Geertje Suhr

Geertje Suhr

Geertje Suhr (* 20. August 1943 in Prag; eigentlich Gerda Suhr, verheiratete Potash) ist eine deutsche Schriftstellerin und Germanistin, die in Chicago lebt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geertje Suhr wurde 1943 als Tochter des Kriegsverbrechers und SS-Obersturmbannführers Friedrich Suhr und dessen Ehefrau Gretel in Prag geboren. Ihren Vater, der sich 1946 in der Haft das Leben nahm, hat sie nie kennengelernt.[1]

Suhr kam mit ihrer Mutter 1945 nach Lüneburg und wuchs in Norddeutschland auf. Als Zwanzigjährige wandte sie sich der Schriftstellerei zu. 1965 entstanden die Texte Die Marschallin und Teufelsaustreibung. Von Peter Rühmkorf ermutigt, mit dem sie seitdem freundschaftlich verbunden war[2] veröffentlichte sie seit den späten 1980er Jahren in Anthologien und Zeitschriften und schrieb für den Rundfunk.

Suhr studierte Germanistik, Romanistik, Geschichte und Psychologie in Tübingen, Freiburg im Breisgau und Lausanne (Schweiz), wo sie mit der Licence des Lettres abschloss. Nach ihrer Eheschließung ließ sie sich in Chicago nieder und wurde Doktorandin von Lee Byron Jennings. 1980 wurde sie an der University of Illinois in Urbana-Champaign mit einer Arbeit über Die Wandlungen des Frauenbildes in der Lyrik Heinrich Heines promoviert. Regelmäßig hält sie sich zu Lesungen in Deutschland auf.

Geertje Suhr ist Mitglied im P.E.N.-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland und in der Varnhagen Gesellschaft. 2006 stiftete sie den von der Society for Contemporary American Literature in German SCALG verliehenen Geertje Potash-Suhr Price für Prosa in deutscher Sprache, den bisher Nina Holz, Fred Viebahn, Peter Wortsman, Peter Blickle und Guy Stern erhielten.[3]

Urteile

„DIESE GEDICHTE SIND WIRKLICH UND WAHRHAFTIG GUT; es ist so ein ganz besonderer Hauch, ein persönlicher Zug darin, der nur sehr schwer zu bezeichnen ist, und daß einem die schnellen Analogien fehlen, scheint mir beinah das beste Zeichen. Was jeder Künstler, jede -in sich am heftigsten erwünscht, am herzlichsten herbeisehnt, einen eigenen Sound, sie hat ihn gefunden. Was man mit künstlerischen Aufwänden allein nie zuwege bringt, eine vielfach gebrochene Stimme in die Fläche zu treiben, sie hat es erreicht. Dabei scheint mir was sie schreibt so intellektuell wie beinah-noch-unbeleckt, also unschuldig, also einfältig, also poetische Urwahrnehmung, ein ganz sonderbares Gemisch.“ (Peter Rühmkorf)[4]

„Sei es mit leidenschaftlicher, kämpferischer Überzeugungskraft, sei es mit ironischer Distanz, Geertje Suhr macht in ihrem lyrischen Werk die Hoffnungen und Ängste, das Unverstandene und Unaufgelöste im Leben des Einzelnen wie der Gesellschaft erfahrbar und bewußt.“ (Sigrid Kelletat)[5]

Werke

  • Die Wandlungen des Frauenbildes in der Lyrik Heinrich Heines. University Microfilms International, Ann Arbor, Michigan 1983, Buchausgabe: Venus und Loreley. Die Wandlungen des Frauenbildes in der Lyrik Heinrich Heines. Grupello, Düsseldorf 1998, ISBN 3-928234-80-3
  • Gesang im Flugzeug über den Wassern von Chicago. Gedichte. Klaus Guhl, Berlin 1990, ISBN 3-88220-459-1
  • Versuch sich in ihn hineinzudenken. Erzählungen und Gedichte. Klaus Guhl, Berlin 1994, 3-88220-214-9
  • Standbild Große Liebe. Gedichte. Grupello, Düsseldorf 1996, ISBN 3-928234-43-9
  • Mephisto ist nicht tot. Roman. Grupello, Düsseldorf 2000, ISBN 3-933749-13-1
  • Kindkater. Erzählungen von Katzen, Männern und besten Freundinnen. Grupello, Düsseldorf 2003, ISBN 3-89978-000-0
  • Die falschen Rosen. Gedichte. Grupello, Düsseldorf 2006, ISBN 3-89978-063-9
  • Love as a Saving Grace. Rettungsmittel Liebe. Poems / Gedichte. Deutsch-englische Ausgabe, übersetzt v. Jolyon T. Hughes unter Mitarbeit v. Frauke Lenckos u. Brunhilde Johnson. Grupello, Düsseldorf 2010, ISBN 978-3-89978-113-7
  • Von einer, die auszog, das Lieben zu lernen. Roman. Grupello, Düsseldorf 2011, ISBN 978-3-89978-151-9

Literatur

  • Sigrid Kelletat: Geertje Suhrs Märchengedichte: Grimms Heldin mündig? In: German Studies Review 18 (1995), S. 393-418

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. die stark autobiographisch geprägte Erzählung Aus dieser Friederike müßte eine Rahel werden in Band Kindkater (siehe Abschnitt Werke).
  2. Vgl. Peter Rühmkorf: TABU I. Tagebücher 1989–1991, Rowohlt, Reinbek 1995, S. 240 u. 316.
  3. Vgl. die Webseite der SCALG.
  4. Peter Rühmkorf an Geertje Potash-Suhr, 2. Februar 1988, zit. nach dem Klappentext zu Standbild Große Liebe. (siehe Abschnitt Werke).
  5. Sigrid Kelletat: Geertje Suhrs Märchengedichte: Grimms Heldin mündig?, zit. nach dem Klappentext zu Standbild Große Liebe. (siehe Abschnitt Literatur).

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