudinal Election Study (GLES) beobachtet und analysiert mit Blick auf zunächst drei Bundestagswahlen (2009, 2013 und 2017), wie die Wählerschaft auf neue komplexe Konstellationen elektoraler Politik reagiert. In diesem bislang umfassendsten Projekt der deutschen Wahlforschung werden als Datenbasis Querschnitts- und sowohl kurz- als auch langfristige Längsschnittumfragen eingesetzt und mit einem Kandidatensurvey sowie Inhaltsanalysen der Medienberichterstattung kombiniert.

Die Studie wird von Hans Rattinger (Universität Mannheim), Sigrid Roßteutscher (Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main), Rüdiger Schmitt-Beck (Universität Mannheim) und Bernhard Weßels (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) geleitet und in enger Zusammenarbeit mit GESIS (Christof Wolf) und der Deutschen Gesellschaft für Wahlforschung (DGfW) durchgeführt. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) als Langfristvorhaben gefördert. Eine institutionelle Weiterführung als Deutsche Wahlstudie nach dem Ende der DFG-Förderung wird angestrebt.

Inhaltsverzeichnis

Design der GLES [1]

Der Kern

Den Kern der Studie bildet eine umfangreiche persönlich-mündliche Befragung einer Zufallsstichprobe der Wählerschaft, die in eine Vorwahl- und eine Nachwahlwelle aufgesplittet wird. Diese Querschnitte umfassen eine große Anzahl an Variablen, um die Hintergründe der Wahlentscheidungen möglichst weitreichend analysieren zu können. Um auch aussagekräftige Analysen von Subgruppen der Wählerschaft durchzuführen zu können, werden sie zudem mit einer großen Fallzahl durchgeführt (Komponente 1).

Analyse kurzfristiger Dynamiken des Wahlprozesses

Mehrere Komponenten dienen der Analyse kurzfristiger Dynamiken des Wahlprozesses. Mittels einer während des Wahlkampfes durchgeführten Rolling Cross-Section-Umfrage können Veränderungen der öffentlichen Meinung als Reaktion auf Parteikampagnen und die Berichterstattung der Medien identifiziert werden. Diese Vorwahlstudie wird ergänzt durch eine Nachwahl-Panelwelle, die es auch auf der Individualebene ermöglicht, das Verhältnis zwischen Einstellungen während des Wahlkampfes und am Ende des Wahlkampfes, die tatsächliche Wahlentscheidung inbegriffen, zu untersuchen (Komponente 2).

Da es notwendig ist, die Effekte von Kampagnen auch in der Vorwahlphase auf der Individualebene zu beobachten, wird diese Komponente durch ein Kurzfrist-Wahlkampf-Panel ergänzt, das mit Hilfe eines Online-Access-Panels realisiert wurde (Komponente 3).

Diese beiden Umfrage-Komponenten (deren Inhalt an die Kernbestandteile der Komponente 1 angepasst sind) werden durch Analysen des Wahlkontextes begleitet. Eine Inhaltsanalyse der Medienberichterstattung während des Wahlkampfes (Komponente 4) konzentriert sich auf die wichtigsten Issues, Kandidatenprofile und Bewertungen seitens der Medien, sowie mögliche Koalitionsszenarien. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von TV-Duellen der Spitzenkandidaten der Parteien schließt die GLES auch eine detaillierte Studie zu dem TV-Duell ein (Komponente 5). Darüber hinaus beinhaltet die GLES eine Kandidatenstudie, um mögliche Einflüsse lokaler Wahlkämpfe von Direktkandidaten zu untersuchen (Komponente 6).

Mit Hilfe der Komponenten 4-6 lässt sich so ein umfassendes Bild der Angebotsseite des Wahlprozesses zeichnen. Zusammen liefern die Kurzfrist-Komponenten der GLES, die auch bei den zwei kommenden Wahlen durchgeführt werden sollen, beispiellose Einblicke in Kampagnendynamiken und Wählerorientierungen sowie in den Kontext der Wahl, wie er durch Parteien, ihre Kandidaten und die Medien bestimmt wird. Die Komponenten ermöglichen eine detaillierte und feingliedrige Auswertung der Veränderungen der Einstellungen und Orientierungen der Wähler während des Wahlkampfes – sowohl im Aggregat als auch auf der individuellen Ebene.

