- Gefecht bei Reichenberg
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Gefecht bei Reichenberg Teil von: Siebenjähriger Krieg
Gefecht von ReichenbergDatum 21. April 1757 Ort Reichenberg Ausgang Preußischer Sieg Konfliktparteien Preußen Habsburg (Österreich) Befehlshaber Herzog von Braunschweig-Bevern Christian Moritz von Königsegg-Rothenfels Truppenstärke 20.000 26.000 Verluste 181 gefallen (davon 3 Offiziere),
462 verwundet (davon 25 Offiziere).
Insgesamt 643 (28O Offiziere)876 gefallen oder verwundet (davon 2 Generäle, 25 Offiziere)
336 Gefangene (davon 11 Offiziere).
Insgesamt 1212 ( davon 2 Generäle, 36 Offiziere)
Sowie 1 Kanone und 3 Standarten.Siebenjähriger Krieg (1756–1763)
Östlicher KriegsschauplatzLobositz – Prag – Kolin – Groß-Jägersdorf – Moys – Roßbach – Breslau – Leuthen – Zorndorf – Hochkirch – Kay – Kunersdorf – Hoyerswerda – Maxen – Landeshut – Liegnitz – Torgau – Burkersdorf – Reichenbach – Freiberg
Das Gefecht bei Reichenberg fand am 21. April 1757 statt. Im zweiten Jahr des Siebenjährigen Krieges hatte Friedrich II. beschlossen, in Böhmen einzudringen und Prag zu erobern. Sein Heer war in vier Korps eingeteilt. Das 3. unter dem Herzog von Bevern hatte den Auftrag, über Reichenberg vorzudringen, und sich an der Iser mit dem 4. Korps unter dem Feldmarschall Schwerin zu vereinigen.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Bevern's Korp hatte sich bei Zittau versammelt. Es bestand aus 20 Bataillonen und 25 Schwadronen, zusammen gegen 20.000 Mann. Zur Bedeckung eines großen, mit Lebensmitteln beladenen Wagenzuges, der ihm folgen sollte, ließ Bevern drei Bataillone zurück. Er brach am 19. April mit dem Rest von Zittau aus, und lagerte am 20. April bei dem eine Stunde von Reichenberg entfernten Parzdorf hinter einem kleinen Bach. — Die Streitkräfte der Österreicher betrugen 24 Bataillone, 29 Grenadierkompanien, 33 Schwadron und 5 Karabinierkompanien, zusammen gegen 26.000 Mann, darunter 4.500 Reiter. Hiervon standen 12 Bataillone und 14 Grenadierkompanien unter dem General Maquire bei Gabel; 12 Bataillone, 15 Grenadierompanien, 20 Schwadron und 2 Karabinierkompanien, unter dem General Lacy bei Reichenberg; 13 Schwadron. und 3 Karabinierkompanien befanden sich noch mehrere Meilen rückwärts. — Durch die Bewegung des Herzogs von Bevern nach Parzdorf wurde dessen Absicht klar, und das bei Reichenberg stehende österreichische Korps schickte sich an, ihn zu empfangen. Es hatte nach österreichischen Angaben einen ausrückenden Stand von 14,000 Mann und 211 Kanonen, nach preußischen Angaben von 20.000 Mann und wurde von dem Feldzeugmeister Grafen Konigsegg befehligt.
