Gebrüder Volkart

Gebrüder Volkart

Das Handelshaus Gebrüder Volkart mit Sitz in Winterthur wurde 1851 gegründet und war ein in der Schweiz führendes Unternehmen im Handel mit Kolonialwaren und bis 1989 viertgrösster Baumwollhändler der Welt.

Geschichte

Zwei Jahre nach der Aufhebung der Navigationsakte für Indien wurde am 1. Februar 1851 die Kollektivgesellschaft Gebrüder Volkart mit Sitz in Winterthur und Bombay von Salomon Volkart und seinem Bruder Johann Georg Volkart gegründet. Das Handelsunternehmen importierte Baumwolle, Tee, Öle, Kaffee, Kakao, Gewürze, Kautschuk und andere Kolonialwaren aus Indien und exportierte dafür Seife, Papier, Streichhölzer, Uhren, Textilien, Maschinen und andere industrielle Güter in den Subkontinent. Das Geschäft war erfolgreich, und so wurden Niederlassungen in Colombo (1857), Cochin (1859) und Karachi (1861) gegründet. In Winterthur leistete sich das Familienunternehmen ab 1859 die Villa Wehntal an der Römerstrasse als repräsentativen Firmen- und Wohnsitz.

Als Johann Georg Volkart 1861 unerwartet verstarb, musste Salomon Volkart die Geschäfte mit familienfremden Partnern weiterführen. In diese Zeit fällt die Gründung einer Tochtergesellschaft in London (1868). Bedingt durch politische und wirtschaftliche Schwierigkeiten, häufige Wechsel im Kader seines Unternehmens sowie seine angeschlagene Gesundheit zog sich Salomon Volkart 1875 aus der aktiven Geschäftstätigkeit zurück und wirkte bis zu seinem Tod 1893 nur noch als stiller Teilhaber. Als erstes grosses Verwaltungsgebäude wurde 1904/05 das Volkart-Haus beim Hauptbahnhof Winterthur errichtet.

Durch die Heirat von Lilly Volkart mit Theodor Reinhart gelangte das Geschäft 1912 in die Hände der Familie Reinhart, die die Geschicke des Handelshauses noch bis heute lenkt. 1926 konnte das Unternehmen bereits 80 Zweigstellen in Indien verzeichnen und war damit quasi Repräsentant der Schweiz in Indien. Zwei Söhne von Theodor, unter anderem Oskar und Werner, waren später auch am Unternehmen beteiligt und haben sich des weiteren, wie bereits ihr Vater, als Mäzen einen Namen gemacht. 1985 übernahm Andreas Reinhart das Unternehmen in der fünften Generation und wurde durch Auskauf der übrigen Familienmitglieder der alleinige Besitzer des Unternehmens. In der Folge begann er eine rege Invesitions- und Beteiligungspolitik, die aber grösstenteils fehlschlug und so auch das Unternehmen schwächte. Des Weiteren verstärkte er das Engagement im kulturellen Bereich, wo das Unternehmen heute einige Stiftungen unterhält, massgeblich an der Gründung des Fotomuseum Winterthur beteiligt war und auch im Kunstbereich engagiert ist.

1989 verkaufte das Unternehmen seinen Kaffeehandel an die 2003 Konkurs gegangene Erb-Gruppe, das Kaffeegeschäft gehört seither unter dem Namen Volcafe zur englischen E D & F Man Holdings Limited. Bis zum Ausstieg aus dem Baumwollhandel 1999 war das Handelshaus Volkart weltweit der viertgrösste Baumwollhändler. Ebenfalls bis 1999 hatte das Handelshaus eine Mehrheitsbeteiligung am 1951 mitgegründeten Suhrkamp-Verlag. Die Website des Volkart-Unternehmens verweist heute nur noch auf die diversen Stiftungen, eine eigene Geschäftstätigkeit – abgesehen von diversen Beteiligungen – besitzt das ehemalige grosse Handelsunternehmen nicht mehr.

Literatur

  • Hans R. Volkart et al. Volkart - Die Geschichte eines Welthandelshauses. Winterthur 1989/90.
  • Walter H. Rambousek, Armin Vogt, Hans R. Volkart. Volkart: Die Geschichte einer Welthandelsfirma. Frankfurt a. M. 1990.

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