Beobachtung von Langfristdynamiken

Da der Meinungsbildungsprozess der Wähler nicht am Wahltag endet, sondern sich Einstellungen auch über den Zeitraum zwischen zwei Wahlen entwickeln und verändern, gilt es nicht bloß eine einzelne Wahl und den ihr vorausgehenden Wahlkampf zu beobachten, sondern mit verschiedenen – und untereinander verbundenen – Instrumenten mehrere aufeinander folgende Wahlen zu erfassen und die Dynamik der Interaktion zwischen Wählern und Parteien über den gesamten Wahlzyklus zu verfolgen.

In einem Langfrist-Panel - das auf Komponente 1 aufbaut - werden dieselben Personen zu allen drei Wahlen innerhalb des Beobachtungszeitraums befragt, um detaillierte Einblicke in Ausmaß und Formen elektoralen Wandels zu gewinnen (Komponente 7). Eine kontinuierliche Langfrist-Tracking-Studie, die als Online-Befragung über den gesamten Wahlzyklus durchgeführt wird, erfasst die Dynamik der Wahrnehmungen und Bewertungen von Parteien und Politikern zwischen den Wahlen präzise und untersucht darüber hinaus den Einfluss von Second-order Elections (Komponente 8). Ergänzt wurde das Langfrist-Tracking aus GESIS-Mitteln um eine Vorwahl-Tracking-Studie mit fünf Befragungen (Komponente X). Um die Hintergründe dieser Dynamik besser verstehen zu können, wird parallel eine Langfrist-Analyse der Medienberichterstattung und von Ereignissen durchgeführt (Komponente 9). Die Verknüpfung dieser beiden Komponenten ermöglicht, Veränderungen in den Bewertungen der Parteien zu erklären. Durch den Einbezug von Second-order Elections (auf Landesebene und europäischer Ebene) kann deren Einfluss auf Bundestagswahlen analysiert werden.

Darüber hinaus wurde ein Mehrebenenpanel durchgeführt, das Befragte aus fünf Bundesländern (Brandenburg, Saarland, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen) in drei Wellen jeweils zur Europawahl, zur Bundestagswahl und zur jeweiligen Landtagswahl interviewt, um Gründe für mögliche intra-individuelle Unterschiede in der Wahlentscheidung zwischen politischen Ebenen feststellen zu können (Komponente Y, finanziert von GESIS und der Goethe-Universität Frankfurt).

Die Integration der GLES-Komponenten

Alle Umfragekomponenten sind durch einen identischen Kernfragenkatalog verbunden, der durch komponentenspezifische Fragen komplettiert wird, um die einzelnen Analyseziele jeder Komponente zu realisieren. Der ähnliche zeitliche Rahmen ermöglicht zudem, die verschiedenen Komponenten miteinander zu vergleichen. Parallel zu den Umfrage-Komponenten liefert die Wahlkampf-Medieninhaltsanalyse, die Analyse des TV-Duells, die Kandidatenstudie sowie die langfristige Medien- und Ereignisanalyse kontextbezogene Informationen für die Erklärung des individuellen Verhaltens, die sich durch darauf ausgerichtete Fragen auf individuelles Verhalten beziehen lassen.

Daten

Die im Rahmen der GLES generierten Datensätze stehen der Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung und können nach der Registrierung bei GESIS heruntergeladen werden.[2]

GLES Young Researchers' Network

Die GLES hat neben der Bereitstellung qualitativ hochwertiger Daten für die wissenschaftliche Gemeinschaft das Ziel, junge Forscher zu unterstützen, indem eine Plattform für die Gemeinschaftsbildung, den wissenschaftlichen Austausch und den Aufbau von Kooperationen angeboten wird - das Young Researchers' Network (YRN). Dieses Netzwerk steht in- und ausländischen Forschern offen, die am Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere stehen und für ihre Dissertation oder Forschungspapiere von der GLES generierte Daten nutzen. Das Young Researchers' Network bietet seinen Mitgliedern aktuelle Informationen zur GLES und die Möglichkeit des wissenschaftlichen Austauschs mit anderen GLES-Datennutzern in Online-Foren und bei jährlichen Treffen. Zudem haben Mitglieder die Möglichkeit, an internationalen Konferenzen im Rahmen von Panels teilzunehmen, die von der GLES organisiert werden.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. German Longitudinal Election Study Website der German Longitudinal Election Study. Abgerufen am 27. Juni 2011.
  2. Datenbestand der German Longitudinal Election Study Website der GESIS. Abgerufen am 27. Juni 2011.

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