- Geldsystem
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Geldsystem bezeichnet die Regeln, die innerhalb eines Wirtschaftssystems auf Geld anzuwenden sind. Dies betrifft vor allem die Art und Weise der Geldschöpfung und den Regulierungsmechanismus des Zinses.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die in modernen Wirtschaftssystemen verwendeten Geldsysteme haben sich im Verlauf der Geschichte immer wieder verändert und dem jeweiligen Wirtschaftssystem angepasst. Geld als solches hat sich in mehreren Schritten immer weiter „entmaterialisiert“, um der Forderung nach immer mehr Flexibilität nachzukommen:
- Wirtschaftsgüter als Tauschmittel
- Gold, Silber, andere Edelmetalle
- Lagerscheine für Edelmetalle
- gedecktes Papiergeld
- ungedecktes Papiergeld
- Buchgeld/Giralgeld
Mit der Flexibilisierung hat sich auch die Art und Weise der Geldschöpfung verändert. Seit der „Streckung“ der Edelmetalle in Münzen muss die Art und Weise, wie Geld in Umlauf kommt, hoheitlich geregelt werden. Oder umgekehrt: seit die Geldschöpfung zentralisiert wurde, ist ein Unterschied zwischen materiellem und nominellen Geldwert möglich. Die im blühenden Hochmittelalter geltenden Brakteaten wurden durch Münzherren geprägt, die sich hierfür die Münzhoheit vom König mit einem Teil der Münzen kaufen mussten. Von Zeit zu Zeit wurden die Münzen für ungültig erklärt und konnten gegen eine prozentuale Gebühr umgetauscht werden, die somit eine Art Steuer darstellte, über die staatliche Bauten finanziert wurden. Später setzten sich wieder echte Edelmetalle und deren Lagerscheine durch, die durch Banken herausgegeben wurden. Diese Lagerscheine wurden dann über eine Zentralbank zu einem nationalen durch Edelmetalle gedecktem Papiergeld vereinheitlicht. Die Deckung wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts immer mehr aufgeweicht. Für den Dollar ist seit 15. August 1971 die Golddeckung offiziell aufgehoben, als immer mehr Nationen ihre Dollarreserven gegen Gold einlösen wollten. Das derzeit geförderte Gold reicht nur zu einem Bruchteil, um die westlichen Währungen zu decken.
Geldschöpfung
Zu unterscheiden sind das Zentralbankgeld und das Giralgeld. Ein Teil des Zentralbankgeldes ist das Bargeld. Das Zentralbankgeld wird von der Zentralbank geschöpft - das Papierbargeld in ihrem Auftrag hergestellt - und an die Geschäftsbanken weiterverliehen. Die Kombination aus Herstellung und Inverkehrbringung wird als Schöpfung bezeichnet. Diesem Zentralbankgeld wird in der Regel der Leitzins auferlegt. Für kurzfristige Kredite gilt der höhere Spitzenrefinanzierungssatz und für Einlagen gilt der niedrigere Einlagesatz. Über die Höhe des Leitzinses wird Einfluss auf die Geldmenge genommen, die den Geschäftsbanken als Mindestreserve und als Bargeld zur Verfügung steht. Auf Basis dieser Geldmenge wird durch die aktive Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken ein Vielfaches als Giralgeld in Umlauf gebracht. Die Zinsgewinne, die aus dem Giralgeld entstehen, fließen den Geschäftsbanken zu, die Zinsgewinne der Zentralbank nach Abzug der Betriebskosten ihren Eigentümern. In der EU sind dies die Notenbanken der Euro-Länder, jedoch auch weitere Länder wie z.B. Großbritannien und Rumänen. Außer den privaten Notenbanken, wie z.B. der italienischen Staatsbank oder der US-amerikanischen Fed, schütten die Zentralbanken ihre Gewinne in der Regel an den jeweiligen Staat aus.
Literatur
- Karl Walker: Das Geld in der Geschichte, Oesch Verlag 1999, ISBN 3-905267-12-8
- Mussel, Gerhard: Grundlagen des Geldwesens. Verlag Wissen und Praxis, ISBN 3-928238-60-4
- Borchert, Manfred, (2003): Geld und Kredit. 7. Auflage, München: Oldenbourg, ISBN 3-486-27420-1
Siehe auch
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