Die Position der Österreicher
Die Stadt Reichenberg besaß keine Ringmauer oder ähnliches; General Lacy hatte sie jedoch während des Winters mit Palisaden und einigen kleinen Werken umgeben. Ganz nahe vor dieser Stadt befinden sich Höhen, die eine sehr vorteilhafte Stellung gegen einen von Friedland vorrückenden Feind bilden. Rechts dehnen sie sich bis an den nahen, stark bewaldeten und unzugänglichen Iserkamm aus; links enden dieselben in einem starken Abhang, an dessen Fuß die Neiße zwischen sumpfigen Ufern fließt. Diese Stellung, auf dem rechten Neißeufer gelegen, war noch durch Verschanzungen verstärkt, mit acht Batterien und einem großen Teil der Geschütze besteht, und daher beinahe unangreifbar. Auf dem linken Ufer der Neiße bis an den ungefähr 3000 Schritt entfernten dicht bewaldeten Jeschkenberg ist das Terrain eben und ganz für Reiterei geeignet. Auf dieser Seite konnte die eben beschriebene Stellung um so mehr umgangen werden, als der von Parzdorf kommende Weg über diese Ebene führte. General Lacy hatte daher auch auf dem linken Ufer der Neiße in der Verlängerung jener Stellung Verschanzungen auswerfen und mit ein Bataillon, elf Grenadierkompanien und einigen Kanonen besetzen lassen. Zwischen dem linken Flügel dieser Schanzen und einem vom Jeschkenberg etwa 100 Schritte entfernten kleinen Gehölz war die österreichische Reiterei in mehreren Treffen aufgestellt, das Wäldchen selbst mit einem unvollendeten Verhau versehen, und mit ein Bataillon und zwei Grenadierkompanien besetzt. Einige Hundert Schritte hinter dem kleinen Gehölz, in gleicher Höhe mit dem Dorf Franzenthal, war an dem Waldrand in zweiter größerer Verhau angelegt, und von zwei Batterien besetzt. — General Maquire hatte die Weisung, falls sich der Herzog von Bevern gegen Reichenberg wenden sollte, mit seinen zwölf Bataillone über Machendorf in den Rücken des Feindes zu marschieren, um diesen zwischen zwei Feuer zu bringen. Diesem gemäß harte er am 20. den General Würben (gemeint ist vermutlich: Graf Karl Wenzel Anton von Wrbna und Freudenthal 1716–1757) mit zwei Bataillonen gegen Kratzau vorausgesandt, in der Absicht, mit den übrigen dahin zu folgen. Da Würben Kratzau bereits vom Feind besetzt fand, marschierte er auf Umwegen über das Gebirge nach Reichenberg, wo er noch vor Anfang des Gefechts am 21. morgens anlangte, und auf den äußersten linken Flügel detaschiert wurde. Das Erscheinen einer österreichischen Abteilung bei Kratzau machte den Herzog von Bevern um seinen Rückraum besorgt. Er schickte daher am 21. April mit Tagesanbruch zwei Bataillone und fünf Schwadron Husaren wieder nach Kratzau zurück. Mit den übrigen 15 Bataillonen und 20 Schwadronen beschloss er, die Österreicher bei Reichenberg anzugreifen.
Die Schlacht
Am Morgen desselben Tages marschierten die Preußen von Parzdorf in zwei Kolonnen unter dem Schutze ihrer Kanonen ab, ohne das die Österreicher eingriffen. Sie überquerten einen Bach auf einer in der Nacht geschlagenen Brücke und formierten sich in der Ebene in Schlachtordnung: 12 Bataillone in erster, 3 Bataillone. und 15 Schwadron Dragoner in 2. Linie; 5 Schwadronen Husaren zur Deckung der rechten Flanke etwas gedeckt in einem Grund. Sofort rückte das preußische Infanterie auf Schussweite der Kanonen vor. Plötzlich öffnete sich sie sich und durch die Zwischenräume brachen die 15 Dragonerschwadrone zum Angriffe der österreichische Reiterei vor. Das im ersten Treffen derselben stehende Dragoner-Regiment „Liechtenstein“, durch den raschen, überlegenen Anfall der Preußen zum Weichen gebracht, riss auch das zweite Treffen mit fort, und wurde über das kleine Gehölz hinaus verfolgt.
Der hier befehligende österreichische Bataillonskommandant bemerkte, dass die preußische Infanterie noch zu weit entfernt war, um ihre Reiterei zu unterstützen. Er benutzte den günstigen Augenblick, und stellte seine Grenadiere an der Seite des Gehölzes in den Rücken der verfolgenden preußischen Reiterei. Das lebhafte Feuer dieser Grenadiere und das Geschützfeuer aus den gegenüberliegenden Verschanzungen zwang die preußische Reiterei, sich in größter Eile auf ihr Fußvolk zurückzuziehen. — Unterdessen hatte sich das Regiment Liechtenstein wieder geordnet, griff nun selbst die preußischen Dragoner an, und verfolgte sie bis an ihr Fußvolk. Allein das Feuer der letzteren und ein gleichzeitiger Angriff der fünf, aus dem Grunde hervorbrechenden Husarenschwadrone gegen die linke Flanke des in Unordnung geratenen Regiments Liechtenstein, das von seinem 2. Treffen nicht unterstützt wurde, machten der geworfenen preußischen Reiterei Luft. Sie ordnete sich wieder, griff die österreichischen Dragoner abermals an und schlug sie zum zweiten Mal in die Flucht. General Porporatti, der die österreichische Reiterei befehligte, fiel hier an der Spitze seiner Reiter. Die in dem kleinen Gehölz stehende österreichische Infanterie war zur Unterstützung des Angriffes ihrer Dragoner vorgerückt, musste aber, nachdem diese auf Rückzuge waren, sich wieder in ihre anfängliche Stellung zurückziehen.
