Gehörgangsexostose

Gehörgangsexostose
Klassifikation nach ICD-10
H 61.8 Sonstige näher bezeichnete Krankheiten des äußeren Ohres

Exostose im äußeren Gehörgang

ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Als Gehörgangsexostose (im englischen Sprachraum auch Surfer’s ear) wird eine im äußeren Gehörgang auftretende Zubildung kompakter Knochensubstanz (Exostose) bezeichnet, die typischerweise bei Wassersportlern auftritt.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Gehörgangsexostosen. Blick in den verengten äußeren Gehörgang mit dem Otoskop.
Zum Vergleich: Äußerer Gehörgang ohne Veränderungen

Gehörgangsexostosen sind unter Surfern keine Seltenheit: in einer neuseeländischen Studie waren sie bei 73 % der untersuchten Sportler nachweisbar; bei 40 % der Untersuchten betrug die Einengung des Gehörgangs mehr als 50 %.[1] Eine vergleichbare Häufigkeit (Prävalenz) wurde auch bei kalifornischen Surfern[2] berichtet. Aber auch bei anderen Wassersportarten wie dem Wildwasserpaddeln[3] oder dem Apnoetauchen[4] können Gehörgangsexostosen auftreten.

Klinisches Bild und Ursachen

Häufig handelt es sich um einen asymptomatischen Zufallsbefund bei der Otoskopie. Gehörgangsexostosen können jedoch durch Gehörgangsentzündungen, Hörminderung, Ohrgeräusche oder Gehörgangsverlegung durch Ohrenschmalz symptomatisch werden.[5]

Zugrunde liegt wahrscheinlich ein multifaktorielles Geschehen, wobei aber insbesondere das Eindringen kalten Wassers in den äußeren Gehörgang einen Wachstumsreiz für das angrenzende Knochengewebe darstellt.[6][7]

Behandlung und Vorbeugung

Ohrstöpsel für den Wassersport

Zur operativen Abtragung von Exostosen kann ein enauraler oder retroaurikulärer Zugangsweg gewählt werden. Da die chirurgische Behandlung von Exostosen nicht selten mit Komplikationen verbunden ist, wird die Operationsindikation nach strengen Kriterien gestellt. Ein Eingriff wird nur erfolgen, wenn regelmäßig Beschwerden wie rezidivierende Gehörgangsentzündungen auftreten.[5]

Zur Vorbeugung (Prophylaxe) werden für Wassersportler spezielle Ohrstöpsel angeboten. Ob solche Ohrstöpsel die Entstehung von Gehörgangexostosen verhindern können, ist nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt. In einer Untersuchung des postoperativen Langzeitverlaufs von Wassersportlern mit symptomatischen Gehörgangexostosen war der Einsatz von Ohrstöpseln jedoch mit einer verminderten Rezidivrate assoziiert.[8]

Tierwelt

Bei der in arktischen Gewässern lebenden Mützenrobbe (Cystophora cristata) sind Gehörgangsexostosen physiologisch und tragen mit zum Schutz des Gehörorgans bei.[9]

Literatur und Quellen

  • Mlynski et al.: Exostosen des äußeren Gehörgangs HNO. 2008;56:410-6. PMID 17851642

Einzelnachweise

  1. Chaplin & Stewart: The prevalence of exostoses in the external auditory meatus of surfers. Clin Otolaryngol Allied Sci. 1998;23:326-30. PMID 9762494
  2. Wong et al.: Prevalence of external auditory canal exostoses in surfers. Arch Otolaryngol Head Neck Surg. 1999;125:969-72. PMID 10488981
  3. Cooper et al.: External Auditory Canal Exostoses in White Water Kayakers. Br J Sports Med. 2008 Jul 4. ([Epub ahead of print]) PMID 18603582
  4. Sheard & Doherty: Prevalence and severity of external auditory exostoses in breath-hold divers. J Laryngol Otol. 2008;122(11):1162-7. PMID 18346299
  5. a b Mlynski et al.: Exostosen des äußeren Gehörgangs HNO. 2008;56:410-6. PMID 17851642
  6. Kroon et al.: Surfer’s ear: external auditory exostoses are more prevalent in cold water surfers. Otolaryngol Head Neck Surg. 2002;126(5):499-504. PMID 12075223
  7. Ito & Ikeda: Does cold water truly promote diver’s ear? Undersea Hyperb Med. 1998;25(1):59-62. PMID 9566088
  8. Timofeev et al.: Exostoses of the external auditory canal: a long-term follow-up study of surgical treatment. Clin Otolaryngol Allied Sci. 2004;29:588-94. PMID 15533142
  9. Stenfors et al.: Exostoses and cavernous venous formation in the external auditory canal of the hooded seal as a functional physiological organ. Acta Otolaryngol. 2000;120(8):940-3. PMID 11200588
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