Der Herzog von Bevern erkannte, dass alle seine Angriffe gegen die feindliche Mitte sinnlos sein würden, so lange die Österreicher im Besitz der Verhaue auf ihrem linken Flügel blieben. Während seine Reiterei im Verfolgen der österreichischen begriffen war, ließ er das kleine Gehölz von drei Bataillonen angreifen. Die mit dessen Verteidigung beauftragten Grenadiere zogen sich nach einigem Widerstand in den rückwärtigen großem Verhau zurück. Zu gleicher Zeit rückte die noch aus zwölf Bataillonen bestehende, preußische Linie im Reichweite des österreichischen Geschütze gegen die auf dem linken Neißeufer aufgeworfenen Verschanzungen vor. Die österreichische Besatzung musste sich eiligst zurückziehen. da ihre Reiterei teils durch die im Besitz des Wäldchens befindliche preußische Infanterie, teils durch die wiederholten Angriffe der preußischen Reiterei zum Rückzüge bis hinter Franzenthal genötigt worden war. Dadurch waren die Preußen bereits im Rücken die Verschanzungen angenommen. — Jetzt griffen die drei preußische Bataillone auch den zweiten Verhau an. Die dahinter stehende österreichische Infanterie, welche ihre Reiterei auf der Flucht und die Verschanzungen verlassen sah, gab Feuer, und zog sich hierauf zurück.
Der Rückzug der Österreicher drohte bei der lebhaften Verfolgung des Feindes in eine unordentliche Flucht auszuarten. Der Feldzeugmeister Königsegg versuchte seine geschlagenen Truppen auf den Höhen zwischen Franzenthal und Johannisthal wieder zu ordnen, aber die Preußen ließen ihm hierzu keine Zeit. Nur mit Mühe gelang es ihm, seine Mitte und den linken Flügel auf den Höhen hinter Röchlitz zu sammeln. General Würben zog sich mit seinen zwei Bataillonen über den Jeschkenberg nach Christdorf zurück, wo er die Nacht blieb.
Der rechte Flügel unter dem General Lacy musste, ohne angegriffen zu sein, seine befestigte Stellung verlassen; er zog sich an Reichenberg vorbei gleichfalls auf die Höhen hinter Röchlitz. Das Gefecht hatte von 5 Uhr bis 11 Uhr Morgens gedauert. — Sobald Königsegg sein Korps vereinigt hatte, setzte er seinen Rückzug über Langenbruck bis Liebenau fort, wobei er nur schwach von den Preußen verfolgt wurde. Der Herzog von Bevern übernachtete auf den Höhen von Röchlitz.
Folgen
Der Verlust der Österreicher an Toten, Verwundeten und Gefangenen belief sich auf 1000 Mann. Am meisten hatte das Dragonerregiment Liechtenstein gelitten. Einige Kanonen blieben in Reichenberg stehen. Der Verlust der Preußen wird, offenbar etwas zu gering, mit 300 Mann angegeben.
Die Ursachen des Verlustes dieses Gefechts für die Österreicher sind folgende:
- Königsegg's unrichtige Beurteilung der Stellung bei Reichenberg, indem er den durch Natur und Kunst gleich festen rechten Flügel, auf den am wenigsten ein Angriff zu besorgen war, mit einem großen Teile seines Fußvolks und Geschütze besetzte, während der schwächste und bedrohteste Teil der Stellung, die Mitte, viel zu schwach besetzt war.
- Die Schwäche der österreichischen Reiterei, mit Ausnahme des Liechtenstein'schen Dragonerregiments.
- General Maquire's Nichtbefolgung der ihm erteilten Befehle, indem dieser General sich vor 2 preußische Bataillonen und 5 Schwadronen von Kratzau nach Gabel mit seinen 10 Bataillonen und 14 Grenadierkompanien zurückzog, statt in dem Rücken derselben zu operieren.
Literatur
- Hans Eggert Willibald von der Lühe, Militair-Conversations-Lexikon, Band 7, S. 87 (Digitaölisat)
- Johann Friedrich Constantin von Lossau, Ideale der Kriegführung, in einer Analyse der thaten der grössten Feldherren: Bd. 1.–2. Abth. Friedrich der Grosse. S. 197, (Digitalisat)
- Carl von Decker, Die Schlachten und Hauptgefechte des siebenjährigen Krieges, S. 46, (Digitalisat)
Kategorien:- Schlacht des Siebenjährigen Kriegs
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